Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.mich Nichts an, denn er ist immer der Erste und Letzte bei der Arbeit -- was er außerdem treibt ist seine Sache." "Was er aber schreibt, regt die Arbeiter auf." "Davon habe ich noch Nichts bemerkt -- auch können die meisten meiner Arbeiter gar nicht lesen. Und mag er ihnen seine Geschichten vorlesen -- die regen sie nicht auf, denn sie handeln unter Fabrikarbeitern, und wie es da zugeht, wissen sie ja alleine -- auch wird ihnen eine solche Lectüre über so Alltägliches nicht im Geringsten zusagen." "Es kommen aber doch Stellen darin vor --" "Nun, Sie haben ihm wohl gar die Ehre angethan, das Ding selbst zu lesen? Beruhigen Sie Sich, mein Herr, ich kenne diesen Pöbel -- Bücher regen ihn nicht auf, und wollten meine Arbeiter Manifeste und Adressen aneinander erlassen, ich ließ' es geschehen, denn das schadet ihnen und mir Nichts. Das Beste ist aber, daß gleich gar Keiner Lust zum Lesen und Schreiben hat, außer eben dieser Franz, der in seiner Art ein Sonderling ist." "Er ist vermuthlich gescheid genug, seine communistischen Principien weniger in seinen Büchern zu vertreten, als sie gleich praktisch einzuführen." "Ich sag' es Ihnen nochmals, vor diesem Popanz >Communismus< erschreck' ich nicht." "Ich habe mir sagen lassen, daß unter Ihren unverheiratheten mich Nichts an, denn er ist immer der Erste und Letzte bei der Arbeit — was er außerdem treibt ist seine Sache.“ „Was er aber schreibt, regt die Arbeiter auf.“ „Davon habe ich noch Nichts bemerkt — auch können die meisten meiner Arbeiter gar nicht lesen. Und mag er ihnen seine Geschichten vorlesen — die regen sie nicht auf, denn sie handeln unter Fabrikarbeitern, und wie es da zugeht, wissen sie ja alleine — auch wird ihnen eine solche Lectüre über so Alltägliches nicht im Geringsten zusagen.“ „Es kommen aber doch Stellen darin vor —“ „Nun, Sie haben ihm wohl gar die Ehre angethan, das Ding selbst zu lesen? Beruhigen Sie Sich, mein Herr, ich kenne diesen Pöbel — Bücher regen ihn nicht auf, und wollten meine Arbeiter Manifeste und Adressen aneinander erlassen, ich ließ’ es geschehen, denn das schadet ihnen und mir Nichts. Das Beste ist aber, daß gleich gar Keiner Lust zum Lesen und Schreiben hat, außer eben dieser Franz, der in seiner Art ein Sonderling ist.“ „Er ist vermuthlich gescheid genug, seine communistischen Principien weniger in seinen Büchern zu vertreten, als sie gleich praktisch einzuführen.“ „Ich sag’ es Ihnen nochmals, vor diesem Popanz ›Communismus‹ erschreck’ ich nicht.“ „Ich habe mir sagen lassen, daß unter Ihren unverheiratheten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0212" n="206"/> mich Nichts an, denn er ist immer der Erste und Letzte bei der Arbeit — was er außerdem treibt ist seine Sache.“</p> <p>„Was er aber schreibt, regt die Arbeiter auf.“</p> <p>„Davon habe ich noch Nichts bemerkt — auch können die meisten meiner Arbeiter gar nicht lesen. Und mag er ihnen seine Geschichten vorlesen — die regen sie nicht auf, denn sie handeln unter Fabrikarbeitern, und wie es da zugeht, wissen sie ja alleine — auch wird ihnen eine solche Lectüre über so Alltägliches nicht im Geringsten zusagen.“</p> <p>„Es kommen aber doch Stellen darin vor —“</p> <p>„Nun, Sie haben ihm wohl gar die Ehre angethan, das Ding selbst zu lesen? Beruhigen Sie Sich, mein Herr, ich kenne diesen Pöbel — Bücher regen ihn nicht auf, und wollten meine Arbeiter Manifeste und Adressen aneinander erlassen, ich ließ’ es geschehen, denn das schadet ihnen und mir Nichts. Das Beste ist aber, daß gleich gar Keiner Lust zum Lesen und Schreiben hat, außer eben dieser Franz, der in seiner Art ein Sonderling ist.“</p> <p>„Er ist vermuthlich gescheid genug, seine communistischen Principien weniger in seinen Büchern zu vertreten, als sie gleich praktisch einzuführen.“</p> <p>„Ich sag’ es Ihnen nochmals, vor diesem Popanz ›Communismus‹ erschreck’ ich nicht.“</p> <p>„Ich habe mir sagen lassen, daß unter Ihren unverheiratheten </p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0212]
mich Nichts an, denn er ist immer der Erste und Letzte bei der Arbeit — was er außerdem treibt ist seine Sache.“
„Was er aber schreibt, regt die Arbeiter auf.“
„Davon habe ich noch Nichts bemerkt — auch können die meisten meiner Arbeiter gar nicht lesen. Und mag er ihnen seine Geschichten vorlesen — die regen sie nicht auf, denn sie handeln unter Fabrikarbeitern, und wie es da zugeht, wissen sie ja alleine — auch wird ihnen eine solche Lectüre über so Alltägliches nicht im Geringsten zusagen.“
„Es kommen aber doch Stellen darin vor —“
„Nun, Sie haben ihm wohl gar die Ehre angethan, das Ding selbst zu lesen? Beruhigen Sie Sich, mein Herr, ich kenne diesen Pöbel — Bücher regen ihn nicht auf, und wollten meine Arbeiter Manifeste und Adressen aneinander erlassen, ich ließ’ es geschehen, denn das schadet ihnen und mir Nichts. Das Beste ist aber, daß gleich gar Keiner Lust zum Lesen und Schreiben hat, außer eben dieser Franz, der in seiner Art ein Sonderling ist.“
„Er ist vermuthlich gescheid genug, seine communistischen Principien weniger in seinen Büchern zu vertreten, als sie gleich praktisch einzuführen.“
„Ich sag’ es Ihnen nochmals, vor diesem Popanz ›Communismus‹ erschreck’ ich nicht.“
„Ich habe mir sagen lassen, daß unter Ihren unverheiratheten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/212 |
Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/212>, abgerufen am 16.02.2025. |