Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.Vergeltung bringen -- nun durfte er sie nicht verlassen in der Stunde der Gefahr, da sie ihn nicht verlassen hatten -- nun hatte diese Alle eng verbrüdert. Er mußte mit ihnen stehen und fallen, siegen und verderben oder sterben. Das fühlte er klar. Und Pauline? Welche Gefahren konnten ihr jetzt drohen? Wer sollte sie schirmen und schützen, wenn nicht er? "Komm August!" rief er jetzt, indem er auf diesen zueilte. "Komm! Da ich das Verderben einmal nicht aufhalten konnte, das jetzt hereingebrochen, so wollen wir's auch redlich theilen! Nur stellt mich nicht hin zur blinden Zerstörung, ich mag nicht kämpfen mit wehrlosen Dingen! Aber wo Gefahr ist, da laßt mich sein -- ich gehöre zu Euch, denn Ihr habt mich frei gemacht, und konnt' ich Euch im Leben nicht mehr nützen -- wollte nun nur Gott, ich könnt's mit meinem Tod!" Ein Wagen näherte sich der Fabrik und wollte durch ein Gedränge von Männern, Weibern und Kindern nach den Wohnhause zu -- aber die Menge fiel den Pferden in die Zügel, zerhieb die Stränge und rief: "Auch die Pferde sollen heute frei sein, wenn sie's gleich im Leben besser gehabt haben als wir!" Dann ward der Kutscher verspottet, der entsetzt vom Bocke sprang und den Pferden nachsah. Elisabeth hatte Vergeltung bringen — nun durfte er sie nicht verlassen in der Stunde der Gefahr, da sie ihn nicht verlassen hatten — nun hatte diese Alle eng verbrüdert. Er mußte mit ihnen stehen und fallen, siegen und verderben oder sterben. Das fühlte er klar. Und Pauline? Welche Gefahren konnten ihr jetzt drohen? Wer sollte sie schirmen und schützen, wenn nicht er? „Komm August!“ rief er jetzt, indem er auf diesen zueilte. „Komm! Da ich das Verderben einmal nicht aufhalten konnte, das jetzt hereingebrochen, so wollen wir’s auch redlich theilen! Nur stellt mich nicht hin zur blinden Zerstörung, ich mag nicht kämpfen mit wehrlosen Dingen! Aber wo Gefahr ist, da laßt mich sein — ich gehöre zu Euch, denn Ihr habt mich frei gemacht, und konnt’ ich Euch im Leben nicht mehr nützen — wollte nun nur Gott, ich könnt’s mit meinem Tod!“ Ein Wagen näherte sich der Fabrik und wollte durch ein Gedränge von Männern, Weibern und Kindern nach den Wohnhause zu — aber die Menge fiel den Pferden in die Zügel, zerhieb die Stränge und rief: „Auch die Pferde sollen heute frei sein, wenn sie’s gleich im Leben besser gehabt haben als wir!“ Dann ward der Kutscher verspottet, der entsetzt vom Bocke sprang und den Pferden nachsah. Elisabeth hatte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0160" n="156"/> Vergeltung bringen — nun durfte er sie nicht verlassen in der Stunde der Gefahr, da sie ihn nicht verlassen hatten — nun hatte diese Alle eng verbrüdert. Er mußte mit ihnen stehen und fallen, siegen und verderben oder sterben. Das fühlte er klar. Und Pauline? Welche Gefahren konnten ihr jetzt drohen? Wer sollte sie schirmen und schützen, wenn nicht er?</p> <p>„Komm August!“ rief er jetzt, indem er auf diesen zueilte. „Komm! Da ich das Verderben einmal nicht aufhalten konnte, das jetzt hereingebrochen, so wollen wir’s auch redlich theilen! Nur stellt mich nicht hin zur blinden Zerstörung, ich mag nicht kämpfen mit wehrlosen Dingen! Aber wo Gefahr ist, da laßt mich sein — ich gehöre zu Euch, denn Ihr habt mich frei gemacht, und konnt’ ich Euch im Leben nicht mehr nützen — wollte nun nur Gott, ich könnt’s mit meinem Tod!“</p> <p>Ein Wagen näherte sich der Fabrik und wollte durch ein Gedränge von Männern, Weibern und Kindern nach den Wohnhause zu — aber die Menge fiel den Pferden in die Zügel, zerhieb die Stränge und rief: „Auch die Pferde sollen heute frei sein, wenn sie’s gleich im Leben besser gehabt haben als wir!“</p> <p>Dann ward der Kutscher verspottet, der entsetzt vom Bocke sprang und den Pferden nachsah. Elisabeth hatte </p> </div> </body> </text> </TEI> [156/0160]
Vergeltung bringen — nun durfte er sie nicht verlassen in der Stunde der Gefahr, da sie ihn nicht verlassen hatten — nun hatte diese Alle eng verbrüdert. Er mußte mit ihnen stehen und fallen, siegen und verderben oder sterben. Das fühlte er klar. Und Pauline? Welche Gefahren konnten ihr jetzt drohen? Wer sollte sie schirmen und schützen, wenn nicht er?
„Komm August!“ rief er jetzt, indem er auf diesen zueilte. „Komm! Da ich das Verderben einmal nicht aufhalten konnte, das jetzt hereingebrochen, so wollen wir’s auch redlich theilen! Nur stellt mich nicht hin zur blinden Zerstörung, ich mag nicht kämpfen mit wehrlosen Dingen! Aber wo Gefahr ist, da laßt mich sein — ich gehöre zu Euch, denn Ihr habt mich frei gemacht, und konnt’ ich Euch im Leben nicht mehr nützen — wollte nun nur Gott, ich könnt’s mit meinem Tod!“
Ein Wagen näherte sich der Fabrik und wollte durch ein Gedränge von Männern, Weibern und Kindern nach den Wohnhause zu — aber die Menge fiel den Pferden in die Zügel, zerhieb die Stränge und rief: „Auch die Pferde sollen heute frei sein, wenn sie’s gleich im Leben besser gehabt haben als wir!“
Dann ward der Kutscher verspottet, der entsetzt vom Bocke sprang und den Pferden nachsah. Elisabeth hatte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-23T11:52:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |