Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.wo in weiter Ferne der einsame Vater verlassen und verzweifelnd steht. Bei diesem letzten Bilde weilte er am Längsten und immer wieder. Eduin und Karl traten zu ihm und wollten ihre fröhlichen Nachrichten vom Hause für die seinen austauschen -- aber als sie den Verehrten so erschüttert und wie in Verzweiflung zusammengesunken vor sich erblickten, wie sie ihn noch niemals gesehen, da traten sie ehrfurchtsvoll von ihm zurück. Er hatte ihr Eintreten bemerkt und stand auf. Er ergriff Beider Hände und sagte ruhig, indem eine helle Thräne aus seinen Augen fiel: "Sie können den großen Kummer, den ich heute erfahren, kaum ahnend begreifen; ich hatte ein einziges Kind -- ich habe Ihnen zuweilen von meinem kleinen Mädchen gesprochen -- -- es ist todt." -- Die Beiden waren zu bestürzt, als daß sie vermogt hätten, Etwas zu erwidern, sie drückten ihm nur innig die Hand und sahen zu Boden. Karl weinte, Eduin warf sich heftig an die Brust des Trauernden. "Ich bin Ihres Mitgefühls gewiß," sagte Thalheim nach langer Pause, "aber lassen Sie mich jetzt allein mit meinem Schmerz in die Berge gehen, ergehen Sie Sich jetzt zusammen mit heiterern Genossen -- ich werde ruhiger wo in weiter Ferne der einsame Vater verlassen und verzweifelnd steht. Bei diesem letzten Bilde weilte er am Längsten und immer wieder. Eduin und Karl traten zu ihm und wollten ihre fröhlichen Nachrichten vom Hause für die seinen austauschen — aber als sie den Verehrten so erschüttert und wie in Verzweiflung zusammengesunken vor sich erblickten, wie sie ihn noch niemals gesehen, da traten sie ehrfurchtsvoll von ihm zurück. Er hatte ihr Eintreten bemerkt und stand auf. Er ergriff Beider Hände und sagte ruhig, indem eine helle Thräne aus seinen Augen fiel: „Sie können den großen Kummer, den ich heute erfahren, kaum ahnend begreifen; ich hatte ein einziges Kind — ich habe Ihnen zuweilen von meinem kleinen Mädchen gesprochen — — es ist todt.“ — Die Beiden waren zu bestürzt, als daß sie vermogt hätten, Etwas zu erwidern, sie drückten ihm nur innig die Hand und sahen zu Boden. Karl weinte, Eduin warf sich heftig an die Brust des Trauernden. „Ich bin Ihres Mitgefühls gewiß,“ sagte Thalheim nach langer Pause, „aber lassen Sie mich jetzt allein mit meinem Schmerz in die Berge gehen, ergehen Sie Sich jetzt zusammen mit heiterern Genossen — ich werde ruhiger <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="150"/> wo in weiter Ferne der einsame Vater verlassen und verzweifelnd steht.</p> <p>Bei diesem letzten Bilde weilte er am Längsten und immer wieder.</p> <p>Eduin und Karl traten zu ihm und wollten ihre fröhlichen Nachrichten vom Hause für die seinen austauschen — aber als sie den Verehrten so erschüttert und wie in Verzweiflung zusammengesunken vor sich erblickten, wie sie ihn noch niemals gesehen, da traten sie ehrfurchtsvoll von ihm zurück.</p> <p>Er hatte ihr Eintreten bemerkt und stand auf.</p> <p>Er ergriff Beider Hände und sagte ruhig, indem eine helle Thräne aus seinen Augen fiel: „Sie können den großen Kummer, den ich heute erfahren, kaum ahnend begreifen; ich hatte ein einziges Kind — ich habe Ihnen zuweilen von meinem kleinen Mädchen gesprochen — — es ist todt.“ —</p> <p>Die Beiden waren zu bestürzt, als daß sie vermogt hätten, Etwas zu erwidern, sie drückten ihm nur innig die Hand und sahen zu Boden. Karl weinte, Eduin warf sich heftig an die Brust des Trauernden.</p> <p>„Ich bin Ihres Mitgefühls gewiß,“ sagte Thalheim nach langer Pause, „aber lassen Sie mich jetzt allein mit meinem Schmerz in die Berge gehen, ergehen Sie Sich jetzt zusammen mit heiterern Genossen — ich werde ruhiger </p> </div> </body> </text> </TEI> [150/0156]
wo in weiter Ferne der einsame Vater verlassen und verzweifelnd steht.
Bei diesem letzten Bilde weilte er am Längsten und immer wieder.
Eduin und Karl traten zu ihm und wollten ihre fröhlichen Nachrichten vom Hause für die seinen austauschen — aber als sie den Verehrten so erschüttert und wie in Verzweiflung zusammengesunken vor sich erblickten, wie sie ihn noch niemals gesehen, da traten sie ehrfurchtsvoll von ihm zurück.
Er hatte ihr Eintreten bemerkt und stand auf.
Er ergriff Beider Hände und sagte ruhig, indem eine helle Thräne aus seinen Augen fiel: „Sie können den großen Kummer, den ich heute erfahren, kaum ahnend begreifen; ich hatte ein einziges Kind — ich habe Ihnen zuweilen von meinem kleinen Mädchen gesprochen — — es ist todt.“ —
Die Beiden waren zu bestürzt, als daß sie vermogt hätten, Etwas zu erwidern, sie drückten ihm nur innig die Hand und sahen zu Boden. Karl weinte, Eduin warf sich heftig an die Brust des Trauernden.
„Ich bin Ihres Mitgefühls gewiß,“ sagte Thalheim nach langer Pause, „aber lassen Sie mich jetzt allein mit meinem Schmerz in die Berge gehen, ergehen Sie Sich jetzt zusammen mit heiterern Genossen — ich werde ruhiger
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/156>, abgerufen am 22.07.2024. |