Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

gar ein geschickter Professor der Gottesgelahrtheit verdorben. Doch lief er gern lustigen Spektakels und Possenspielen nach, hatte eine leidenschaftliche Liebe zur Jagd, und raubte sich durch seine beständige Trunkenheit das Vermögen Kinder zu zeugen.

Sein Nachfolger Friedrich, der viel Talent und Energie, aber einen harten despotischen Sinn besaß, verfolgte seine ganze Regierungszeit hindurch, berathen von seinem Kanzler Enzlin, nur einen Plan, nämlich den, die ständischen Rechte und Freyheiten, und besonders den tübingischen Vertrag, zu unterdrücken, und sich unumschränkt zu machen. Aber seine treulosen Entwürfe, - denn er hatte jene Rechte feyerlich bestätigt - gelangen ihm nicht, und Enzlin ward, nach seinem Tode, auf Hohenurach, enthauptet. - Seine Lieblingsbeschäftigung war die Alchymie. Er trieb sie im Grossen, und sie belohnte ihn, wie alle die Thoren, die sich von jeher mit ihr abgegeben haben, und deren es im wirtembergischen noch viele giebt, mit Wind und dem gerechten Spott der Vernünftigen.

gar ein geschickter Professor der Gottesgelahrtheit verdorben. Doch lief er gern lustigen Spektakels und Possenspielen nach, hatte eine leidenschaftliche Liebe zur Jagd, und raubte sich durch seine beständige Trunkenheit das Vermögen Kinder zu zeugen.

Sein Nachfolger Friedrich, der viel Talent und Energie, aber einen harten despotischen Sinn besaß, verfolgte seine ganze Regierungszeit hindurch, berathen von seinem Kanzler Enzlin, nur einen Plan, nämlich den, die ständischen Rechte und Freyheiten, und besonders den tübingischen Vertrag, zu unterdrücken, und sich unumschränkt zu machen. Aber seine treulosen Entwürfe, – denn er hatte jene Rechte feyerlich bestätigt – gelangen ihm nicht, und Enzlin ward, nach seinem Tode, auf Hohenurach, enthauptet. – Seine Lieblingsbeschäftigung war die Alchymie. Er trieb sie im Grossen, und sie belohnte ihn, wie alle die Thoren, die sich von jeher mit ihr abgegeben haben, und deren es im wirtembergischen noch viele giebt, mit Wind und dem gerechten Spott der Vernünftigen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="17"/>
gar ein geschickter Professor der Gottesgelahrtheit verdorben. Doch lief er gern lustigen Spektakels und Possenspielen nach, hatte eine leidenschaftliche Liebe zur Jagd, und raubte sich durch seine beständige Trunkenheit das Vermögen Kinder zu zeugen.</p>
        <p>Sein Nachfolger <hi rendition="#g">Friedrich</hi>, der viel Talent und Energie, aber einen harten despotischen Sinn besaß, verfolgte seine ganze Regierungszeit hindurch, berathen von seinem Kanzler <hi rendition="#g">Enzlin</hi>, nur einen Plan, nämlich den, die ständischen Rechte und Freyheiten, und besonders den tübingischen Vertrag, zu unterdrücken, und sich unumschränkt zu machen. Aber seine treulosen Entwürfe, &#x2013; denn er hatte jene Rechte feyerlich bestätigt &#x2013; gelangen ihm nicht, und <hi rendition="#g">Enzlin</hi> ward, nach seinem Tode, auf <hi rendition="#g">Hohenurach</hi>, enthauptet. &#x2013; Seine Lieblingsbeschäftigung war die Alchymie. Er trieb sie im Grossen, und sie belohnte ihn, wie alle die Thoren, die sich von jeher mit ihr abgegeben haben, und deren es im wirtembergischen noch viele giebt, mit Wind und dem gerechten Spott der Vernünftigen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0017] gar ein geschickter Professor der Gottesgelahrtheit verdorben. Doch lief er gern lustigen Spektakels und Possenspielen nach, hatte eine leidenschaftliche Liebe zur Jagd, und raubte sich durch seine beständige Trunkenheit das Vermögen Kinder zu zeugen. Sein Nachfolger Friedrich, der viel Talent und Energie, aber einen harten despotischen Sinn besaß, verfolgte seine ganze Regierungszeit hindurch, berathen von seinem Kanzler Enzlin, nur einen Plan, nämlich den, die ständischen Rechte und Freyheiten, und besonders den tübingischen Vertrag, zu unterdrücken, und sich unumschränkt zu machen. Aber seine treulosen Entwürfe, – denn er hatte jene Rechte feyerlich bestätigt – gelangen ihm nicht, und Enzlin ward, nach seinem Tode, auf Hohenurach, enthauptet. – Seine Lieblingsbeschäftigung war die Alchymie. Er trieb sie im Grossen, und sie belohnte ihn, wie alle die Thoren, die sich von jeher mit ihr abgegeben haben, und deren es im wirtembergischen noch viele giebt, mit Wind und dem gerechten Spott der Vernünftigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/17
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/17>, abgerufen am 26.04.2024.