Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.nicht gekommen. Man setzte sich zur Tafel und er war noch immer nicht da -- Elisabeth ward blässer und stiller und suchte dann doch wieder durch lebhafteres Sprechen ihre innere Unruhe zu verbergen. Eduin stürzte in seinem Unmuthe manches Glas Wein hinunter und ward dadurch nur immer ungeduldiger. Die Gräfin Hohenthal sah sehr kalt und unbeweglich aus wie immer, wenn sie irgend eine innere Erregtheit zu verbergen hatte. Die Anwesenden flüsterten sich hier und da, mit Blicken auf Elisabeth, Bemerkungen zu, welche sie zum Gegenstand hatten, aber ja nicht von ihr gehört werden durften. Es schien Elisabeth, als habe man schon ewig bei Tafel gesessen, als man endlich aufstand, um in den Garten zu gehen, wo ein Feuerwerk angebrannt werden sollte. Eduin war vom Wein aufgeregter als gewöhnlich -- er nahm Elisabeths Arm und sagte heftig: "Kommen Sie mit mir, denn die Andern amusiren sich und warum sollen Ihretwegen warme Herzen sich Zwang anthun und lachen, wo sie weinen mögten?" Sie ging mit ihm. -- Als sie dann im Garten von der Gesellschaft etwas entfernt im Gebüsch standen, rief es plötzlich hinter ihnen: "Elisabeth!" Sie erkannte Jaromir's Stimme und sank in seine Arme. Dann bewillkommnete er Eduin: nicht gekommen. Man setzte sich zur Tafel und er war noch immer nicht da — Elisabeth ward blässer und stiller und suchte dann doch wieder durch lebhafteres Sprechen ihre innere Unruhe zu verbergen. Eduin stürzte in seinem Unmuthe manches Glas Wein hinunter und ward dadurch nur immer ungeduldiger. Die Gräfin Hohenthal sah sehr kalt und unbeweglich aus wie immer, wenn sie irgend eine innere Erregtheit zu verbergen hatte. Die Anwesenden flüsterten sich hier und da, mit Blicken auf Elisabeth, Bemerkungen zu, welche sie zum Gegenstand hatten, aber ja nicht von ihr gehört werden durften. Es schien Elisabeth, als habe man schon ewig bei Tafel gesessen, als man endlich aufstand, um in den Garten zu gehen, wo ein Feuerwerk angebrannt werden sollte. Eduin war vom Wein aufgeregter als gewöhnlich — er nahm Elisabeths Arm und sagte heftig: „Kommen Sie mit mir, denn die Andern amusiren sich und warum sollen Ihretwegen warme Herzen sich Zwang anthun und lachen, wo sie weinen mögten?“ Sie ging mit ihm. — Als sie dann im Garten von der Gesellschaft etwas entfernt im Gebüsch standen, rief es plötzlich hinter ihnen: „Elisabeth!“ Sie erkannte Jaromir’s Stimme und sank in seine Arme. Dann bewillkommnete er Eduin: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="123"/> nicht gekommen. Man setzte sich zur Tafel und er war noch immer nicht da — Elisabeth ward blässer und stiller und suchte dann doch wieder durch lebhafteres Sprechen ihre innere Unruhe zu verbergen. Eduin stürzte in seinem Unmuthe manches Glas Wein hinunter und ward dadurch nur immer ungeduldiger. Die Gräfin Hohenthal sah sehr kalt und unbeweglich aus wie immer, wenn sie irgend eine innere Erregtheit zu verbergen hatte. Die Anwesenden flüsterten sich hier und da, mit Blicken auf Elisabeth, Bemerkungen zu, welche sie zum Gegenstand hatten, aber ja nicht von ihr gehört werden durften.</p> <p>Es schien Elisabeth, als habe man schon ewig bei Tafel gesessen, als man endlich aufstand, um in den Garten zu gehen, wo ein Feuerwerk angebrannt werden sollte.</p> <p>Eduin war vom Wein aufgeregter als gewöhnlich — er nahm Elisabeths Arm und sagte heftig: „Kommen Sie mit mir, denn die Andern amusiren sich und warum sollen Ihretwegen warme Herzen sich Zwang anthun und lachen, wo sie weinen mögten?“</p> <p>Sie ging mit ihm. — Als sie dann im Garten von der Gesellschaft etwas entfernt im Gebüsch standen, rief es plötzlich hinter ihnen: „Elisabeth!“</p> <p>Sie erkannte Jaromir’s Stimme und sank in seine Arme. Dann bewillkommnete er Eduin:</p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0127]
nicht gekommen. Man setzte sich zur Tafel und er war noch immer nicht da — Elisabeth ward blässer und stiller und suchte dann doch wieder durch lebhafteres Sprechen ihre innere Unruhe zu verbergen. Eduin stürzte in seinem Unmuthe manches Glas Wein hinunter und ward dadurch nur immer ungeduldiger. Die Gräfin Hohenthal sah sehr kalt und unbeweglich aus wie immer, wenn sie irgend eine innere Erregtheit zu verbergen hatte. Die Anwesenden flüsterten sich hier und da, mit Blicken auf Elisabeth, Bemerkungen zu, welche sie zum Gegenstand hatten, aber ja nicht von ihr gehört werden durften.
Es schien Elisabeth, als habe man schon ewig bei Tafel gesessen, als man endlich aufstand, um in den Garten zu gehen, wo ein Feuerwerk angebrannt werden sollte.
Eduin war vom Wein aufgeregter als gewöhnlich — er nahm Elisabeths Arm und sagte heftig: „Kommen Sie mit mir, denn die Andern amusiren sich und warum sollen Ihretwegen warme Herzen sich Zwang anthun und lachen, wo sie weinen mögten?“
Sie ging mit ihm. — Als sie dann im Garten von der Gesellschaft etwas entfernt im Gebüsch standen, rief es plötzlich hinter ihnen: „Elisabeth!“
Sie erkannte Jaromir’s Stimme und sank in seine Arme. Dann bewillkommnete er Eduin:
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