Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite
9.

O - Mechthilde! wo nehm ich Worte her, dir meine Wonne zu schildern? - Alles, alles ist gelungen - Kunz und seine Bundesmänner haben gesiegt, - mein Vater hat uns gesegnet - die Kirche ist versöhnt - und im ganzen deutschen Lande ist kein Weib glüklicher als - Bertha. Ich habe zwar große Noth erlitten; aber nun wird die ganze Zukunft meines Lebens voll Lust, Seligkeit und Friede seyn. Das war ein kleiner Kampf, um einen so schönen Sieg. Der Sturm ist nun vorüber, und der heiterste Himmel lacht auf mich herab. - Erwarte einen langen Brief, Mechthilde! Ich hab' dir sehr viel zu erzählen; und zudem, wenn ich freudig bin, kann ich, wie du wohl weißt, nicht aufhören, meine Freude zu ergiessen.

Kummervoll sah' ich dem Tag der Fehde entgegen. Vor Aufgang der Sonne schon war alles schlagfertig und gerüstet in der Burg. Muthwillig nekten sich die Knechte beim vollen Becher in dem Hofe, und die

9.

O – Mechthilde! wo nehm ich Worte her, dir meine Wonne zu schildern? – Alles, alles ist gelungen – Kunz und seine Bundesmänner haben gesiegt, – mein Vater hat uns gesegnet – die Kirche ist versöhnt – und im ganzen deutschen Lande ist kein Weib glüklicher als – Bertha. Ich habe zwar große Noth erlitten; aber nun wird die ganze Zukunft meines Lebens voll Lust, Seligkeit und Friede seyn. Das war ein kleiner Kampf, um einen so schönen Sieg. Der Sturm ist nun vorüber, und der heiterste Himmel lacht auf mich herab. – Erwarte einen langen Brief, Mechthilde! Ich hab’ dir sehr viel zu erzählen; und zudem, wenn ich freudig bin, kann ich, wie du wohl weißt, nicht aufhören, meine Freude zu ergiessen.

Kummervoll sah’ ich dem Tag der Fehde entgegen. Vor Aufgang der Sonne schon war alles schlagfertig und gerüstet in der Burg. Muthwillig nekten sich die Knechte beim vollen Becher in dem Hofe, und die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0088" n="84"/>
        <div n="2">
          <head>9.</head>
          <p>O &#x2013; <hi rendition="#g">Mechthilde</hi>! wo nehm ich Worte her, dir meine Wonne zu schildern? &#x2013; Alles, alles ist gelungen &#x2013; <hi rendition="#g">Kunz</hi> und seine Bundesmänner haben gesiegt, &#x2013; mein Vater hat uns gesegnet &#x2013; die Kirche ist versöhnt &#x2013; und im ganzen deutschen Lande ist kein Weib glüklicher als &#x2013; <hi rendition="#g">Bertha</hi>. Ich habe zwar große Noth erlitten; aber nun wird die ganze Zukunft meines Lebens voll Lust, Seligkeit und Friede seyn. Das war ein kleiner Kampf, um einen so schönen Sieg. Der Sturm ist nun vorüber, und der heiterste Himmel lacht auf mich herab. &#x2013; Erwarte einen langen Brief, <hi rendition="#g">Mechthilde</hi>! Ich hab&#x2019; dir sehr viel zu erzählen; und zudem, wenn ich freudig bin, kann ich, wie du wohl weißt, nicht aufhören, meine Freude zu ergiessen.</p>
          <p>Kummervoll sah&#x2019; ich dem Tag der Fehde entgegen. Vor Aufgang der Sonne schon war alles schlagfertig und gerüstet in der Burg. Muthwillig nekten sich die Knechte beim vollen Becher in dem Hofe, und die
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0088] 9. O – Mechthilde! wo nehm ich Worte her, dir meine Wonne zu schildern? – Alles, alles ist gelungen – Kunz und seine Bundesmänner haben gesiegt, – mein Vater hat uns gesegnet – die Kirche ist versöhnt – und im ganzen deutschen Lande ist kein Weib glüklicher als – Bertha. Ich habe zwar große Noth erlitten; aber nun wird die ganze Zukunft meines Lebens voll Lust, Seligkeit und Friede seyn. Das war ein kleiner Kampf, um einen so schönen Sieg. Der Sturm ist nun vorüber, und der heiterste Himmel lacht auf mich herab. – Erwarte einen langen Brief, Mechthilde! Ich hab’ dir sehr viel zu erzählen; und zudem, wenn ich freudig bin, kann ich, wie du wohl weißt, nicht aufhören, meine Freude zu ergiessen. Kummervoll sah’ ich dem Tag der Fehde entgegen. Vor Aufgang der Sonne schon war alles schlagfertig und gerüstet in der Burg. Muthwillig nekten sich die Knechte beim vollen Becher in dem Hofe, und die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/88
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_bertha_1794/88>, abgerufen am 21.11.2024.