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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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Pauline hatte dies unter immer heftigerem Zittern erzählt, und sank jetzt ohnmächtig in die Kissen des Lehnstuhls zurück. Friedericke war auf's Theilnehmendste um sie beschäftigt, und weinte selbst mit über die doch bereits überstandene Angst ihrer Herrin. Als diese wieder zu sich kam, fragte sie:

"Ist mein Vater schon zurück?"

"Nein."

"Wenn er kommt, so laß ihm sagen, es sei mir nicht ganz wohl, ich habe mich zeitig niedergelegt -- sage aber Niemand, was mir begegnet ist -- hörst Du, Niemand!"

"Wenn Sie es wollen, so kann ich schweigen, als wäre ich stumm," versprach Friedericke. Pauline ließ sich von ihr entkleiden, und legte sich zu Bette.

Sie war so erschöpft, aber doch zugleich so aufgeregt, daß sie lange vergeblich zu schlafen suchte. Endlich gelang es -- aber auch durch ihren Traum klangen immer noch die rohen, schreienden Stimmen hindurch, welche sie im Wachen so geängstet hatten, bis denn auch im Traum Franz Thalheims Bild wie das eines Schutzengels vor ihr auftauchte, daß sie selbst im Schlafe beruhigt und friedlich lächelte.

Auf Franz wartete man an diesem Abend vergeblich in der Schenke, er ging nicht wieder dahin, obwohl es erst

Pauline hatte dies unter immer heftigerem Zittern erzählt, und sank jetzt ohnmächtig in die Kissen des Lehnstuhls zurück. Friedericke war auf’s Theilnehmendste um sie beschäftigt, und weinte selbst mit über die doch bereits überstandene Angst ihrer Herrin. Als diese wieder zu sich kam, fragte sie:

„Ist mein Vater schon zurück?“

„Nein.“

„Wenn er kommt, so laß ihm sagen, es sei mir nicht ganz wohl, ich habe mich zeitig niedergelegt — sage aber Niemand, was mir begegnet ist — hörst Du, Niemand!“

„Wenn Sie es wollen, so kann ich schweigen, als wäre ich stumm,“ versprach Friedericke. Pauline ließ sich von ihr entkleiden, und legte sich zu Bette.

Sie war so erschöpft, aber doch zugleich so aufgeregt, daß sie lange vergeblich zu schlafen suchte. Endlich gelang es — aber auch durch ihren Traum klangen immer noch die rohen, schreienden Stimmen hindurch, welche sie im Wachen so geängstet hatten, bis denn auch im Traum Franz Thalheims Bild wie das eines Schutzengels vor ihr auftauchte, daß sie selbst im Schlafe beruhigt und friedlich lächelte.

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[159/0169] Pauline hatte dies unter immer heftigerem Zittern erzählt, und sank jetzt ohnmächtig in die Kissen des Lehnstuhls zurück. Friedericke war auf’s Theilnehmendste um sie beschäftigt, und weinte selbst mit über die doch bereits überstandene Angst ihrer Herrin. Als diese wieder zu sich kam, fragte sie: „Ist mein Vater schon zurück?“ „Nein.“ „Wenn er kommt, so laß ihm sagen, es sei mir nicht ganz wohl, ich habe mich zeitig niedergelegt — sage aber Niemand, was mir begegnet ist — hörst Du, Niemand!“ „Wenn Sie es wollen, so kann ich schweigen, als wäre ich stumm,“ versprach Friedericke. Pauline ließ sich von ihr entkleiden, und legte sich zu Bette. Sie war so erschöpft, aber doch zugleich so aufgeregt, daß sie lange vergeblich zu schlafen suchte. Endlich gelang es — aber auch durch ihren Traum klangen immer noch die rohen, schreienden Stimmen hindurch, welche sie im Wachen so geängstet hatten, bis denn auch im Traum Franz Thalheims Bild wie das eines Schutzengels vor ihr auftauchte, daß sie selbst im Schlafe beruhigt und friedlich lächelte. Auf Franz wartete man an diesem Abend vergeblich in der Schenke, er ging nicht wieder dahin, obwohl es erst

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/169>, abgerufen am 24.11.2024.