Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Vergeltung bringen -- nun durfte er sie nicht verlassen in der Stunde der Gefahr, da sie ihn nicht verlassen hatten -- nun hatte diese Alle eng verbrüdert. Er mußte mit ihnen stehen und fallen, siegen und verderben oder sterben. Das fühlte er klar. Und Pauline? Welche Gefahren konnten ihr jetzt drohen? Wer sollte sie schirmen und schützen, wenn nicht er?

"Komm August!" rief er jetzt, indem er auf diesen zueilte. "Komm! Da ich das Verderben einmal nicht aufhalten konnte, das jetzt hereingebrochen, so wollen wir's auch redlich theilen! Nur stellt mich nicht hin zur blinden Zerstörung, ich mag nicht kämpfen mit wehrlosen Dingen! Aber wo Gefahr ist, da laßt mich sein -- ich gehöre zu Euch, denn Ihr habt mich frei gemacht, und konnt' ich Euch im Leben nicht mehr nützen -- wollte nun nur Gott, ich könnt's mit meinem Tod!"

Ein Wagen näherte sich der Fabrik und wollte durch ein Gedränge von Männern, Weibern und Kindern nach den Wohnhause zu -- aber die Menge fiel den Pferden in die Zügel, zerhieb die Stränge und rief: "Auch die Pferde sollen heute frei sein, wenn sie's gleich im Leben besser gehabt haben als wir!"

Dann ward der Kutscher verspottet, der entsetzt vom Bocke sprang und den Pferden nachsah. Elisabeth hatte

Vergeltung bringen — nun durfte er sie nicht verlassen in der Stunde der Gefahr, da sie ihn nicht verlassen hatten — nun hatte diese Alle eng verbrüdert. Er mußte mit ihnen stehen und fallen, siegen und verderben oder sterben. Das fühlte er klar. Und Pauline? Welche Gefahren konnten ihr jetzt drohen? Wer sollte sie schirmen und schützen, wenn nicht er?

„Komm August!“ rief er jetzt, indem er auf diesen zueilte. „Komm! Da ich das Verderben einmal nicht aufhalten konnte, das jetzt hereingebrochen, so wollen wir’s auch redlich theilen! Nur stellt mich nicht hin zur blinden Zerstörung, ich mag nicht kämpfen mit wehrlosen Dingen! Aber wo Gefahr ist, da laßt mich sein — ich gehöre zu Euch, denn Ihr habt mich frei gemacht, und konnt’ ich Euch im Leben nicht mehr nützen — wollte nun nur Gott, ich könnt’s mit meinem Tod!“

Ein Wagen näherte sich der Fabrik und wollte durch ein Gedränge von Männern, Weibern und Kindern nach den Wohnhause zu — aber die Menge fiel den Pferden in die Zügel, zerhieb die Stränge und rief: „Auch die Pferde sollen heute frei sein, wenn sie’s gleich im Leben besser gehabt haben als wir!“

Dann ward der Kutscher verspottet, der entsetzt vom Bocke sprang und den Pferden nachsah. Elisabeth hatte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0160" n="156"/>
Vergeltung bringen &#x2014; nun durfte er sie nicht verlassen in der Stunde der Gefahr, da sie ihn nicht verlassen hatten &#x2014; nun hatte diese Alle eng verbrüdert. Er mußte mit ihnen stehen und fallen, siegen und verderben oder sterben. Das fühlte er klar. Und Pauline? Welche Gefahren konnten ihr jetzt drohen? Wer sollte sie schirmen und schützen, wenn nicht er?</p>
        <p>&#x201E;Komm August!&#x201C; rief er jetzt, indem er auf diesen zueilte. &#x201E;Komm! Da ich das Verderben einmal nicht aufhalten konnte, das jetzt hereingebrochen, so wollen wir&#x2019;s auch redlich theilen! Nur stellt mich nicht hin zur blinden Zerstörung, ich mag nicht kämpfen mit wehrlosen Dingen! Aber wo Gefahr ist, da laßt mich sein &#x2014; ich gehöre zu Euch, denn Ihr habt mich frei gemacht, und konnt&#x2019; ich Euch im Leben nicht mehr nützen &#x2014; wollte nun nur Gott, ich könnt&#x2019;s mit meinem Tod!&#x201C;</p>
        <p>Ein Wagen näherte sich der Fabrik und wollte durch ein Gedränge von Männern, Weibern und Kindern nach den Wohnhause zu &#x2014; aber die Menge fiel den Pferden in die Zügel, zerhieb die Stränge und rief: &#x201E;Auch die Pferde sollen heute frei sein, wenn sie&#x2019;s gleich im Leben besser gehabt haben als wir!&#x201C;</p>
        <p>Dann ward der Kutscher verspottet, der entsetzt vom Bocke sprang und den Pferden nachsah. Elisabeth hatte
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0160] Vergeltung bringen — nun durfte er sie nicht verlassen in der Stunde der Gefahr, da sie ihn nicht verlassen hatten — nun hatte diese Alle eng verbrüdert. Er mußte mit ihnen stehen und fallen, siegen und verderben oder sterben. Das fühlte er klar. Und Pauline? Welche Gefahren konnten ihr jetzt drohen? Wer sollte sie schirmen und schützen, wenn nicht er? „Komm August!“ rief er jetzt, indem er auf diesen zueilte. „Komm! Da ich das Verderben einmal nicht aufhalten konnte, das jetzt hereingebrochen, so wollen wir’s auch redlich theilen! Nur stellt mich nicht hin zur blinden Zerstörung, ich mag nicht kämpfen mit wehrlosen Dingen! Aber wo Gefahr ist, da laßt mich sein — ich gehöre zu Euch, denn Ihr habt mich frei gemacht, und konnt’ ich Euch im Leben nicht mehr nützen — wollte nun nur Gott, ich könnt’s mit meinem Tod!“ Ein Wagen näherte sich der Fabrik und wollte durch ein Gedränge von Männern, Weibern und Kindern nach den Wohnhause zu — aber die Menge fiel den Pferden in die Zügel, zerhieb die Stränge und rief: „Auch die Pferde sollen heute frei sein, wenn sie’s gleich im Leben besser gehabt haben als wir!“ Dann ward der Kutscher verspottet, der entsetzt vom Bocke sprang und den Pferden nachsah. Elisabeth hatte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/160
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/160>, abgerufen am 23.11.2024.