Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.Jener mochte etwa gesagt haben: hätt' ich nur den Pfaffen, daß ich ihn züchtigen könnte für die von ihm bestättigte Winkelehe! - Auf das schliech sich der Hirnheim mit seinen Knappen fort, um an mir armen, wehrlosen Mann ein Meisterstük seines Muthes abzulegen, und drausen auf der Mühle Mordbrennerei zu treiben. Hans war von Erstaunen auser sich, als er mich sah, und vernahm, was geschehen war. Er fieng gewaltig an mit Jörgen in meiner Gegenwart zu zanken, und der Hader nahm so überhand, daß dieser mit seinen Leuten abzog, voll Grimmes, daß Hans sein Bubenstük mißbilligte. Ich ward günstig behandelt, erhielt zu essen und zu trinken, und einen wehrhaften Geleitsmann bis hieher." "Du Pfaff, sprach Hans, als ich mich bei ihm für seine freundliche Bewirthung bedankte, sollst zwar nicht ungestraft dafür bleiben, daß du meine unzüchtige Tochter einem Verführer angetrauet hast; aber ich verabscheue Trug und Hinterlist, und finde dich wohl am hellen Tage in deinem Hause, wenn ich erst die Burg deines Ritters werde verödet haben. Jener mochte etwa gesagt haben: hätt’ ich nur den Pfaffen, daß ich ihn züchtigen könnte für die von ihm bestättigte Winkelehe! – Auf das schliech sich der Hirnheim mit seinen Knappen fort, um an mir armen, wehrlosen Mann ein Meisterstük seines Muthes abzulegen, und drausen auf der Mühle Mordbrennerei zu treiben. Hans war von Erstaunen auser sich, als er mich sah, und vernahm, was geschehen war. Er fieng gewaltig an mit Jörgen in meiner Gegenwart zu zanken, und der Hader nahm so überhand, daß dieser mit seinen Leuten abzog, voll Grimmes, daß Hans sein Bubenstük mißbilligte. Ich ward günstig behandelt, erhielt zu essen und zu trinken, und einen wehrhaften Geleitsmann bis hieher.“ „Du Pfaff, sprach Hans, als ich mich bei ihm für seine freundliche Bewirthung bedankte, sollst zwar nicht ungestraft dafür bleiben, daß du meine unzüchtige Tochter einem Verführer angetrauet hast; aber ich verabscheue Trug und Hinterlist, und finde dich wohl am hellen Tage in deinem Hause, wenn ich erst die Burg deines Ritters werde verödet haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0085" n="81"/> Jener mochte etwa gesagt haben: hätt’ ich nur den Pfaffen, daß ich ihn züchtigen könnte für die von ihm bestättigte Winkelehe! – Auf das schliech sich der <hi rendition="#g">Hirnheim</hi> mit seinen Knappen fort, um an mir armen, wehrlosen Mann ein Meisterstük seines Muthes abzulegen, und drausen auf der Mühle Mordbrennerei zu treiben. <hi rendition="#g">Hans</hi> war von Erstaunen auser sich, als er mich sah, und vernahm, was geschehen war. Er fieng gewaltig an mit <hi rendition="#g">Jörgen</hi> in meiner Gegenwart zu zanken, und der Hader nahm so überhand, daß dieser mit seinen Leuten abzog, voll Grimmes, daß <hi rendition="#g">Hans</hi> sein Bubenstük mißbilligte. Ich ward günstig behandelt, erhielt zu essen und zu trinken, und einen wehrhaften Geleitsmann bis hieher.“ „Du Pfaff, sprach <hi rendition="#g">Hans</hi>, als ich mich bei ihm für seine freundliche Bewirthung bedankte, sollst zwar nicht ungestraft dafür bleiben, daß du meine unzüchtige Tochter einem Verführer angetrauet hast; aber ich verabscheue Trug und Hinterlist, und finde dich wohl am hellen Tage in deinem Hause, wenn ich erst die Burg deines Ritters werde verödet haben. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [81/0085]
Jener mochte etwa gesagt haben: hätt’ ich nur den Pfaffen, daß ich ihn züchtigen könnte für die von ihm bestättigte Winkelehe! – Auf das schliech sich der Hirnheim mit seinen Knappen fort, um an mir armen, wehrlosen Mann ein Meisterstük seines Muthes abzulegen, und drausen auf der Mühle Mordbrennerei zu treiben. Hans war von Erstaunen auser sich, als er mich sah, und vernahm, was geschehen war. Er fieng gewaltig an mit Jörgen in meiner Gegenwart zu zanken, und der Hader nahm so überhand, daß dieser mit seinen Leuten abzog, voll Grimmes, daß Hans sein Bubenstük mißbilligte. Ich ward günstig behandelt, erhielt zu essen und zu trinken, und einen wehrhaften Geleitsmann bis hieher.“ „Du Pfaff, sprach Hans, als ich mich bei ihm für seine freundliche Bewirthung bedankte, sollst zwar nicht ungestraft dafür bleiben, daß du meine unzüchtige Tochter einem Verführer angetrauet hast; aber ich verabscheue Trug und Hinterlist, und finde dich wohl am hellen Tage in deinem Hause, wenn ich erst die Burg deines Ritters werde verödet haben.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |