Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.nicht von Andern gehört, es hat sich's noch Keiner ge- "Nein Mutter," antwortete Johannes zuversichtlich, Die jungen Leute kamen nun überein, eine Liedertafel nicht von Andern gehoͤrt, es hat ſich’s noch Keiner ge- „Nein Mutter,“ antwortete Johannes zuverſichtlich, Die jungen Leute kamen nun uͤberein, eine Liedertafel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0158" n="150"/> nicht von Andern gehoͤrt, es hat ſich’s noch Keiner ge-<lb/> traut — nun, wobei etwas nicht zu getrauen iſt, da muß<lb/> es doch nicht ſo ganz mit rechten Dingen zugehen.“</p><lb/> <p>„Nein Mutter,“ antwortete Johannes zuverſichtlich,<lb/> „das iſt nun eben das Schlimme dieſes ſich nicht ge-<lb/> trauen. Keiner will den Anfang machen und darum<lb/> allein kann’s oft nie zu Etwas kommen. — Aber laß das<lb/> nur gut ſein und mach’ Dir das Leben nicht ſchwer mit<lb/> unnuͤtzen Sorgen.“ —</p><lb/> <p>Die jungen Leute kamen nun uͤberein, eine Liedertafel<lb/> zu bilden und alle Sonntag Nachmittage auf der Burg<lb/> zuſammen zu kommen und zu ſingen im ganzen Chor.<lb/> Dazwiſchen noch wollte der Schulmeiſter ein paarmal<lb/> woͤchentlich Abends in ſeiner Stube Uebungen mit Ein-<lb/> zelnen vornehmen. Er ward zum Leiter des Ganzen er-<lb/> nannt. Jn der heiterſten Stimmung blieben Alle noch<lb/> lange bei einander, dann zogen ſie ſingend heim durch’s<lb/> Dorf. Als ſie ſo ſpaͤt bei der Schenke voruͤber kamen,<lb/> machte der Wirth ein graͤmliches Geſicht, denn Viele<lb/> von den Burſchen waren ſonſt zu ihm in die Schenke<lb/> gekommen und heute waren ſie alle ausgeblieben und kam<lb/> auch jetzt Keiner. Chriſtlieb redete laut zu ihm uͤber die<lb/> „Bruͤllerei“, wie er nun einmal den Maͤnnergeſang nannte<lb/> am ſpaͤten Abend und daß dies eigentlich nicht zu dulden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [150/0158]
nicht von Andern gehoͤrt, es hat ſich’s noch Keiner ge-
traut — nun, wobei etwas nicht zu getrauen iſt, da muß
es doch nicht ſo ganz mit rechten Dingen zugehen.“
„Nein Mutter,“ antwortete Johannes zuverſichtlich,
„das iſt nun eben das Schlimme dieſes ſich nicht ge-
trauen. Keiner will den Anfang machen und darum
allein kann’s oft nie zu Etwas kommen. — Aber laß das
nur gut ſein und mach’ Dir das Leben nicht ſchwer mit
unnuͤtzen Sorgen.“ —
Die jungen Leute kamen nun uͤberein, eine Liedertafel
zu bilden und alle Sonntag Nachmittage auf der Burg
zuſammen zu kommen und zu ſingen im ganzen Chor.
Dazwiſchen noch wollte der Schulmeiſter ein paarmal
woͤchentlich Abends in ſeiner Stube Uebungen mit Ein-
zelnen vornehmen. Er ward zum Leiter des Ganzen er-
nannt. Jn der heiterſten Stimmung blieben Alle noch
lange bei einander, dann zogen ſie ſingend heim durch’s
Dorf. Als ſie ſo ſpaͤt bei der Schenke voruͤber kamen,
machte der Wirth ein graͤmliches Geſicht, denn Viele
von den Burſchen waren ſonſt zu ihm in die Schenke
gekommen und heute waren ſie alle ausgeblieben und kam
auch jetzt Keiner. Chriſtlieb redete laut zu ihm uͤber die
„Bruͤllerei“, wie er nun einmal den Maͤnnergeſang nannte
am ſpaͤten Abend und daß dies eigentlich nicht zu dulden
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Zitationshilfe: | Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/158>, abgerufen am 16.07.2024. |