wär's sonst im Leben nicht eingefallen; der Johannes ist an Allem Schuld und ganz allein, es wird ihm schon auch noch einmal schlecht bekommen, und man wird's ihm gehörig eintränken, daß er künftig solche Sachen wohl bleiben läßt -- aber er läßt's schon nicht eher, bis er ein- mal recht ordentlich angekommen! -- Sieh, wenn ich das so mit anhöre und überleg', was wohl daraus werden könnt' -- da ist mir gleich, als müss' ich ganz und gar vergehen vor Angst!"
"Mütterchen!" sagte Johannes innig, "das sind schlechte oder böswillige Leute, die Dir so Etwas von mir vorreden, das Dir Angst machen kann; sie gönnen mir's nicht, Dich glücklich zu sehen und sie gönnen Dir's nicht, Freude an mir zu haben, sie möchten uns Beiden gern das Leben verbittern, weiter ist's Nichts! -- Das ist nicht werth, daß Du nur im Geringsten darauf hörst!"
"Ach nein, Johannes," sagte Mutter Eva dagegen, wieder kopfschüttelnd, "diesmal hast Du's nicht getroffen, gerade die sind's, welche warnen, die Dich nach mir mit am liebsten haben. Es ist so gut gemeint, Du willst es nur nicht zugeben, weil Du keine Lust hast, darauf zu hören und darnach zu handeln! Es schallt wohl auch schon manchmal ein Wort aus dem Leben draußen in unser stilles Dorf herein -- Du selbst bist Schuld daran, daß es so geschieht, denn eh' Du da warst, las außer dem
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waͤr’s ſonſt im Leben nicht eingefallen; der Johannes iſt an Allem Schuld und ganz allein, es wird ihm ſchon auch noch einmal ſchlecht bekommen, und man wird’s ihm gehoͤrig eintraͤnken, daß er kuͤnftig ſolche Sachen wohl bleiben laͤßt — aber er laͤßt’s ſchon nicht eher, bis er ein- mal recht ordentlich angekommen! — Sieh, wenn ich das ſo mit anhoͤre und uͤberleg’, was wohl daraus werden koͤnnt’ — da iſt mir gleich, als muͤſſ’ ich ganz und gar vergehen vor Angſt!“
„Muͤtterchen!“ ſagte Johannes innig, „das ſind ſchlechte oder boͤswillige Leute, die Dir ſo Etwas von mir vorreden, das Dir Angſt machen kann; ſie goͤnnen mir’s nicht, Dich gluͤcklich zu ſehen und ſie goͤnnen Dir’s nicht, Freude an mir zu haben, ſie moͤchten uns Beiden gern das Leben verbittern, weiter iſt’s Nichts! — Das iſt nicht werth, daß Du nur im Geringſten darauf hoͤrſt!“
„Ach nein, Johannes,“ ſagte Mutter Eva dagegen, wieder kopfſchuͤttelnd, „diesmal haſt Du’s nicht getroffen, gerade die ſind’s, welche warnen, die Dich nach mir mit am liebſten haben. Es iſt ſo gut gemeint, Du willſt es nur nicht zugeben, weil Du keine Luſt haſt, darauf zu hoͤren und darnach zu handeln! Es ſchallt wohl auch ſchon manchmal ein Wort aus dem Leben draußen in unſer ſtilles Dorf herein — Du ſelbſt biſt Schuld daran, daß es ſo geſchieht, denn eh’ Du da warſt, las außer dem
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waͤr’s ſonſt im Leben nicht eingefallen; der Johannes iſt
an Allem Schuld und ganz allein, es wird ihm ſchon
auch noch einmal ſchlecht bekommen, und man wird’s
ihm gehoͤrig eintraͤnken, daß er kuͤnftig ſolche Sachen wohl
bleiben laͤßt — aber er laͤßt’s ſchon nicht eher, bis er ein-
mal recht ordentlich angekommen! — Sieh, wenn ich
das ſo mit anhoͤre und uͤberleg’, was wohl daraus werden
koͤnnt’ — da iſt mir gleich, als muͤſſ’ ich ganz und gar
vergehen vor Angſt!“
„Muͤtterchen!“ ſagte Johannes innig, „das ſind
ſchlechte oder boͤswillige Leute, die Dir ſo Etwas von
mir vorreden, das Dir Angſt machen kann; ſie goͤnnen
mir’s nicht, Dich gluͤcklich zu ſehen und ſie goͤnnen Dir’s
nicht, Freude an mir zu haben, ſie moͤchten uns Beiden
gern das Leben verbittern, weiter iſt’s Nichts! — Das
iſt nicht werth, daß Du nur im Geringſten darauf hoͤrſt!“
„Ach nein, Johannes,“ ſagte Mutter Eva dagegen,
wieder kopfſchuͤttelnd, „diesmal haſt Du’s nicht getroffen,
gerade die ſind’s, welche warnen, die Dich nach mir mit
am liebſten haben. Es iſt ſo gut gemeint, Du willſt es
nur nicht zugeben, weil Du keine Luſt haſt, darauf zu
hoͤren und darnach zu handeln! Es ſchallt wohl auch
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daß es ſo geſchieht, denn eh’ Du da warſt, las außer dem
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/267>, abgerufen am 25.11.2024.
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