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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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nicht das Geringste würden ausrichten können, weder im Guten, noch im Bösen. Deßhalb also mogte er nicht gemeinschaftliche Sache mit den Widersetzlichen machen und zog sich deshalb mit guter Art ganz von dem Schauplatz zurück, auf welchem jene wahrscheinlich ein elendes Trauerspiel aufführen würden; -- und weil er sich sagte, daß er darin ganz verständig und nach seinem besten Gewissen handle, so war er unbefangen genug, dem fremden Geheimrath den wahren Sachverhalt zu sagen. Als aber dieser nach den Führern zu fragen begann, begriff Adam plötzlich, daß nun seine fernere harmlose Aufrichtigkeit häßliche Angeberei sein würde, daß man ihm nun, weil er mit den Kameraden nur keine gemeinschaftliche Sache habe machen mögen, zu deren heimlichen Feind machen wolle, und daß er vielleicht zu ihrem Verderben beitrage, wenn er die Fragen, welche man nun ihm vorlegen mögte, eben so offen und arglos beantworte wie die früheren. Gegen diesen Gedanken schon empörte sich die Deutsche Ehrlichkeit und biedere Freundestreue so heftig in seiner redlichen Brust, daß er den Geheimrath auf die erste verfängliche Frage mit einem plötzlich herausgestoßenen: "Herr!" förmlich anfuhr. Aber sich sogleich im Innern unwillkürlich selbst zurechtweisend, daß eine solche Heftigkeit wider den ihm doch eigentlich zur andern Natur gewordenen Respect gegen vornehme Leute und Beamte sei und in dem

nicht das Geringste würden ausrichten können, weder im Guten, noch im Bösen. Deßhalb also mogte er nicht gemeinschaftliche Sache mit den Widersetzlichen machen und zog sich deshalb mit guter Art ganz von dem Schauplatz zurück, auf welchem jene wahrscheinlich ein elendes Trauerspiel aufführen würden; — und weil er sich sagte, daß er darin ganz verständig und nach seinem besten Gewissen handle, so war er unbefangen genug, dem fremden Geheimrath den wahren Sachverhalt zu sagen. Als aber dieser nach den Führern zu fragen begann, begriff Adam plötzlich, daß nun seine fernere harmlose Aufrichtigkeit häßliche Angeberei sein würde, daß man ihm nun, weil er mit den Kameraden nur keine gemeinschaftliche Sache habe machen mögen, zu deren heimlichen Feind machen wolle, und daß er vielleicht zu ihrem Verderben beitrage, wenn er die Fragen, welche man nun ihm vorlegen mögte, eben so offen und arglos beantworte wie die früheren. Gegen diesen Gedanken schon empörte sich die Deutsche Ehrlichkeit und biedere Freundestreue so heftig in seiner redlichen Brust, daß er den Geheimrath auf die erste verfängliche Frage mit einem plötzlich herausgestoßenen: „Herr!“ förmlich anfuhr. Aber sich sogleich im Innern unwillkürlich selbst zurechtweisend, daß eine solche Heftigkeit wider den ihm doch eigentlich zur andern Natur gewordenen Respect gegen vornehme Leute und Beamte sei und in dem

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nicht das Geringste würden ausrichten können, weder im Guten, noch im Bösen. Deßhalb also mogte er nicht gemeinschaftliche Sache mit den Widersetzlichen machen und zog sich deshalb mit guter Art ganz von dem Schauplatz zurück, auf welchem jene wahrscheinlich ein elendes Trauerspiel aufführen würden; &#x2014; und weil er sich sagte, daß er darin ganz verständig und nach seinem besten Gewissen handle, so war er unbefangen genug, dem fremden Geheimrath den wahren Sachverhalt zu sagen. Als aber dieser nach den Führern zu fragen begann, begriff Adam plötzlich, daß nun seine fernere harmlose Aufrichtigkeit häßliche Angeberei sein würde, daß man ihm nun, weil er mit den Kameraden nur keine gemeinschaftliche Sache habe machen mögen, zu deren heimlichen Feind machen wolle, und daß er vielleicht zu ihrem Verderben beitrage, wenn er die Fragen, welche man nun ihm vorlegen mögte, eben so offen und arglos beantworte wie die früheren. Gegen diesen Gedanken schon empörte sich die Deutsche Ehrlichkeit und biedere Freundestreue so heftig in seiner redlichen Brust, daß er den Geheimrath auf die erste verfängliche Frage mit einem plötzlich herausgestoßenen: &#x201E;Herr!&#x201C; förmlich anfuhr. Aber sich sogleich im Innern unwillkürlich selbst zurechtweisend, daß eine solche Heftigkeit wider den ihm doch eigentlich zur andern Natur gewordenen Respect gegen vornehme Leute und Beamte sei und in dem
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[132/0138] nicht das Geringste würden ausrichten können, weder im Guten, noch im Bösen. Deßhalb also mogte er nicht gemeinschaftliche Sache mit den Widersetzlichen machen und zog sich deshalb mit guter Art ganz von dem Schauplatz zurück, auf welchem jene wahrscheinlich ein elendes Trauerspiel aufführen würden; — und weil er sich sagte, daß er darin ganz verständig und nach seinem besten Gewissen handle, so war er unbefangen genug, dem fremden Geheimrath den wahren Sachverhalt zu sagen. Als aber dieser nach den Führern zu fragen begann, begriff Adam plötzlich, daß nun seine fernere harmlose Aufrichtigkeit häßliche Angeberei sein würde, daß man ihm nun, weil er mit den Kameraden nur keine gemeinschaftliche Sache habe machen mögen, zu deren heimlichen Feind machen wolle, und daß er vielleicht zu ihrem Verderben beitrage, wenn er die Fragen, welche man nun ihm vorlegen mögte, eben so offen und arglos beantworte wie die früheren. Gegen diesen Gedanken schon empörte sich die Deutsche Ehrlichkeit und biedere Freundestreue so heftig in seiner redlichen Brust, daß er den Geheimrath auf die erste verfängliche Frage mit einem plötzlich herausgestoßenen: „Herr!“ förmlich anfuhr. Aber sich sogleich im Innern unwillkürlich selbst zurechtweisend, daß eine solche Heftigkeit wider den ihm doch eigentlich zur andern Natur gewordenen Respect gegen vornehme Leute und Beamte sei und in dem

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/138>, abgerufen am 22.11.2024.