Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. lein/ zwischenden Rauhen Cuimen/ wo- selbst ein altes Raub- Schloß.schen dem kleinen und grossen Rauhen Culm: allwo ein altes Raub-Schloß gewesen/ wovon noch viele Gewölber und starcke Mauren vorhanden/ welche ich 1701. besichtiget. Jn diesem Städtlein haben sich 1693. die Weiber wohl signalirt/ dann als sich in dem Marck eine starcke Compagnie Hußaren mit Gewalt Tapffere Weiber im Neustädt- lein.einlogiren/ und die Bürger übel tractiren wolte/ geriethen diese Heldinnen in den Harnisch/ ergrieffen Heu-Mist- und Ofengabeln/ Stangen/ Dröschflegel/ und was ihnen unter die Hand kame/ und schlugen augenblicklich die Hußaren dergestalt zum Städtlein hinaus/ daß diese mit ihren flüchtigen Pferden kaum schnelle ge- nug ausreissen konten/ worauf sie die Thore nach ihnen zusperre- ten. Ferner giebt es noch viele andere und grosse Rücken und Glieder des Fichtelbergs/ welche alle zu erzehlen zu lange Obere Kalte Steinach.wäre. Daher verfügen wir uns wieder über die obere oder kal- te Pfältzische/ und untere oder warme Marggräfische Stei- Untere War- me Stei- nach.nach (allwo 2. Hütten/ in welchen man gläserne Knöpffe und Halß- gehänge von allerley Farben machet/ deren jährlich einige 100. Knöpf-Hüt- ten daselbst/ deren Arbei- ten in die Türckey ver- führet wer- denetc.Centner über Leipzig und Hamburg/ wie auch über Franckfurt und Amsterdam nach Moscau/ Türckey und West-Jndien ver- führet werden) nach dem Ochsenkopff und Bischoffsgrün auf den daselbst gegen Osten stehenden ungemein hohen/ und hart an die hohe Farmleuten stoßenden Schneeberg. Von diesem schrei- bet schon von mehr dann anderthalb hundert Jahren unser offt Schneeberg. daselbst war vor dessen das gantze Jahr Schnee.belobter Herr Brusch/ daß er so hoch sey/ daß man auch über das gantze Jahr Schnee daroben findet/ daher er dann auch den Nahmen habe. Heute zu Tage aber/ da er anfängt entblöset zu werden/ findet man im Sommer keinen Schnee darauf/ wohl aber scharffe Winde. Wiewohl nach des offtermahl gedachten Hr. M. Großens Bericht er doch vom Ochsenkopff an der Höhe weit solle überstiegen werden/ dessen entsetzliche Höhe am allerbesten von der Hohen Farmleuten kan betrachtet werden. Von diesem Berg lassen sich unterschiedliche herrliche Felßen/ auch in die weite Ent- fernung sehen. Von Weissenstadt aus hat man fast 2. Stunden lang hinauff zu gehen/ welcher auch guten theils mit seiner Wal- dung diesseits in den Weissenstädter Forst gehöret. Auf diesen gewal-
Beſchreibung des Fichtelbergs. lein/ zwiſchẽden Rauhen Cuimen/ wo- ſelbſt ein altes Raub- Schloß.ſchen dem kleinen und groſſen Rauhen Culm: allwo ein altes Raub-Schloß geweſen/ wovon noch viele Gewoͤlber und ſtarcke Mauren vorhanden/ welche ich 1701. beſichtiget. Jn dieſem Staͤdtlein haben ſich 1693. die Weiber wohl ſignalirt/ dann als ſich in dem Marck eine ſtarcke Compagnie Hußaren mit Gewalt Tapffere Weiber im Neuſtaͤdt- lein.einlogiren/ und die Buͤrger uͤbel tractiren wolte/ geriethen dieſe Heldinnen in den Harniſch/ ergrieffen Heu-Miſt- und Ofengabeln/ Stangen/ Droͤſchflegel/ und was ihnen unter die Hand kame/ und ſchlugen augenblicklich die Hußaren dergeſtalt zum Staͤdtlein hinaus/ daß dieſe mit ihren fluͤchtigen Pferden kaum ſchnelle ge- nug ausreiſſen konten/ worauf ſie die Thore nach ihnen zuſperre- ten. Ferner giebt es noch viele andere und groſſe Ruͤcken und Glieder des Fichtelbergs/ welche alle zu erzehlen zu lange Obere Kalte Steinach.waͤre. Daher verfuͤgen wir uns wieder uͤber die obere oder kal- te Pfaͤltziſche/ und untere oder warme Marggraͤfiſche Stei- Untere War- me Stei- nach.nach (allwo 2. Huͤtten/ in welchen man glaͤſerne Knoͤpffe und Halß- gehaͤnge von allerley Farben machet/ deren jaͤhrlich einige 100. Knoͤpf-Huͤt- ten daſelbſt/ deren Arbei- ten in die Tuͤrckey ver- fuͤhret wer- denꝛc.Centner uͤber Leipzig