Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.Der Sclave kann nicht für das Recht erglühen, Von dem nur leis' die innre Stimme spricht. Ein großer Fluch ist in die Welt gekommen, Er lastet schwer -- er wird nicht weggenommen! "Den Armen ist das Himmelreich beschieden --" Einst klang dies Wort als Tröstung durch die Welt, Der Mensch soll dulden, leiden nur hienieden, Der Glaube ist es, der ihn aufrecht hält! Im stillen Hoffen auf des Himmels Frieden Ertragen alles Leid, wie's Gott gefällt, So heischen es die frommen Christuslehren, Durch Himmelstrost die Erde zu verklären. Doch warum nur die Armen so ermahnen? Warum, nur sie verweisen auf das Dort? Warum daß nur auf ihren Lebensbahnen Das Grab erscheint als einzger Friedensort? Warum? -- und wieder naht ein banges Ahnen -- O flieh', Versucher, fliehe von mir fort! Die Menschen nur -- nicht Gott ist zu verklagen, Die Menschen, die den Gott an's Kreuz geschlagen. Ach käm' er, diese Welt erlösend, wieder Und stiftete ein irdisch Liebesreich, Wo alle Menschen nicht nur Glaubensbrüder, Wo sie in Wahrheit all' einander gleich, Der Sclave kann nicht für das Recht erglühen, Von dem nur leis’ die innre Stimme spricht. Ein großer Fluch ist in die Welt gekommen, Er lastet schwer — er wird nicht weggenommen! „Den Armen ist das Himmelreich beschieden —“ Einst klang dies Wort als Tröstung durch die Welt, Der Mensch soll dulden, leiden nur hienieden, Der Glaube ist es, der ihn aufrecht hält! Im stillen Hoffen auf des Himmels Frieden Ertragen alles Leid, wie’s Gott gefällt, So heischen es die frommen Christuslehren, Durch Himmelstrost die Erde zu verklären. Doch warum nur die Armen so ermahnen? Warum, nur sie verweisen auf das Dort? Warum daß nur auf ihren Lebensbahnen Das Grab erscheint als einzger Friedensort? Warum? — und wieder naht ein banges Ahnen — O flieh’, Versucher, fliehe von mir fort! Die Menschen nur — nicht Gott ist zu verklagen, Die Menschen, die den Gott an’s Kreuz geschlagen. Ach käm’ er, diese Welt erlösend, wieder Und stiftete ein irdisch Liebesreich, Wo alle Menschen nicht nur Glaubensbrüder, Wo sie in Wahrheit all’ einander gleich, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0099" n="93"/> <l>Der Sclave kann nicht für das Recht erglühen,</l> <l>Von dem nur leis’ die innre Stimme spricht.</l> <l>Ein großer Fluch ist in die Welt gekommen,</l> <l>Er lastet schwer — er wird nicht weggenommen!</l> </lg> <lg><lb/> <l>„Den Armen ist das Himmelreich beschieden —“</l> <l>Einst klang dies Wort als Tröstung durch die Welt,</l> <l>Der Mensch soll dulden, leiden nur hienieden,</l> <l>Der Glaube ist es, der ihn aufrecht hält!</l> <l>Im stillen Hoffen auf des Himmels Frieden</l> <l>Ertragen alles Leid, wie’s Gott gefällt,</l> <l>So heischen es die frommen Christuslehren,</l> <l>Durch Himmelstrost die Erde zu verklären.</l> </lg> <lg><lb/> <l>Doch warum nur die Armen so ermahnen?</l> <l>Warum, nur sie verweisen auf das Dort?</l> <l>Warum daß nur auf ihren Lebensbahnen</l> <l>Das Grab erscheint als einzger Friedensort?</l> <l>Warum? — und wieder naht ein banges Ahnen —</l> <l>O flieh’, Versucher, fliehe von mir fort!</l> <l>Die Menschen nur — nicht Gott ist zu verklagen,</l> <l>Die Menschen, die den Gott an’s Kreuz geschlagen.</l> </lg> <lg><lb/> <l>Ach käm’ er, diese Welt erlösend, wieder</l> <l>Und stiftete ein irdisch Liebesreich,</l> <l>Wo alle Menschen nicht nur Glaubensbrüder,</l> <l>Wo sie in Wahrheit all’ einander gleich,</l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [93/0099]
Der Sclave kann nicht für das Recht erglühen, Von dem nur leis’ die innre Stimme spricht. Ein großer Fluch ist in die Welt gekommen, Er lastet schwer — er wird nicht weggenommen!
„Den Armen ist das Himmelreich beschieden —“ Einst klang dies Wort als Tröstung durch die Welt, Der Mensch soll dulden, leiden nur hienieden, Der Glaube ist es, der ihn aufrecht hält! Im stillen Hoffen auf des Himmels Frieden Ertragen alles Leid, wie’s Gott gefällt, So heischen es die frommen Christuslehren, Durch Himmelstrost die Erde zu verklären.
Doch warum nur die Armen so ermahnen? Warum, nur sie verweisen auf das Dort? Warum daß nur auf ihren Lebensbahnen Das Grab erscheint als einzger Friedensort? Warum? — und wieder naht ein banges Ahnen — O flieh’, Versucher, fliehe von mir fort! Die Menschen nur — nicht Gott ist zu verklagen, Die Menschen, die den Gott an’s Kreuz geschlagen.
Ach käm’ er, diese Welt erlösend, wieder Und stiftete ein irdisch Liebesreich, Wo alle Menschen nicht nur Glaubensbrüder, Wo sie in Wahrheit all’ einander gleich,
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