Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.dein Gesicht verbreitete. Nicht wahr, Bertha! nun hast du mich doch recht lieb? -" Ich konnte kein Wort sprechen, und sah' zur Erde, wie wenn man sich schämt. Mein ganzes Gesicht dünkte mich feurig zu werden. Ich wand meine Hand aus der seinigen los; aber, wie hingezogen, fiel sie auf seinen Schooß. Es war mir bang, einem Mann so nahe zu seyn, und solche Worte zu vernehmen. Und doch vermocht' ich's nicht aufzustehen; denn es war mir doch wohl in seiner Nähe, und ich habe sein schmeichelndes Kosen gern gehört. Er sprach noch viel von seiner Liebe, und schwur mir seine Treue zu. "Ihr seyd betrunken, Kunz! -" war das einzige, was ich stottern konnte. Und das war albern genug. Denn einmal war Kunz in der That nicht betrunken, was wohl die andern Ritter alle gewesen seyn mögen, und dann, wie leicht hätt' er mir's übel deuten können. Denn ich habe dadurch seine Ehre verletzt, weil ein braver Rittersmann, nie Glauben und Treue bricht, sollt' er sie auch im Trunke zugesichert haben. Kunz war aber deß nicht böse. Er umfaßte mit feurigem Ungestümm meinen Arm, und sprach in einem Tone voll Kraft und Nachdruk: dein Gesicht verbreitete. Nicht wahr, Bertha! nun hast du mich doch recht lieb? –“ Ich konnte kein Wort sprechen, und sah’ zur Erde, wie wenn man sich schämt. Mein ganzes Gesicht dünkte mich feurig zu werden. Ich wand meine Hand aus der seinigen los; aber, wie hingezogen, fiel sie auf seinen Schooß. Es war mir bang, einem Mann so nahe zu seyn, und solche Worte zu vernehmen. Und doch vermocht’ ich’s nicht aufzustehen; denn es war mir doch wohl in seiner Nähe, und ich habe sein schmeichelndes Kosen gern gehört. Er sprach noch viel von seiner Liebe, und schwur mir seine Treue zu. „Ihr seyd betrunken, Kunz! –“ war das einzige, was ich stottern konnte. Und das war albern genug. Denn einmal war Kunz in der That nicht betrunken, was wohl die andern Ritter alle gewesen seyn mögen, und dann, wie leicht hätt’ er mir’s übel deuten können. Denn ich habe dadurch seine Ehre verletzt, weil ein braver Rittersmann, nie Glauben und Treue bricht, sollt’ er sie auch im Trunke zugesichert haben. Kunz war aber deß nicht böse. Er umfaßte mit feurigem Ungestümm meinen Arm, und sprach in einem Tone voll Kraft und Nachdruk: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0016" n="12"/> dein Gesicht verbreitete. Nicht wahr, <hi rendition="#g">Bertha</hi>! nun hast du mich doch recht lieb? –“ Ich konnte kein Wort sprechen, und sah’ zur Erde, wie wenn man sich schämt. Mein ganzes Gesicht dünkte mich feurig zu werden. Ich wand meine Hand aus der seinigen los; aber, wie hingezogen, fiel sie auf seinen Schooß. Es war mir bang, einem Mann so nahe zu seyn, und solche Worte zu vernehmen. Und doch vermocht’ ich’s nicht aufzustehen; denn es war mir doch wohl in seiner Nähe, und ich habe sein schmeichelndes Kosen gern gehört. Er sprach noch viel von seiner Liebe, und schwur mir seine Treue zu. „Ihr seyd betrunken, <hi rendition="#g">Kunz</hi>! –“ war das einzige, was ich stottern konnte. Und das war albern genug. Denn einmal war <hi rendition="#g">Kunz</hi> in der That nicht betrunken, was wohl die andern Ritter alle gewesen seyn mögen, und dann, wie leicht hätt’ er mir’s übel deuten können. Denn ich habe dadurch seine Ehre verletzt, weil ein braver Rittersmann, nie Glauben und Treue bricht, sollt’ er sie auch im Trunke zugesichert haben. <hi rendition="#g">Kunz</hi> war aber deß nicht böse. Er umfaßte mit feurigem Ungestümm meinen Arm, und sprach in einem Tone voll Kraft und Nachdruk: </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0016]
dein Gesicht verbreitete. Nicht wahr, Bertha! nun hast du mich doch recht lieb? –“ Ich konnte kein Wort sprechen, und sah’ zur Erde, wie wenn man sich schämt. Mein ganzes Gesicht dünkte mich feurig zu werden. Ich wand meine Hand aus der seinigen los; aber, wie hingezogen, fiel sie auf seinen Schooß. Es war mir bang, einem Mann so nahe zu seyn, und solche Worte zu vernehmen. Und doch vermocht’ ich’s nicht aufzustehen; denn es war mir doch wohl in seiner Nähe, und ich habe sein schmeichelndes Kosen gern gehört. Er sprach noch viel von seiner Liebe, und schwur mir seine Treue zu. „Ihr seyd betrunken, Kunz! –“ war das einzige, was ich stottern konnte. Und das war albern genug. Denn einmal war Kunz in der That nicht betrunken, was wohl die andern Ritter alle gewesen seyn mögen, und dann, wie leicht hätt’ er mir’s übel deuten können. Denn ich habe dadurch seine Ehre verletzt, weil ein braver Rittersmann, nie Glauben und Treue bricht, sollt’ er sie auch im Trunke zugesichert haben. Kunz war aber deß nicht böse. Er umfaßte mit feurigem Ungestümm meinen Arm, und sprach in einem Tone voll Kraft und Nachdruk:
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