die Erregtheit unseres Schulmeisters nur in diesem Sinne und sagte, dessen dargebotene Hand herzlich schüttelnd: "Nicht wahr, wir feiern solche schöne Tage noch oft und wenn ich nicht mehr hier bin, so sorgen Sie, daß unter meinen Brüdern niemals wieder einschläft, was dieser Sommer geweckt hat?"
Unser Schulmeister war tief beschämt, weil er eigent- lich jetzt und immer an Suschen und gar nicht an das Allgemeine gedacht hatte. Er sagte auch nur: "Ja, ge- wiß!" aber weiter bracht' er auch kein Wort heraus. Er konnte aus diesem Johannes nicht klug werden, den er gern gehaßt hätte und den er doch wider seinen Willen unaussprechlich lieb haben mußte.
Darauf zogen alle Burschen, da das Feuer verlöscht war, fröhlich den Berg hinab und begleiteten ihren Lieb- ling Johannes noch bis hinauf auf die Burg. Dort riefen sie ihm alle noch herzlich gute Nacht zu. --
die Erregtheit unſeres Schulmeiſters nur in dieſem Sinne und ſagte, deſſen dargebotene Hand herzlich ſchuͤttelnd: „Nicht wahr, wir feiern ſolche ſchoͤne Tage noch oft und wenn ich nicht mehr hier bin, ſo ſorgen Sie, daß unter meinen Bruͤdern niemals wieder einſchlaͤft, was dieſer Sommer geweckt hat?“
Unſer Schulmeiſter war tief beſchaͤmt, weil er eigent- lich jetzt und immer an Suschen und gar nicht an das Allgemeine gedacht hatte. Er ſagte auch nur: „Ja, ge- wiß!“ aber weiter bracht’ er auch kein Wort heraus. Er konnte aus dieſem Johannes nicht klug werden, den er gern gehaßt haͤtte und den er doch wider ſeinen Willen unausſprechlich lieb haben mußte.
Darauf zogen alle Burſchen, da das Feuer verloͤſcht war, froͤhlich den Berg hinab und begleiteten ihren Lieb- ling Johannes noch bis hinauf auf die Burg. Dort riefen ſie ihm alle noch herzlich gute Nacht zu. —
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die Erregtheit unſeres Schulmeiſters nur in dieſem Sinne
und ſagte, deſſen dargebotene Hand herzlich ſchuͤttelnd:
„Nicht wahr, wir feiern ſolche ſchoͤne Tage noch oft und
wenn ich nicht mehr hier bin, ſo ſorgen Sie, daß unter
meinen Bruͤdern niemals wieder einſchlaͤft, was dieſer
Sommer geweckt hat?“
Unſer Schulmeiſter war tief beſchaͤmt, weil er eigent-
lich jetzt und immer an Suschen und gar nicht an das
Allgemeine gedacht hatte. Er ſagte auch nur: „Ja, ge-
wiß!“ aber weiter bracht’ er auch kein Wort heraus. Er
konnte aus dieſem Johannes nicht klug werden, den er
gern gehaßt haͤtte und den er doch wider ſeinen Willen
unausſprechlich lieb haben mußte.
Darauf zogen alle Burſchen, da das Feuer verloͤſcht
war, froͤhlich den Berg hinab und begleiteten ihren Lieb-
ling Johannes noch bis hinauf auf die Burg. Dort
riefen ſie ihm alle noch herzlich gute Nacht zu. —
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/223>, abgerufen am 04.05.2024.
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