Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.Arbeiter widersetzen sich -- sie sind alle bewaffnet gekommen, und statt an die Arbeit zu gehen, sind sie jetzt Alle dabei, die Maschinen zu zerstören -- dabei fluchen und schimpfen sie und singen gotteslästerliche Lieder, daß es ein Gräuel ist -- ach, und das Allerärgste dabei bleibt doch -- --" "Nun was denn, was kann es noch Schlimmeres geben? Wo ist mein Vater -- rede heraus und sage Alles!" "Der Herr ist unten und wagt sich nicht heraus -- aber was ich meine, das ist --: Wilhelm führt die ganze Bande an! Ach, das hätt' ich doch in meinem Leben nicht gedacht!" "Und Franz?" "Von dem weiß ich Nichts." "Ich muß mit meinem Vater sprechen," sagte Pauline, zog schnell einen dunkeln Morgenüberrock über und steckte die halb aufgelösten, goldenen Hagre unter ein Häubchen hinauf; dann eilte sie die Treppe hinab und in das Comptoir. Herr Felchner war ganz außer Fassung -- er hatte so zu sagen von dem ungeahnten plötzlichen Schrecken den Kopf ganz und gar verloren. Vor sich hinstaunend, die Hände auf den Rücken rannte er jetzt im Zimmer hin und her. Eine furchtbare Angst und Verzagtheit hatte ihn ergriffen. Arbeiter widersetzen sich — sie sind alle bewaffnet gekommen, und statt an die Arbeit zu gehen, sind sie jetzt Alle dabei, die Maschinen zu zerstören — dabei fluchen und schimpfen sie und singen gotteslästerliche Lieder, daß es ein Gräuel ist — ach, und das Allerärgste dabei bleibt doch — —“ „Nun was denn, was kann es noch Schlimmeres geben? Wo ist mein Vater — rede heraus und sage Alles!“ „Der Herr ist unten und wagt sich nicht heraus — aber was ich meine, das ist —: Wilhelm führt die ganze Bande an! Ach, das hätt’ ich doch in meinem Leben nicht gedacht!“ „Und Franz?“ „Von dem weiß ich Nichts.“ „Ich muß mit meinem Vater sprechen,“ sagte Pauline, zog schnell einen dunkeln Morgenüberrock über und steckte die halb aufgelösten, goldenen Hagre unter ein Häubchen hinauf; dann eilte sie die Treppe hinab und in das Comptoir. Herr Felchner war ganz außer Fassung — er hatte so zu sagen von dem ungeahnten plötzlichen Schrecken den Kopf ganz und gar verloren. Vor sich hinstaunend, die Hände auf den Rücken rannte er jetzt im Zimmer hin und her. Eine furchtbare Angst und Verzagtheit hatte ihn ergriffen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="135"/> Arbeiter widersetzen sich — sie sind alle bewaffnet gekommen, und statt an die Arbeit zu gehen, sind sie jetzt Alle dabei, die Maschinen zu zerstören — dabei fluchen und schimpfen sie und singen gotteslästerliche Lieder, daß es ein Gräuel ist — ach, und das Allerärgste dabei bleibt doch — —“</p> <p>„Nun was denn, was kann es noch Schlimmeres geben? Wo ist mein Vater — rede heraus und sage Alles!“</p> <p>„Der Herr ist unten und wagt sich nicht heraus — aber was ich meine, das ist —: Wilhelm führt die ganze Bande an! Ach, das hätt’ ich doch in meinem Leben nicht gedacht!“</p> <p>„Und Franz?“</p> <p>„Von dem weiß ich Nichts.“</p> <p>„Ich muß mit meinem Vater sprechen,“ sagte Pauline, zog schnell einen dunkeln Morgenüberrock über und steckte die halb aufgelösten, goldenen Hagre unter ein Häubchen hinauf; dann eilte sie die Treppe hinab und in das Comptoir.</p> <p>Herr Felchner war ganz außer Fassung — er hatte so zu sagen von dem ungeahnten plötzlichen Schrecken den Kopf ganz und gar verloren. Vor sich hinstaunend, die Hände auf den Rücken rannte er jetzt im Zimmer hin und her. Eine furchtbare Angst und Verzagtheit hatte ihn ergriffen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0139]
Arbeiter widersetzen sich — sie sind alle bewaffnet gekommen, und statt an die Arbeit zu gehen, sind sie jetzt Alle dabei, die Maschinen zu zerstören — dabei fluchen und schimpfen sie und singen gotteslästerliche Lieder, daß es ein Gräuel ist — ach, und das Allerärgste dabei bleibt doch — —“
„Nun was denn, was kann es noch Schlimmeres geben? Wo ist mein Vater — rede heraus und sage Alles!“
„Der Herr ist unten und wagt sich nicht heraus — aber was ich meine, das ist —: Wilhelm führt die ganze Bande an! Ach, das hätt’ ich doch in meinem Leben nicht gedacht!“
„Und Franz?“
„Von dem weiß ich Nichts.“
„Ich muß mit meinem Vater sprechen,“ sagte Pauline, zog schnell einen dunkeln Morgenüberrock über und steckte die halb aufgelösten, goldenen Hagre unter ein Häubchen hinauf; dann eilte sie die Treppe hinab und in das Comptoir.
Herr Felchner war ganz außer Fassung — er hatte so zu sagen von dem ungeahnten plötzlichen Schrecken den Kopf ganz und gar verloren. Vor sich hinstaunend, die Hände auf den Rücken rannte er jetzt im Zimmer hin und her. Eine furchtbare Angst und Verzagtheit hatte ihn ergriffen.
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