Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.Wir müssen siegen oder sterben! Aber bisher hat unsere Loosung wie ein häßlicher Reim darauf gelautet: Wir müssen kriechen und verderben! Denkst Du noch immer so?" "Es sind schlimme Zeiten jetzt und grausame Gesetze herrschen! Ich habe das offen vor aller Welt gesagt, eh' Ihr Andern noch daran dachtet -- aber es werden einst bessere Zeiten kommen und auch die Armen werden ihre Menschenrechte finden -- aber nicht dadurch, daß sie dieselben verletzen und sich auch noch des letzten Scheines davon, welchen man ihnen gelassen hat, sich freiwillig entledigen. Ich weiß, daß meine Bücher allein mit ihren Bitten und ihren Anklagen Nichts ändern können -- aber sie helfen dazu beitragen, daß man unsere Sache prüfen lernt, daß hochherzigen Menschen, welche bis jetzt mit edler Begeistrung ihre Pflichten ein Volk zu vertreten, oder für die Freiheit und den Fortschritt in geistreichen Schriften zu kämpfen -- zu genügen glaubten, wenn sie die Sache der Bürger führten -- daß diesen die Augen aufgehen werden, daß es noch unter der Classe der Bürger eine noch tiefer gestellte giebt, welche auch einen großen Theil des Volkes ausmacht, und die sie bisher übersehen konnten, -- dann werden sie auch unsre Sache führen und so wird es auf dem Wege friedlicher Fortentwicklung auch für uns besser werden." Wir müssen siegen oder sterben! Aber bisher hat unsere Loosung wie ein häßlicher Reim darauf gelautet: Wir müssen kriechen und verderben! Denkst Du noch immer so?“ „Es sind schlimme Zeiten jetzt und grausame Gesetze herrschen! Ich habe das offen vor aller Welt gesagt, eh’ Ihr Andern noch daran dachtet — aber es werden einst bessere Zeiten kommen und auch die Armen werden ihre Menschenrechte finden — aber nicht dadurch, daß sie dieselben verletzen und sich auch noch des letzten Scheines davon, welchen man ihnen gelassen hat, sich freiwillig entledigen. Ich weiß, daß meine Bücher allein mit ihren Bitten und ihren Anklagen Nichts ändern können — aber sie helfen dazu beitragen, daß man unsere Sache prüfen lernt, daß hochherzigen Menschen, welche bis jetzt mit edler Begeistrung ihre Pflichten ein Volk zu vertreten, oder für die Freiheit und den Fortschritt in geistreichen Schriften zu kämpfen — zu genügen glaubten, wenn sie die Sache der Bürger führten — daß diesen die Augen aufgehen werden, daß es noch unter der Classe der Bürger eine noch tiefer gestellte giebt, welche auch einen großen Theil des Volkes ausmacht, und die sie bisher übersehen konnten, — dann werden sie auch unsre Sache führen und so wird es auf dem Wege friedlicher Fortentwicklung auch für uns besser werden.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0193" n="187"/> Wir müssen siegen oder sterben! Aber bisher hat unsere Loosung wie ein häßlicher Reim darauf gelautet: Wir müssen kriechen und verderben! Denkst Du noch immer so?“</p> <p>„Es sind schlimme Zeiten jetzt und grausame Gesetze herrschen! Ich habe das offen vor aller Welt gesagt, eh’ Ihr Andern noch daran dachtet — aber es werden einst bessere Zeiten kommen und auch die Armen werden ihre Menschenrechte finden — aber nicht dadurch, daß sie dieselben verletzen und sich auch noch des letzten Scheines davon, welchen man ihnen gelassen hat, sich freiwillig entledigen. Ich weiß, daß meine Bücher allein mit ihren Bitten und ihren Anklagen Nichts ändern können — aber sie helfen dazu beitragen, daß man unsere Sache prüfen lernt, daß hochherzigen Menschen, welche bis jetzt mit edler Begeistrung ihre Pflichten ein Volk zu vertreten, oder für die Freiheit und den Fortschritt in geistreichen Schriften zu kämpfen — zu genügen glaubten, wenn sie die Sache der <hi rendition="#g">Bürger</hi> führten — daß diesen die Augen aufgehen werden, daß es noch <hi rendition="#g">unter</hi> der Classe der Bürger eine noch tiefer gestellte giebt, welche auch einen großen Theil des Volkes ausmacht, und die sie bisher übersehen konnten, — dann werden sie auch unsre Sache führen und so wird es auf dem Wege friedlicher Fortentwicklung auch für uns besser werden.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0193]
Wir müssen siegen oder sterben! Aber bisher hat unsere Loosung wie ein häßlicher Reim darauf gelautet: Wir müssen kriechen und verderben! Denkst Du noch immer so?“
„Es sind schlimme Zeiten jetzt und grausame Gesetze herrschen! Ich habe das offen vor aller Welt gesagt, eh’ Ihr Andern noch daran dachtet — aber es werden einst bessere Zeiten kommen und auch die Armen werden ihre Menschenrechte finden — aber nicht dadurch, daß sie dieselben verletzen und sich auch noch des letzten Scheines davon, welchen man ihnen gelassen hat, sich freiwillig entledigen. Ich weiß, daß meine Bücher allein mit ihren Bitten und ihren Anklagen Nichts ändern können — aber sie helfen dazu beitragen, daß man unsere Sache prüfen lernt, daß hochherzigen Menschen, welche bis jetzt mit edler Begeistrung ihre Pflichten ein Volk zu vertreten, oder für die Freiheit und den Fortschritt in geistreichen Schriften zu kämpfen — zu genügen glaubten, wenn sie die Sache der Bürger führten — daß diesen die Augen aufgehen werden, daß es noch unter der Classe der Bürger eine noch tiefer gestellte giebt, welche auch einen großen Theil des Volkes ausmacht, und die sie bisher übersehen konnten, — dann werden sie auch unsre Sache führen und so wird es auf dem Wege friedlicher Fortentwicklung auch für uns besser werden.“
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/193>, abgerufen am 22.07.2024. |