Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.liebes Weib! - nun stöhrt nichts mehr unsrer reinen Liebe Wonne!" - "Aber warum, sprach ich schluchzend, mußtet ihr meinen Vater gefangen führen? die Schande der Gefangenschaft wird ihn tödten" "Nein, Nein! Bertha! erwiederte er, - sie wird nur seinen Starrsinn beugen, und wir werden ihn durch Großmuth und Freundlichkeit zur Versöhnung nöthigen. Der Schenk hat's ihm auch bereits gesagt:" "Fürchtet euch nicht, Ritter Hans! sagte er ihm, ihr seyd in der Hand eurer Kinder, die euch um euren Segen bitten, und unter dem Schutze edler Männer, die euren ritterlichen Sinn zu schäzen wissen!" - und darob schien er auch sehr gerührt. Kraft erzählte mir darauf, denn Kunz entfernte sich gleich wieder, nachdem er mir die Siegesbotschaft gebracht hatte, - die Geschichte des Streits. "Hans - sprach er - hat sich seine Sache durch die Menge unnützen Volkes, das er zur Fehde aufbot, selbst verdorben. Hätt er liebes Weib! – nun stöhrt nichts mehr unsrer reinen Liebe Wonne!“ – „Aber warum, sprach ich schluchzend, mußtet ihr meinen Vater gefangen führen? die Schande der Gefangenschaft wird ihn tödten“ „Nein, Nein! Bertha! erwiederte er, – sie wird nur seinen Starrsinn beugen, und wir werden ihn durch Großmuth und Freundlichkeit zur Versöhnung nöthigen. Der Schenk hat’s ihm auch bereits gesagt:“ „Fürchtet euch nicht, Ritter Hans! sagte er ihm, ihr seyd in der Hand eurer Kinder, die euch um euren Segen bitten, und unter dem Schutze edler Männer, die euren ritterlichen Sinn zu schäzen wissen!“ – und darob schien er auch sehr gerührt. Kraft erzählte mir darauf, denn Kunz entfernte sich gleich wieder, nachdem er mir die Siegesbotschaft gebracht hatte, – die Geschichte des Streits. „Hans – sprach er – hat sich seine Sache durch die Menge unnützen Volkes, das er zur Fehde aufbot, selbst verdorben. Hätt er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0093" n="89"/> liebes Weib! – nun stöhrt nichts mehr unsrer reinen Liebe Wonne!“ – „Aber warum, sprach ich schluchzend, mußtet ihr meinen Vater gefangen führen? die Schande der Gefangenschaft wird ihn tödten“ „Nein, Nein! <hi rendition="#g">Bertha</hi>! erwiederte er, – sie wird nur seinen Starrsinn beugen, und wir werden ihn durch Großmuth und Freundlichkeit zur Versöhnung nöthigen. Der <hi rendition="#g">Schenk</hi> hat’s ihm auch bereits gesagt:“ „Fürchtet euch nicht, Ritter <hi rendition="#g">Hans</hi>! sagte er ihm, ihr seyd in der Hand eurer Kinder, die euch um euren Segen bitten, und unter dem Schutze edler Männer, die euren ritterlichen Sinn zu schäzen wissen!“ – und darob schien er auch sehr gerührt.</p> <p><hi rendition="#g">Kraft</hi> erzählte mir darauf, denn <hi rendition="#g">Kunz</hi> entfernte sich gleich wieder, nachdem er mir die Siegesbotschaft gebracht hatte, – die Geschichte des Streits.</p> <p>„<hi rendition="#g">Hans</hi> – sprach er – hat sich seine Sache durch die Menge unnützen Volkes, das er zur Fehde aufbot, selbst verdorben. Hätt er </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0093]
liebes Weib! – nun stöhrt nichts mehr unsrer reinen Liebe Wonne!“ – „Aber warum, sprach ich schluchzend, mußtet ihr meinen Vater gefangen führen? die Schande der Gefangenschaft wird ihn tödten“ „Nein, Nein! Bertha! erwiederte er, – sie wird nur seinen Starrsinn beugen, und wir werden ihn durch Großmuth und Freundlichkeit zur Versöhnung nöthigen. Der Schenk hat’s ihm auch bereits gesagt:“ „Fürchtet euch nicht, Ritter Hans! sagte er ihm, ihr seyd in der Hand eurer Kinder, die euch um euren Segen bitten, und unter dem Schutze edler Männer, die euren ritterlichen Sinn zu schäzen wissen!“ – und darob schien er auch sehr gerührt.
Kraft erzählte mir darauf, denn Kunz entfernte sich gleich wieder, nachdem er mir die Siegesbotschaft gebracht hatte, – die Geschichte des Streits.
„Hans – sprach er – hat sich seine Sache durch die Menge unnützen Volkes, das er zur Fehde aufbot, selbst verdorben. Hätt er
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