und Hamburg/ wie auch uͤber Franckfurt und Amſterdam nach Moſcau/ Tuͤrckey und Weſt-Jndien ver- fuͤhret werden) nach dem Ochſenkopff und Biſchoffsgruͤn auf den daſelbſt gegen Oſten ſtehenden ungemein hohen/ und hart an die hohe Farmleuten ſtoßenden Schneeberg. Von dieſem ſchrei- bet ſchon von mehr dann anderthalb hundert Jahren unſer offt Schneebeꝛg. daſelbſt war vor deſſen das gantze Jahr Schnee.belobter Herr Bruſch/ daß er ſo hoch ſey/ daß man auch uͤber das gantze Jahr Schnee daroben findet/ daher er dann auch den Nahmen habe. Heute zu Tage aber/ da er anfaͤngt entbloͤſet zu werden/ findet man im Sommer keinen Schnee darauf/ wohl aber ſcharffe Winde. Wiewohl nach des offtermahl gedachten Hr. M. Großens Bericht er doch vom Ochſenkopff an der Hoͤhe weit ſolle uͤberſtiegen werden/ deſſen entſetzliche Hoͤhe am allerbeſten von der Hohen Farmleuten kan betrachtet werden. Von dieſem Berg laſſen ſich unterſchiedliche herrliche Felßen/ auch in die weite Ent- fernung ſehen. Von Weiſſenſtadt aus hat man faſt 2. Stunden lang hinauff zu gehen/ welcher auch guten theils mit ſeiner Wal- dung dieſſeits in den Weiſſenſtaͤdter Forſt gehoͤret. Auf dieſen gewal-
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
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Raub-Schloß geweſen/ wovon noch viele Gewoͤlber und ſtarcke
Mauren vorhanden/ welche ich 1701. beſichtiget. Jn dieſem
Staͤdtlein haben ſich 1693. die Weiber wohl ſignalirt/ dann als
ſich in dem Marck eine ſtarcke Compagnie Hußaren mit Gewalt
einlogiren/ und die Buͤrger uͤbel tractiren wolte/ geriethen dieſe
Heldinnen in den Harniſch/ ergrieffen Heu-Miſt- und Ofengabeln/
Stangen/ Droͤſchflegel/ und was ihnen unter die Hand kame/
und ſchlugen augenblicklich die Hußaren dergeſtalt zum Staͤdtlein
hinaus/ daß dieſe mit ihren fluͤchtigen Pferden kaum ſchnelle ge-
nug ausreiſſen konten/ worauf ſie die Thore nach ihnen zuſperre-
ten. Ferner giebt es noch viele andere und groſſe Ruͤcken
und Glieder des Fichtelbergs/ welche alle zu erzehlen zu lange
waͤre. Daher verfuͤgen wir uns wieder uͤber die obere oder kal-
te Pfaͤltziſche/ und untere oder warme Marggraͤfiſche Stei-
nach (allwo 2. Huͤtten/ in welchen man glaͤſerne Knoͤpffe und Halß-
gehaͤnge von allerley Farben machet/ deren jaͤhrlich einige 100.
Centner uͤber Leipzig und Hamburg/ wie auch uͤber Franckfurt
und Amſterdam nach Moſcau/ Tuͤrckey und Weſt-Jndien ver-
fuͤhret werden) nach dem Ochſenkopff und Biſchoffsgruͤn auf
den daſelbſt gegen Oſten ſtehenden ungemein hohen/ und hart an
die hohe Farmleuten ſtoßenden Schneeberg. Von dieſem ſchrei-
bet ſchon von mehr dann anderthalb hundert Jahren unſer offt
belobter Herr Bruſch/ daß er ſo hoch ſey/ daß man auch uͤber
das gantze Jahr Schnee daroben findet/ daher er dann auch den
Nahmen habe. Heute zu Tage aber/ da er anfaͤngt entbloͤſet zu
werden/ findet man im Sommer keinen Schnee darauf/ wohl aber
ſcharffe Winde. Wiewohl nach des offtermahl gedachten Hr.
M. Großens Bericht er doch vom Ochſenkopff an der Hoͤhe weit
ſolle uͤberſtiegen werden/ deſſen entſetzliche Hoͤhe am allerbeſten von
der Hohen Farmleuten kan betrachtet werden. Von dieſem Berg
laſſen ſich unterſchiedliche herrliche Felßen/ auch in die weite Ent-
fernung ſehen. Von Weiſſenſtadt aus hat man faſt 2. Stunden
lang hinauff zu gehen/ welcher auch guten theils mit ſeiner Wal-
dung dieſſeits in den Weiſſenſtaͤdter Forſt gehoͤret. Auf dieſen
gewal-
lein/ zwiſchẽ
den Rauhen
Cuimen/ wo-
ſelbſt ein
altes Raub-
Schloß.
Tapffere
Weiber im
Neuſtaͤdt-
lein.
Obere Kalte
Steinach.
Untere War-
me Stei-
nach.
Knoͤpf-Huͤt-
ten daſelbſt/
deren Arbei-
ten in die
Tuͤrckey ver-
fuͤhret wer-
denꝛc.
Schneebeꝛg.
daſelbſt war
vor deſſen
das gantze
Jahr
Schnee.
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Zitationshilfe: | Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/99>, abgerufen am 07.07.2024. |