Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.sich noch viele Arbeiter aus andern Fabriken befanden, auch manche Bürger und andere Leute, welche sich wohl noch etwas mehr dünkten. Ein langer, dürrer Mann, der mir zu diesen Letztern zu gehören schien, kam auf uns zu, nachdem ich gesehen hatte, wie ein anderer Arbeiter, der nicht mit bei Felchner ist, aber Anton kannte, auf diesen den dürren Mann aufmerksam gemacht hatte. Er fragte uns, ob wir in Felchner's Fabrik arbeiteten, und als wir bejahten, fragte er uns nach Tausend Dingen aus, wie Viel wir ihrer wären, ob wir untereinander zusammenhielten, ob wir im Ganzen zufrieden oder unzufrieden wären. Wir sagten ihm unbefangen die Wahrheit, daß wir Alle fleißige Arbeiter wären, aber doch wenig verdienten, und daß besonders es erbarmungswürdig sei, wie man die Kinder behandele. -- Er schien sehr mitleidig zuzuhören und fragte weiter, ob wir Nichts thäten, dieser Noth abzuhelfen, oder ob wir nicht unsere Unzufriedenheit aussprächen. -- Da sprach Anton von dem Vereine der unverheiratheten Arbeiter, welchen wir bilden wollten. Wie Jener das hörte, nahmen seine Augen einen ganz eigenen Ausdruck an, halb wie vor Schreck, halb wie vor Freude. Dem ungeachtet fragte er nicht weiter danach, sondern ließ sich nur von unsern Familienverhältnissen erzählen, ich sprach von meiner armen, kranken Mutter -- Anton war sehr verdrießlich, weil er im Schafkopf seinen letzten Groschen verloren sich noch viele Arbeiter aus andern Fabriken befanden, auch manche Bürger und andere Leute, welche sich wohl noch etwas mehr dünkten. Ein langer, dürrer Mann, der mir zu diesen Letztern zu gehören schien, kam auf uns zu, nachdem ich gesehen hatte, wie ein anderer Arbeiter, der nicht mit bei Felchner ist, aber Anton kannte, auf diesen den dürren Mann aufmerksam gemacht hatte. Er fragte uns, ob wir in Felchner’s Fabrik arbeiteten, und als wir bejahten, fragte er uns nach Tausend Dingen aus, wie Viel wir ihrer wären, ob wir untereinander zusammenhielten, ob wir im Ganzen zufrieden oder unzufrieden wären. Wir sagten ihm unbefangen die Wahrheit, daß wir Alle fleißige Arbeiter wären, aber doch wenig verdienten, und daß besonders es erbarmungswürdig sei, wie man die Kinder behandele. — Er schien sehr mitleidig zuzuhören und fragte weiter, ob wir Nichts thäten, dieser Noth abzuhelfen, oder ob wir nicht unsere Unzufriedenheit aussprächen. — Da sprach Anton von dem Vereine der unverheiratheten Arbeiter, welchen wir bilden wollten. Wie Jener das hörte, nahmen seine Augen einen ganz eigenen Ausdruck an, halb wie vor Schreck, halb wie vor Freude. Dem ungeachtet fragte er nicht weiter danach, sondern ließ sich nur von unsern Familienverhältnissen erzählen, ich sprach von meiner armen, kranken Mutter — Anton war sehr verdrießlich, weil er im Schafkopf seinen letzten Groschen verloren <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0015" n="9"/> sich noch viele Arbeiter aus andern Fabriken befanden, auch manche Bürger und andere Leute, welche sich wohl noch etwas mehr dünkten. Ein langer, dürrer Mann, der mir zu diesen Letztern zu gehören schien, kam auf uns zu, nachdem ich gesehen hatte, wie ein anderer Arbeiter, der nicht mit bei Felchner ist, aber Anton kannte, auf diesen den dürren Mann aufmerksam gemacht hatte. Er fragte uns, ob wir in Felchner’s Fabrik arbeiteten, und als wir bejahten, fragte er uns nach Tausend Dingen aus, wie Viel wir ihrer wären, ob wir untereinander zusammenhielten, ob wir im Ganzen zufrieden oder unzufrieden wären. Wir sagten ihm unbefangen die Wahrheit, daß wir Alle fleißige Arbeiter wären, aber doch wenig verdienten, und daß besonders es erbarmungswürdig sei, wie man die Kinder behandele. — Er schien sehr mitleidig zuzuhören und fragte weiter, ob wir Nichts thäten, dieser Noth abzuhelfen, oder ob wir nicht unsere Unzufriedenheit aussprächen. — Da sprach Anton von dem Vereine der unverheiratheten Arbeiter, welchen wir bilden wollten. Wie Jener das hörte, nahmen seine Augen einen ganz eigenen Ausdruck an, halb wie vor Schreck, halb wie vor Freude. Dem ungeachtet fragte er nicht weiter danach, sondern ließ sich nur von unsern Familienverhältnissen erzählen, ich sprach von meiner armen, kranken Mutter — Anton war sehr verdrießlich, weil er im Schafkopf seinen letzten Groschen verloren </p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0015]
sich noch viele Arbeiter aus andern Fabriken befanden, auch manche Bürger und andere Leute, welche sich wohl noch etwas mehr dünkten. Ein langer, dürrer Mann, der mir zu diesen Letztern zu gehören schien, kam auf uns zu, nachdem ich gesehen hatte, wie ein anderer Arbeiter, der nicht mit bei Felchner ist, aber Anton kannte, auf diesen den dürren Mann aufmerksam gemacht hatte. Er fragte uns, ob wir in Felchner’s Fabrik arbeiteten, und als wir bejahten, fragte er uns nach Tausend Dingen aus, wie Viel wir ihrer wären, ob wir untereinander zusammenhielten, ob wir im Ganzen zufrieden oder unzufrieden wären. Wir sagten ihm unbefangen die Wahrheit, daß wir Alle fleißige Arbeiter wären, aber doch wenig verdienten, und daß besonders es erbarmungswürdig sei, wie man die Kinder behandele. — Er schien sehr mitleidig zuzuhören und fragte weiter, ob wir Nichts thäten, dieser Noth abzuhelfen, oder ob wir nicht unsere Unzufriedenheit aussprächen. — Da sprach Anton von dem Vereine der unverheiratheten Arbeiter, welchen wir bilden wollten. Wie Jener das hörte, nahmen seine Augen einen ganz eigenen Ausdruck an, halb wie vor Schreck, halb wie vor Freude. Dem ungeachtet fragte er nicht weiter danach, sondern ließ sich nur von unsern Familienverhältnissen erzählen, ich sprach von meiner armen, kranken Mutter — Anton war sehr verdrießlich, weil er im Schafkopf seinen letzten Groschen verloren
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