Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. Religions-Zwistigkeiten sich wiederum getrennet/ da ein Theil der Römischen/ der andere aber der Protestantischen Lehre anhängig worden. GOtt der ein GOtt der Wahrheit und des Friedens ist/ steure künfftig hin allen Jrrthümern/ und gebe aller Orten wah- re Lehrer/ rüste sowohl selbige als Zuhörer mit seinem Heiligen Geist aus/ damit sie über die seeligmachende Wahrheit beständig halten/ sich unter einander in Liebe begegnen/ einer des andern Last trage/ und einer den andern in Sanfftmuth dulte/ GOtt lasse auch die alte Teutsche/ ins besondere ober die berühmt-gewesene Fichtelber- gische Treue/ Redlich- und Auffrichtigkeit in kurtzen wiederum auffkommen und in ihrem ehemaligem Glantz ohne Heucheley von neuem scheinen. Nun wollen wir uns wiederum zu unserm Fichtelberg ver- Häuser B
Beſchreibung des Fichtelbergs. Religions-Zwiſtigkeiten ſich wiederum getrennet/ da ein Theil der Roͤmiſchen/ der andere aber der Proteſtantiſchen Lehre anhaͤngig worden. GOtt der ein GOtt der Wahrheit und des Friedens iſt/ ſteure kuͤnfftig hin allen Jrrthuͤmern/ und gebe aller Orten wah- re Lehrer/ ruͤſte ſowohl ſelbige als Zuhoͤrer mit ſeinem Heiligen Geiſt aus/ damit ſie uͤber die ſeeligmachende Wahrheit beſtaͤndig halten/ ſich unter einander in Liebe begegnen/ einer des andern Laſt trage/ und einer den andern in Sanfftmuth dulte/ GOtt laſſe auch die alte Teutſche/ ins beſondere ober die beruͤhmt-geweſene Fichtelber- giſche Treue/ Redlich- und Auffrichtigkeit in kurtzen wiederum auffkommen und in ihrem ehemaligem Glantz ohne Heucheley von neuem ſcheinen. Nun wollen wir uns wiederum zu unſerm Fichtelberg ver- Haͤuſer B
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
Religions-Zwiſtigkeiten ſich wiederum getrennet/ da ein Theil der
Roͤmiſchen/ der andere aber der Proteſtantiſchen Lehre anhaͤngig
worden. GOtt der ein GOtt der Wahrheit und des Friedens
iſt/ ſteure kuͤnfftig hin allen Jrrthuͤmern/ und gebe aller Orten wah-
re Lehrer/ ruͤſte ſowohl ſelbige als Zuhoͤrer mit ſeinem Heiligen Geiſt
aus/ damit ſie uͤber die ſeeligmachende Wahrheit beſtaͤndig halten/
ſich unter einander in Liebe begegnen/ einer des andern Laſt trage/
und einer den andern in Sanfftmuth dulte/ GOtt laſſe auch die
alte Teutſche/ ins beſondere ober die beruͤhmt-geweſene Fichtelber-
giſche Treue/ Redlich- und Auffrichtigkeit in kurtzen wiederum
auffkommen und in ihrem ehemaligem Glantz ohne Heucheley von
neuem ſcheinen.
Nun wollen wir uns wiederum zu unſerm Fichtelberg ver-
fuͤgen/ und von der Beſchaffenheit/ Natur/ und Eigenſchafft deſ-
ſelben gewiſſe und wahrhaffte Nachricht mehrentheils aus eigener
Erfahrung/ und dann auch aus anderer bewehrten augenſcheinli-
cher Zeugen Beſchreibung darſtellen; Jedennoch zuvor kuͤrtzlich
noch melden/ daß das Norgau jetzo beherrſchet werde 1) von Jh-
ro Churfuͤrſtl. Durchl. zu Pfaltz-Bayern/ 2) von Jhro Hochfuͤrſtl.
Durchl. Brandenburg-Culmbach und Onolzbach/ als beeden
Herren Burggraffen zu Nuͤrmberg/ 3) Ein kleines Theil von dem
Magiſtrat der Stadt Eger/ und dann von dem Magiſtrat zu Nuͤrm-
berg die Stadt Nuͤrmberg/ꝛc. Der Fichtelberg nun ſtoͤßet ge-
gen Auffgang der Sonnen an Boͤhmen/ gegen Niedergang gren-
tzet er an Francken/ gegen Mittag an die Obere Pfaltz/ ſo Baye-
riſch/ gegen Mitternacht aber an Voigtland und Thuͤringen/ und
wie Bruſch ſaget/ ſo ſtrecket er etliche Stuͤcke als Hoͤrner oder
Aeſte aus biß an den Boͤhmer Wald hinan/ daher er auch von etli-
chen nicht unrecht ein Marck-Stein oder Grentze Teutſchlands ge-
gen Boͤhmen genennet worden. Herr M. Johann Matthias
Groß nennet in ſeinen vier herrlichen Troſt-Stroͤhmen mit allem
Recht dieſen Berg einen Berg des HErrn/ dieweil der HErr an
dieſem entſetzlichen hohen Gebuͤrg ſowohl ſeine Allmacht/ Weiß-
heit/ als Guͤtigkeit durch die wunderbahre Hoͤhe/ oͤffters faſt uner-
ſteigliche Felßen/ die mit ſo wunderbahrer Art an etlichen Orten
Haͤuſer
Die jetzi-
ge Landes-
Herrſchafftē
von Noꝛgau.
Fichtelbeꝛgs
Grentzen.
Jſt ein
Marckſtein
zwiſchen
Teutſchland
und Boͤh-
men/ und
heiſſet mit
Recht ein
Berg des
HErrn.
B
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