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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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"Das war's," sagte Berthold und schrie in schmerzlicher Wuth: "Sie hatte heute noch eine Arbeit in der Fabrik, wobei sie Schweres heben mußte, sie hat gesagt, das könne sie nicht -- aber ein Aufseher meint, es sei Ziererei und sie muß -- sie hat aber Recht gehabt -- bis zum Feierabend schleppt sie sich noch so hin -- wie sie zu Hause kommt, legt sie sich -- und da ist sie nicht wieder aufgestanden -- das Kind ist todt, weil's zu früh kam und es hat auch ein gräßliches Ende gehabt --" er stürzte den Branntwein hinter und trank seine bittern Thränen mit hinab, die in das Glas fielen.

"Das ist Jammer!"

"Es ist schändlich!"

"Das ist doppelter Mord."

"Ein abscheuliches Verbrechen!"

"Das müßt Ihr auf Mord klagen!" so hallten die Antworten der Arbeiter durch einander.

"Donner und Teufel! Davon werden Weib und Kind nicht wieder lebendig. Und denkt Ihr, daß die Unmenschen, die sie in den Tod brachten -- Etwas auf ihren Tod geben werden? Es ist weniger Bettelvolk auf der Welt, so sprechen sie -- ihr habt nun weniger zu sorgen -- es ist eine Wohlthat!" rief Berthold.

"Ja!" sagte Wilhelm, der jetzt hervortrat, "die einmal todt sind, die stehen nicht wieder auf! Aber wir, wir

„Das war’s,“ sagte Berthold und schrie in schmerzlicher Wuth: „Sie hatte heute noch eine Arbeit in der Fabrik, wobei sie Schweres heben mußte, sie hat gesagt, das könne sie nicht — aber ein Aufseher meint, es sei Ziererei und sie muß — sie hat aber Recht gehabt — bis zum Feierabend schleppt sie sich noch so hin — wie sie zu Hause kommt, legt sie sich — und da ist sie nicht wieder aufgestanden — das Kind ist todt, weil’s zu früh kam und es hat auch ein gräßliches Ende gehabt —“ er stürzte den Branntwein hinter und trank seine bittern Thränen mit hinab, die in das Glas fielen.

„Das ist Jammer!“

„Es ist schändlich!“

„Das ist doppelter Mord.“

„Ein abscheuliches Verbrechen!“

„Das müßt Ihr auf Mord klagen!“ so hallten die Antworten der Arbeiter durch einander.

„Donner und Teufel! Davon werden Weib und Kind nicht wieder lebendig. Und denkt Ihr, daß die Unmenschen, die sie in den Tod brachten — Etwas auf ihren Tod geben werden? Es ist weniger Bettelvolk auf der Welt, so sprechen sie — ihr habt nun weniger zu sorgen — es ist eine Wohlthat!“ rief Berthold.

„Ja!“ sagte Wilhelm, der jetzt hervortrat, „die einmal todt sind, die stehen nicht wieder auf! Aber wir, wir

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[117/0121] „Das war’s,“ sagte Berthold und schrie in schmerzlicher Wuth: „Sie hatte heute noch eine Arbeit in der Fabrik, wobei sie Schweres heben mußte, sie hat gesagt, das könne sie nicht — aber ein Aufseher meint, es sei Ziererei und sie muß — sie hat aber Recht gehabt — bis zum Feierabend schleppt sie sich noch so hin — wie sie zu Hause kommt, legt sie sich — und da ist sie nicht wieder aufgestanden — das Kind ist todt, weil’s zu früh kam und es hat auch ein gräßliches Ende gehabt —“ er stürzte den Branntwein hinter und trank seine bittern Thränen mit hinab, die in das Glas fielen. „Das ist Jammer!“ „Es ist schändlich!“ „Das ist doppelter Mord.“ „Ein abscheuliches Verbrechen!“ „Das müßt Ihr auf Mord klagen!“ so hallten die Antworten der Arbeiter durch einander. „Donner und Teufel! Davon werden Weib und Kind nicht wieder lebendig. Und denkt Ihr, daß die Unmenschen, die sie in den Tod brachten — Etwas auf ihren Tod geben werden? Es ist weniger Bettelvolk auf der Welt, so sprechen sie — ihr habt nun weniger zu sorgen — es ist eine Wohlthat!“ rief Berthold. „Ja!“ sagte Wilhelm, der jetzt hervortrat, „die einmal todt sind, die stehen nicht wieder auf! Aber wir, wir

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/121>, abgerufen am 23.11.2024.