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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Jena. Von hier gehet sie auf Dornburg/ allwo sie die Naura
und Fleißa/ und zu Comburg die Jlm in sich nimmt. Darauf
kommet sie in 4. Meilen zur Schule Pforta/ an Naumburg;
lencket sich hernach in 21/2 Meilen an die Sächsische Herzogliche
Ressdenz-Stadt Weissenfelß/ und wieder in 3. Meilen auf Mer-
seburg/ allwo die Geißel sich zu ihr gesellet. Ferner eilet sie in 3.
Meilen auf die Weltberühmte Konigl. Preußisch- und Chur-Bran-
denburgische Vniversität Halle zu/ welche Stadt ohnehin wegen der
trefflichen Salz-Siederey sehr beruffen ist/ alldorten bekommet
sie die grosse Elster/ und unter der Stadt die Salza/ wodurch sie
vermittelst der von Jhro Königl. Majest. zu Preußen/ und Chur-
Fürstl. Durchl. zu Brandenburg Friedrich dem III. Glorwürdig-
digsten Andenckens/ (der auch zugleich den 3. Jul. 1694. die Vniver-
sit
ät allda fundiret/) erbaueten herrlichen Schleußen Schiffreich
gemachet wird/ so/ daß sie eine zahlreiche Flotte von feinen Schif-
fen mit Salz beladen über Gibichenstein einem festen Schloß na-
cher Wettin träget/ (von dannen hingegen besagte Schiffe mit
Steinkohlen angefüllet wieder nacher Halle zurücke gehen/) und
endlich in 5. Meilen auf Alßleben zufliesset/ bey Berenburg die
Wipper und Zitta/ und bey Nienburg die Buda zu sich nimmet/
und darauf vor Calba vorbeygehend unter Gottesgnade zwischen
Rosenburg und Barby nach vier Meilen sich in die Elbe ergiesset.
Worinnen sie ihre Fichtelbergische Schwester die Eger/ so sich schon
zu Leutmeriz in die Elbe gestürtzet/ wieder antrifft/ nach dem sie also
auf die 24. Meilen in unterschiedenen Land- und Graffschafften/ Für-
sten- und Churfürstenthümern herum geschweifft. Nunmehro
haben wir die 4. Haupt-Flüße unsers Fichtelbergs nach allen 4. Thei-
len der Welt durchschiffet/ als den Mayn gegen Abend/ die Nabe
gegen Mittag/ die Eger gegen Morgen/ und die Saale gegen Mit-
ternacht.

Fichtelberg
reich von
guten und
gesunden
Wassern u.
alten Leuten.

Uber diese nebst deren zufliessenden Bächlein ist der Fichtelberg
voll allerhand wunderbahren Ströhmen/ sehr gesunden Bronnen/
und vielerley Qvellen/ deren etliche mit Gold gleich denen gedach-
ten Haupt-Ströhmen/ einige mit Zinn-Steinlein/ Eisen-Erz/ und
mäßigem Salpeter angefüllet seynd/ insgemein seynd sie sehr gesund

zu

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Jena. Von hier gehet ſie auf Dornburg/ allwo ſie die Naura
und Fleißa/ und zu Comburg die Jlm in ſich nimmt. Darauf
kommet ſie in 4. Meilen zur Schule Pforta/ an Naumburg;
lencket ſich hernach in 2½ Meilen an die Saͤchſiſche Herzogliche
Reſſdenz-Stadt Weiſſenfelß/ und wieder in 3. Meilen auf Mer-
ſeburg/ allwo die Geißel ſich zu ihr geſellet. Ferner eilet ſie in 3.
Meilen auf die Weltberuͤhmte Konigl. Preußiſch- und Chur-Bran-
denburgiſche Vniverſitaͤt Halle zu/ welche Stadt ohnehin wegen der
trefflichen Salz-Siederey ſehr beruffen iſt/ alldorten bekommet
ſie die groſſe Elſter/ und unter der Stadt die Salza/ wodurch ſie
vermittelſt der von Jhro Koͤnigl. Majeſt. zu Preußen/ und Chur-
Fuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg Friedrich dem III. Glorwuͤrdig-
digſten Andenckens/ (der auch zugleich den 3. Jul. 1694. die Vniver-
ſit
aͤt allda fundiret/) erbaueten herrlichen Schleußen Schiffreich
gemachet wird/ ſo/ daß ſie eine zahlreiche Flotte von feinen Schif-
fen mit Salz beladen uͤber Gibichenſtein einem feſten Schloß na-
cher Wettin traͤget/ (von dannen hingegen beſagte Schiffe mit
Steinkohlen angefuͤllet wieder nacher Halle zuruͤcke gehen/) und
endlich in 5. Meilen auf Alßleben zuflieſſet/ bey Berenburg die
Wipper und Zitta/ und bey Nienburg die Buda zu ſich nimmet/
und darauf vor Calba vorbeygehend unter Gottesgnade zwiſchen
Roſenburg und Barby nach vier Meilen ſich in die Elbe ergieſſet.
Worinnen ſie ihre Fichtelbergiſche Schweſter die Eger/ ſo ſich ſchon
zu Leutmeriz in die Elbe geſtuͤrtzet/ wieder antrifft/ nach dem ſie alſo
auf die 24. Meilen in unterſchiedenen Land- und Graffſchafften/ Fuͤr-
ſten- und Churfuͤrſtenthuͤmern herum geſchweifft. Nunmehro
haben wir die 4. Haupt-Fluͤße unſers Fichtelbergs nach allen 4. Thei-
len der Welt durchſchiffet/ als den Mayn gegen Abend/ die Nabe
gegen Mittag/ die Eger gegen Morgen/ und die Saale gegen Mit-
ternacht.

