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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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kosten -- wir wenigstens wollen kein Blut vergießen! Die armen Leute müssen barmherzig sein, sonst dürfen sie die Reichen, die es nicht waren, auch nicht zur Rechenschaft fordern!"

Mit erneuter Wuth drangen nun die wilden Rotten auf das Haus ein -- alle Versuche zur Gegenwehr waren fruchtlos -- endlich waren die verrammelten Thüren doch aufgestoßen und ungehindert strömten die rasenden Aufrührer hinein. In blinder Rachewuth zertrümmerten sie unter Lachen und Fluchen die Spiegel, alle Meubles und alles Geräthe. Der roheste Spott ward damit getrieben, der schrecklichste Vandalismus machte sich geltend.

Franz war mit Einer der Ersten, die in das Haus gestürmt, nicht um mit zu zerstören, sondern um zu retten. Da er die Wüthenden einmal nicht hatte zurückhalten können, so wollte er wenigstens nun nicht zurückbleiben, wo er vielleicht Paulinen gegen diese Entsetzlichen beschirmen konnte.

Er wußte den Weg zu ihrem Zimmer -- er lief hinauf -- die Thüre war schon aufgerissen -- da stand sie allein vielen rohen Männern gegenüber. Zwei von ihnen waren trunken und wollten sie umfassen, August aber hielt die Axt vor sie hin und schrie:

"Rührt sie nicht an -- sie hat uns Nichts zu Leide

kosten — wir wenigstens wollen kein Blut vergießen! Die armen Leute müssen barmherzig sein, sonst dürfen sie die Reichen, die es nicht waren, auch nicht zur Rechenschaft fordern!“

Mit erneuter Wuth drangen nun die wilden Rotten auf das Haus ein — alle Versuche zur Gegenwehr waren fruchtlos — endlich waren die verrammelten Thüren doch aufgestoßen und ungehindert strömten die rasenden Aufrührer hinein. In blinder Rachewuth zertrümmerten sie unter Lachen und Fluchen die Spiegel, alle Meubles und alles Geräthe. Der roheste Spott ward damit getrieben, der schrecklichste Vandalismus machte sich geltend.

Franz war mit Einer der Ersten, die in das Haus gestürmt, nicht um mit zu zerstören, sondern um zu retten. Da er die Wüthenden einmal nicht hatte zurückhalten können, so wollte er wenigstens nun nicht zurückbleiben, wo er vielleicht Paulinen gegen diese Entsetzlichen beschirmen konnte.

Er wußte den Weg zu ihrem Zimmer — er lief hinauf — die Thüre war schon aufgerissen — da stand sie allein vielen rohen Männern gegenüber. Zwei von ihnen waren trunken und wollten sie umfassen, August aber hielt die Axt vor sie hin und schrie:

„Rührt sie nicht an — sie hat uns Nichts zu Leide

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[166/0170] kosten — wir wenigstens wollen kein Blut vergießen! Die armen Leute müssen barmherzig sein, sonst dürfen sie die Reichen, die es nicht waren, auch nicht zur Rechenschaft fordern!“ Mit erneuter Wuth drangen nun die wilden Rotten auf das Haus ein — alle Versuche zur Gegenwehr waren fruchtlos — endlich waren die verrammelten Thüren doch aufgestoßen und ungehindert strömten die rasenden Aufrührer hinein. In blinder Rachewuth zertrümmerten sie unter Lachen und Fluchen die Spiegel, alle Meubles und alles Geräthe. Der roheste Spott ward damit getrieben, der schrecklichste Vandalismus machte sich geltend. Franz war mit Einer der Ersten, die in das Haus gestürmt, nicht um mit zu zerstören, sondern um zu retten. Da er die Wüthenden einmal nicht hatte zurückhalten können, so wollte er wenigstens nun nicht zurückbleiben, wo er vielleicht Paulinen gegen diese Entsetzlichen beschirmen konnte. Er wußte den Weg zu ihrem Zimmer — er lief hinauf — die Thüre war schon aufgerissen — da stand sie allein vielen rohen Männern gegenüber. Zwei von ihnen waren trunken und wollten sie umfassen, August aber hielt die Axt vor sie hin und schrie: „Rührt sie nicht an — sie hat uns Nichts zu Leide

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/170>, abgerufen am 12.05.2024.