Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.Nur fühlte er, daß sie darin Recht hatte: sie wollten sich nicht wiedersehen, sie waren getrennt für immer; sie hatten einander auch Nichts mehr zu sagen. Am Liebsten wäre er nun gleich abgereist und hätte den Ort verlassen, wo er ihr wieder begegnen konnte. Aber Eduin von Golzenau wollte noch bleiben bis zu Jaromir's Rückkehr. Denn wie es manchmal geht, so hatte erst Eduin Jaromir in Hohenheim verfehlt und dann war Jaromir gerade in einer Stunde zu dem Rittmeister gekommen, als Eduin ausgeritten gewesen, so hatte Jaromir abreisen müssen und die beiden Verwandten, die einander von frühern Zeiten her noch innig zugethan waren, hatten sich noch gar nicht einmal begrüßt. -- Die Gesellschaft war in dem Gartensalon des Rittmeisters von Waldow bereits versammelt -- nur Jaromir fehlte noch. Eduin und Elisabeth warteten auf ihn mit gleicher Ungeduld. Dem unbestimmten Zuge der Herzen folgend, hatte dies Gefühl einer gewissen Leere und einer sehnsüchtigen Erwartung sie einander nahe gebracht, und sie freute sich innig der liebevollen Aeußerungen des Jünglings, mit welchen er schwärmerisch von ihrem Jaromir als seinem Ideal sprach. Auch Thalheim saß in ihrer Nähe und sie würde sich ganz dem freundlichen Behagen an diesem Zusammensein überlassen haben, wenn sie nicht mit einer noch Nur fühlte er, daß sie darin Recht hatte: sie wollten sich nicht wiedersehen, sie waren getrennt für immer; sie hatten einander auch Nichts mehr zu sagen. Am Liebsten wäre er nun gleich abgereist und hätte den Ort verlassen, wo er ihr wieder begegnen konnte. Aber Eduin von Golzenau wollte noch bleiben bis zu Jaromir’s Rückkehr. Denn wie es manchmal geht, so hatte erst Eduin Jaromir in Hohenheim verfehlt und dann war Jaromir gerade in einer Stunde zu dem Rittmeister gekommen, als Eduin ausgeritten gewesen, so hatte Jaromir abreisen müssen und die beiden Verwandten, die einander von frühern Zeiten her noch innig zugethan waren, hatten sich noch gar nicht einmal begrüßt. — Die Gesellschaft war in dem Gartensalon des Rittmeisters von Waldow bereits versammelt — nur Jaromir fehlte noch. Eduin und Elisabeth warteten auf ihn mit gleicher Ungeduld. Dem unbestimmten Zuge der Herzen folgend, hatte dies Gefühl einer gewissen Leere und einer sehnsüchtigen Erwartung sie einander nahe gebracht, und sie freute sich innig der liebevollen Aeußerungen des Jünglings, mit welchen er schwärmerisch von ihrem Jaromir als seinem Ideal sprach. Auch Thalheim saß in ihrer Nähe und sie würde sich ganz dem freundlichen Behagen an diesem Zusammensein überlassen haben, wenn sie nicht mit einer noch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0125" n="121"/> <p> Nur fühlte er, daß sie darin Recht hatte: sie wollten sich nicht wiedersehen, sie waren getrennt für immer; sie hatten einander auch Nichts mehr zu sagen. Am Liebsten wäre er nun gleich abgereist und hätte den Ort verlassen, wo er ihr wieder begegnen konnte. Aber Eduin von Golzenau wollte noch bleiben bis zu Jaromir’s Rückkehr. Denn wie es manchmal geht, so hatte erst Eduin Jaromir in Hohenheim verfehlt und dann war Jaromir gerade in einer Stunde zu dem Rittmeister gekommen, als Eduin ausgeritten gewesen, so hatte Jaromir abreisen müssen und die beiden Verwandten, die einander von frühern Zeiten her noch innig zugethan waren, hatten sich noch gar nicht einmal begrüßt. —</p> <p>Die Gesellschaft war in dem Gartensalon des Rittmeisters von Waldow bereits versammelt — nur Jaromir fehlte noch. Eduin und Elisabeth warteten auf ihn mit gleicher Ungeduld. Dem unbestimmten Zuge der Herzen folgend, hatte dies Gefühl einer gewissen Leere und einer sehnsüchtigen Erwartung sie einander nahe gebracht, und sie freute sich innig der liebevollen Aeußerungen des Jünglings, mit welchen er schwärmerisch von ihrem Jaromir als seinem Ideal sprach. Auch Thalheim saß in ihrer Nähe und sie würde sich ganz dem freundlichen Behagen an diesem Zusammensein überlassen haben, wenn sie nicht mit einer noch </p> </div> </body> </text> </TEI> [121/0125]
Nur fühlte er, daß sie darin Recht hatte: sie wollten sich nicht wiedersehen, sie waren getrennt für immer; sie hatten einander auch Nichts mehr zu sagen. Am Liebsten wäre er nun gleich abgereist und hätte den Ort verlassen, wo er ihr wieder begegnen konnte. Aber Eduin von Golzenau wollte noch bleiben bis zu Jaromir’s Rückkehr. Denn wie es manchmal geht, so hatte erst Eduin Jaromir in Hohenheim verfehlt und dann war Jaromir gerade in einer Stunde zu dem Rittmeister gekommen, als Eduin ausgeritten gewesen, so hatte Jaromir abreisen müssen und die beiden Verwandten, die einander von frühern Zeiten her noch innig zugethan waren, hatten sich noch gar nicht einmal begrüßt. —
Die Gesellschaft war in dem Gartensalon des Rittmeisters von Waldow bereits versammelt — nur Jaromir fehlte noch. Eduin und Elisabeth warteten auf ihn mit gleicher Ungeduld. Dem unbestimmten Zuge der Herzen folgend, hatte dies Gefühl einer gewissen Leere und einer sehnsüchtigen Erwartung sie einander nahe gebracht, und sie freute sich innig der liebevollen Aeußerungen des Jünglings, mit welchen er schwärmerisch von ihrem Jaromir als seinem Ideal sprach. Auch Thalheim saß in ihrer Nähe und sie würde sich ganz dem freundlichen Behagen an diesem Zusammensein überlassen haben, wenn sie nicht mit einer noch
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