Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846."Vor drei Tagen, in derselben Stunde, wo sie gestorben war, wie es das harte Gesetz will." Der Lange und der Polizeidiener sahen einander unbeschreiblich albern an und schienen sich schweigend zu befragen. Endlich sagte der Lange zu Amalien: "Aber wovon sprechen Sie denn eigentlich?" "Mein Gott! Sie fragen noch -- wovon -- ach, wovon!" und sie schrie laut auf und verfiel in Zuckungen. Auguste eilte zu ihr und sagte zu den Männern: "Aus Barmherzigkeit, schonen Sie die Unglückliche -- sie spricht von ihrem einzigen Kinde, das man so eben begraben hat." Die Beiden sahen sich einander verdutzt und albern an, wie vorher. "Das ist ein sehr übler Zufall," sagte der Lange verdrießlich. "Was wollen Sie noch -- ist nicht Alles in Ordnung?" fragte Amalie, sich wieder aufrichtend, nach einer Pause, während welcher die Beiden mit ihren Blicken ringsum das Zimmer gemustert hatten. "Wir sind nicht deshalb gekommen," sagte der Lange. "Wir sind gekommen, einige Fragen an Sie zu richten, welche sie uns gefälligst beantworten werden." Amalie schwieg. "Zuerst," fuhr Jener fort: "Ihr Mann hat einen Bruder, welcher Franz heißt?" "Ja!" „Vor drei Tagen, in derselben Stunde, wo sie gestorben war, wie es das harte Gesetz will.“ Der Lange und der Polizeidiener sahen einander unbeschreiblich albern an und schienen sich schweigend zu befragen. Endlich sagte der Lange zu Amalien: „Aber wovon sprechen Sie denn eigentlich?“ „Mein Gott! Sie fragen noch — wovon — ach, wovon!“ und sie schrie laut auf und verfiel in Zuckungen. Auguste eilte zu ihr und sagte zu den Männern: „Aus Barmherzigkeit, schonen Sie die Unglückliche — sie spricht von ihrem einzigen Kinde, das man so eben begraben hat.“ Die Beiden sahen sich einander verdutzt und albern an, wie vorher. „Das ist ein sehr übler Zufall,“ sagte der Lange verdrießlich. „Was wollen Sie noch — ist nicht Alles in Ordnung?“ fragte Amalie, sich wieder aufrichtend, nach einer Pause, während welcher die Beiden mit ihren Blicken ringsum das Zimmer gemustert hatten. „Wir sind nicht deshalb gekommen,“ sagte der Lange. „Wir sind gekommen, einige Fragen an Sie zu richten, welche sie uns gefälligst beantworten werden.“ Amalie schwieg. „Zuerst,“ fuhr Jener fort: „Ihr Mann hat einen Bruder, welcher Franz heißt?“ „Ja!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0036" n="30"/> <p> „Vor drei Tagen, in derselben Stunde, wo sie gestorben war, wie es das harte Gesetz will.“</p> <p>Der Lange und der Polizeidiener sahen einander unbeschreiblich albern an und schienen sich schweigend zu befragen. Endlich sagte der Lange zu Amalien: „Aber wovon sprechen Sie denn eigentlich?“</p> <p>„Mein Gott! Sie fragen noch — wovon — ach, wovon!“ und sie schrie laut auf und verfiel in Zuckungen.</p> <p>Auguste eilte zu ihr und sagte zu den Männern: „Aus Barmherzigkeit, schonen Sie die Unglückliche — sie spricht von ihrem einzigen Kinde, das man so eben begraben hat.“</p> <p>Die Beiden sahen sich einander verdutzt und albern an, wie vorher.</p> <p>„Das ist ein sehr übler Zufall,“ sagte der Lange verdrießlich.</p> <p>„Was wollen Sie noch — ist nicht Alles in Ordnung?“ fragte Amalie, sich wieder aufrichtend, nach einer Pause, während welcher die Beiden mit ihren Blicken ringsum das Zimmer gemustert hatten.</p> <p>„Wir sind nicht deshalb gekommen,“ sagte der Lange. „Wir sind gekommen, einige Fragen an Sie zu richten, welche sie uns gefälligst beantworten werden.“</p> <p>Amalie schwieg.</p> <p>„Zuerst,“ fuhr Jener fort: „Ihr Mann hat einen Bruder, welcher Franz heißt?“</p> <p>„Ja!“</p> </div> </body> </text> </TEI> [30/0036]
„Vor drei Tagen, in derselben Stunde, wo sie gestorben war, wie es das harte Gesetz will.“
Der Lange und der Polizeidiener sahen einander unbeschreiblich albern an und schienen sich schweigend zu befragen. Endlich sagte der Lange zu Amalien: „Aber wovon sprechen Sie denn eigentlich?“
„Mein Gott! Sie fragen noch — wovon — ach, wovon!“ und sie schrie laut auf und verfiel in Zuckungen.
Auguste eilte zu ihr und sagte zu den Männern: „Aus Barmherzigkeit, schonen Sie die Unglückliche — sie spricht von ihrem einzigen Kinde, das man so eben begraben hat.“
Die Beiden sahen sich einander verdutzt und albern an, wie vorher.
„Das ist ein sehr übler Zufall,“ sagte der Lange verdrießlich.
„Was wollen Sie noch — ist nicht Alles in Ordnung?“ fragte Amalie, sich wieder aufrichtend, nach einer Pause, während welcher die Beiden mit ihren Blicken ringsum das Zimmer gemustert hatten.
„Wir sind nicht deshalb gekommen,“ sagte der Lange. „Wir sind gekommen, einige Fragen an Sie zu richten, welche sie uns gefälligst beantworten werden.“
Amalie schwieg.
„Zuerst,“ fuhr Jener fort: „Ihr Mann hat einen Bruder, welcher Franz heißt?“
„Ja!“
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