Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

ganze Weltgeschichte weiß nichts Aehnliches! -- Und dann werden wir an unserm Platz sein.

Wir werden dann diese Aufsichtsführungen uns zu verschaffen wissen -- und dann wird die Zeit unsrer glänzendsten Herrschaft kommen.

Lange Jahrhunderte hindurch haben wir die menschliche Gesellschaft über uns zu täuschen gewußt -- so wird es uns auch nicht an Mitteln fehlen, diese neue Gesellschaft zu täuschen. Wir werden das Regiment über sie in unsere Hände bringen, ohne daß sie ahnt, in welchen Händen es ist.

Und wenn sie gleich auf einige Zeit unsere Kirche abgeschafft haben, so werden wir sie doch in Kurzem wieder herrlich aufbauen.

Denn das bezeugt die Geschichte und alle Erfahrung: es wohnt tief in jeder Menschenbrust ein religiöses Bedürfniß. Ein Bedürfniß, für sich selbst ein höheres Wesen zu fühlen und zugleich ein verwandtes Höchstes über sich anzuerkennen.

Dieses Bedürfniß wird auch in dieser Gesellschaft wieder erwachen, denn der Mensch von heute ist immer noch gleich dem Menschen von Jahrtausenden und bei aller Fähigkeit zu Vervollkommnung ist doch die Menschennatur an sich keiner Veränderung fähig.

Wenn nun dieses religiöse Bedürfniß wieder erwachen, sich zur Geltung bringen und seine alten Rechte fordern

ganze Weltgeschichte weiß nichts Aehnliches! — Und dann werden wir an unserm Platz sein.

Wir werden dann diese Aufsichtsführungen uns zu verschaffen wissen — und dann wird die Zeit unsrer glänzendsten Herrschaft kommen.

Lange Jahrhunderte hindurch haben wir die menschliche Gesellschaft über uns zu täuschen gewußt — so wird es uns auch nicht an Mitteln fehlen, diese neue Gesellschaft zu täuschen. Wir werden das Regiment über sie in unsere Hände bringen, ohne daß sie ahnt, in welchen Händen es ist.

Und wenn sie gleich auf einige Zeit unsere Kirche abgeschafft haben, so werden wir sie doch in Kurzem wieder herrlich aufbauen.

Denn das bezeugt die Geschichte und alle Erfahrung: es wohnt tief in jeder Menschenbrust ein religiöses Bedürfniß. Ein Bedürfniß, für sich selbst ein höheres Wesen zu fühlen und zugleich ein verwandtes Höchstes über sich anzuerkennen.

Dieses Bedürfniß wird auch in dieser Gesellschaft wieder erwachen, denn der Mensch von heute ist immer noch gleich dem Menschen von Jahrtausenden und bei aller Fähigkeit zu Vervollkommnung ist doch die Menschennatur an sich keiner Veränderung fähig.

Wenn nun dieses religiöse Bedürfniß wieder erwachen, sich zur Geltung bringen und seine alten Rechte fordern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0093" n="89"/>
ganze Weltgeschichte weiß nichts Aehnliches! &#x2014; Und dann werden <hi rendition="#g">wir</hi> an unserm Platz sein.</p>
        <p>Wir werden dann diese Aufsichtsführungen uns zu verschaffen wissen &#x2014; und dann wird die Zeit unsrer glänzendsten Herrschaft kommen.</p>
        <p>Lange Jahrhunderte hindurch haben wir die menschliche Gesellschaft über uns zu täuschen gewußt &#x2014; so wird es uns auch nicht an Mitteln fehlen, diese neue Gesellschaft zu täuschen. Wir werden das Regiment über sie in unsere Hände bringen, ohne daß sie ahnt, in welchen Händen es ist.</p>
        <p>Und wenn sie gleich auf einige Zeit unsere Kirche abgeschafft haben, so werden wir sie doch in Kurzem wieder herrlich aufbauen.</p>
        <p>Denn das bezeugt die Geschichte und alle Erfahrung: es wohnt tief in jeder Menschenbrust ein religiöses Bedürfniß. Ein Bedürfniß, für sich selbst ein höheres Wesen zu fühlen und zugleich ein verwandtes Höchstes über sich anzuerkennen.</p>
        <p>Dieses Bedürfniß wird auch in dieser Gesellschaft wieder erwachen, denn der Mensch von heute ist immer noch gleich dem Menschen von Jahrtausenden und bei aller Fähigkeit zu Vervollkommnung ist doch die Menschennatur an sich keiner Veränderung fähig.</p>
        <p>Wenn nun dieses religiöse Bedürfniß wieder erwachen, sich zur Geltung bringen und seine alten Rechte fordern
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0093] ganze Weltgeschichte weiß nichts Aehnliches! — Und dann werden wir an unserm Platz sein. Wir werden dann diese Aufsichtsführungen uns zu verschaffen wissen — und dann wird die Zeit unsrer glänzendsten Herrschaft kommen. Lange Jahrhunderte hindurch haben wir die menschliche Gesellschaft über uns zu täuschen gewußt — so wird es uns auch nicht an Mitteln fehlen, diese neue Gesellschaft zu täuschen. Wir werden das Regiment über sie in unsere Hände bringen, ohne daß sie ahnt, in welchen Händen es ist. Und wenn sie gleich auf einige Zeit unsere Kirche abgeschafft haben, so werden wir sie doch in Kurzem wieder herrlich aufbauen. Denn das bezeugt die Geschichte und alle Erfahrung: es wohnt tief in jeder Menschenbrust ein religiöses Bedürfniß. Ein Bedürfniß, für sich selbst ein höheres Wesen zu fühlen und zugleich ein verwandtes Höchstes über sich anzuerkennen. Dieses Bedürfniß wird auch in dieser Gesellschaft wieder erwachen, denn der Mensch von heute ist immer noch gleich dem Menschen von Jahrtausenden und bei aller Fähigkeit zu Vervollkommnung ist doch die Menschennatur an sich keiner Veränderung fähig. Wenn nun dieses religiöse Bedürfniß wieder erwachen, sich zur Geltung bringen und seine alten Rechte fordern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/93
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/93>, abgerufen am 23.11.2024.