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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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wären seiner Mahnung alle beigesprungen -- und viel Hundert Arme wären plötzlich aufgestanden wie ein Mann und hätten ihr Recht gefordert von den Reichen -- was hätten sie denn beginnen wollen im ersten Schrecken? Nun büßen jene armen Brüder traurig ihre Kühnheit; und wenn nun ich daran Schuld wäre? Sie hatten Vertrauen zu mir, sonst hätten sie ja an einen Andern von uns ihre Mahnung schicken können -- und ich habe ihr Vertrauen gemißbraucht -- ach, das ist ein häßlicher Vorwurf -- --"

"Franz, um Gottes Willen, Deine Gefühle verirren sich gräßlich, Deine Gedanken werden wirr --"

"Und laß' mich Alles sagen, dann richte, ob es mir nicht zu vergeben, wenn es so wäre, daß meine Seele die gewohnten Gedankengänge verlernte. -- Du kennst ja Paulinen, Du bist ihr Lehrer gewesen -- ich liebe sie -- ja, ja -- und sie liebt mich auch!"

"Die Tochter des Fabrikherrn?" rief Gustav in äußerster Erschütterung.

"Ja, und wer anders ist Schuld daran als Du? Du hast ihr Mitleid gelehrt mit den Armen und Gleichheit der Menschen -- und so bist Du es, dem wir unsre Seligkeit und unsern Jammer danken!"

Es verging lange Zeit, bevor die Brüder wieder zusammensprachen, sie waren Beide zu schmerzlich bis in ihre innersten Seelentiefen durchschüttert. Der Eine von der

wären seiner Mahnung alle beigesprungen — und viel Hundert Arme wären plötzlich aufgestanden wie ein Mann und hätten ihr Recht gefordert von den Reichen — was hätten sie denn beginnen wollen im ersten Schrecken? Nun büßen jene armen Brüder traurig ihre Kühnheit; und wenn nun ich daran Schuld wäre? Sie hatten Vertrauen zu mir, sonst hätten sie ja an einen Andern von uns ihre Mahnung schicken können — und ich habe ihr Vertrauen gemißbraucht — ach, das ist ein häßlicher Vorwurf — —“

„Franz, um Gottes Willen, Deine Gefühle verirren sich gräßlich, Deine Gedanken werden wirr —“

„Und laß’ mich Alles sagen, dann richte, ob es mir nicht zu vergeben, wenn es so wäre, daß meine Seele die gewohnten Gedankengänge verlernte. — Du kennst ja Paulinen, Du bist ihr Lehrer gewesen — ich liebe sie — ja, ja — und sie liebt mich auch!“

„Die Tochter des Fabrikherrn?“ rief Gustav in äußerster Erschütterung.

„Ja, und wer anders ist Schuld daran als Du? Du hast ihr Mitleid gelehrt mit den Armen und Gleichheit der Menschen — und so bist Du es, dem wir unsre Seligkeit und unsern Jammer danken!“

Es verging lange Zeit, bevor die Brüder wieder zusammensprachen, sie waren Beide zu schmerzlich bis in ihre innersten Seelentiefen durchschüttert. Der Eine von der

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[36/0040] wären seiner Mahnung alle beigesprungen — und viel Hundert Arme wären plötzlich aufgestanden wie ein Mann und hätten ihr Recht gefordert von den Reichen — was hätten sie denn beginnen wollen im ersten Schrecken? Nun büßen jene armen Brüder traurig ihre Kühnheit; und wenn nun ich daran Schuld wäre? Sie hatten Vertrauen zu mir, sonst hätten sie ja an einen Andern von uns ihre Mahnung schicken können — und ich habe ihr Vertrauen gemißbraucht — ach, das ist ein häßlicher Vorwurf — —“ „Franz, um Gottes Willen, Deine Gefühle verirren sich gräßlich, Deine Gedanken werden wirr —“ „Und laß’ mich Alles sagen, dann richte, ob es mir nicht zu vergeben, wenn es so wäre, daß meine Seele die gewohnten Gedankengänge verlernte. — Du kennst ja Paulinen, Du bist ihr Lehrer gewesen — ich liebe sie — ja, ja — und sie liebt mich auch!“ „Die Tochter des Fabrikherrn?“ rief Gustav in äußerster Erschütterung. „Ja, und wer anders ist Schuld daran als Du? Du hast ihr Mitleid gelehrt mit den Armen und Gleichheit der Menschen — und so bist Du es, dem wir unsre Seligkeit und unsern Jammer danken!“ Es verging lange Zeit, bevor die Brüder wieder zusammensprachen, sie waren Beide zu schmerzlich bis in ihre innersten Seelentiefen durchschüttert. Der Eine von der

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/40>, abgerufen am 23.11.2024.