Fichtelberg
reich von
guten und
geſunden
Waſſern u.
alten Leuten.

Uber dieſe nebſt deren zuflieſſenden Baͤchlein iſt der Fichtelberg
voll allerhand wunderbahren Stroͤhmen/ ſehr geſunden Bronnen/
und vielerley Qvellen/ deren etliche mit Gold gleich denen gedach-
ten Haupt-Stroͤhmen/ einige mit Zinn-Steinlein/ Eiſen-Erz/ und
maͤßigem Salpeter angefuͤllet ſeynd/ insgemein ſeynd ſie ſehr geſund

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[38/0051] Beſchreibung des Fichtelbergs. Jena. Von hier gehet ſie auf Dornburg/ allwo ſie die Naura und Fleißa/ und zu Comburg die Jlm in ſich nimmt. Darauf kommet ſie in 4. Meilen zur Schule Pforta/ an Naumburg; lencket ſich hernach in 2½ Meilen an die Saͤchſiſche Herzogliche Reſſdenz-Stadt Weiſſenfelß/ und wieder in 3. Meilen auf Mer- ſeburg/ allwo die Geißel ſich zu ihr geſellet. Ferner eilet ſie in 3. Meilen auf die Weltberuͤhmte Konigl. Preußiſch- und Chur-Bran- denburgiſche Vniverſitaͤt Halle zu/ welche Stadt ohnehin wegen der trefflichen Salz-Siederey ſehr beruffen iſt/ alldorten bekommet ſie die groſſe Elſter/ und unter der Stadt die Salza/ wodurch ſie vermittelſt der von Jhro Koͤnigl. Majeſt. zu Preußen/ und Chur- Fuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg Friedrich dem III. Glorwuͤrdig- digſten Andenckens/ (der auch zugleich den 3. Jul. 1694. die Vniver- ſitaͤt allda fundiret/) erbaueten herrlichen Schleußen Schiffreich gemachet wird/ ſo/ daß ſie eine zahlreiche Flotte von feinen Schif- fen mit Salz beladen uͤber Gibichenſtein einem feſten Schloß na- cher Wettin traͤget/ (von dannen hingegen beſagte Schiffe mit Steinkohlen angefuͤllet wieder nacher Halle zuruͤcke gehen/) und endlich in 5. Meilen auf Alßleben zuflieſſet/ bey Berenburg die Wipper und Zitta/ und bey Nienburg die Buda zu ſich nimmet/ und darauf vor Calba vorbeygehend unter Gottesgnade zwiſchen Roſenburg und Barby nach vier Meilen ſich in die Elbe ergieſſet. Worinnen ſie ihre Fichtelbergiſche Schweſter die Eger/ ſo ſich ſchon zu Leutmeriz in die Elbe geſtuͤrtzet/ wieder antrifft/ nach dem ſie alſo auf die 24. Meilen in unterſchiedenen Land- und Graffſchafften/ Fuͤr- ſten- und Churfuͤrſtenthuͤmern herum geſchweifft. Nunmehro haben wir die 4. Haupt-Fluͤße unſers Fichtelbergs nach allen 4. Thei- len der Welt durchſchiffet/ als den Mayn gegen Abend/ die Nabe gegen Mittag/ die Eger gegen Morgen/ und die Saale gegen Mit- ternacht. Uber dieſe nebſt deren zuflieſſenden Baͤchlein iſt der Fichtelberg voll allerhand wunderbahren Stroͤhmen/ ſehr geſunden Bronnen/ und vielerley Qvellen/ deren etliche mit Gold gleich denen gedach- ten Haupt-Stroͤhmen/ einige mit Zinn-Steinlein/ Eiſen-Erz/ und maͤßigem Salpeter angefuͤllet ſeynd/ insgemein ſeynd ſie ſehr geſund zu

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/51>, abgerufen am 02.05.2024.