Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite
Grießgrämliche Leute.

Sonntag Nachmittag waren ziemlich viel Gäste in
der Schenke.

An dem einen Tisch unter der Linde ward besonders
eine lebhafte Unterhaltung geführt. Der Schenkenwirth
selber hatte daran den Vorsitz. Neben ihm saß der Bote
Martin, der verdrießlich wie immer sein Bier trank, dann
der gräfliche Jäger, der sich Herr Förster schimpfen ließ
und etwa ein halb Stündchen von unserm Dorfe entfernt
im Walde wohnte. Zwei große Jagdhunde hatte er im-
merwährend bei sich und auch heute lagen die ungeschlach-
ten Bestien zu seinen Füßen, knurrten Jeden an, der ih-
nen zu nahe kam und fletschten gleich ganz ingrimmig
die Zähne, wenn sie ihr Herr nicht mit einem Fußtritt
zur Ruhe verwies. Jhm gegenüber saß ein reicher Guts-
besitzer, Herr Damme mit seinem Sohne Christlieb, einem
recht wüsten Burschen, vor dem Niemand im Dorfe Ruhe

Grießgraͤmliche Leute.

Sonntag Nachmittag waren ziemlich viel Gaͤſte in
der Schenke.

An dem einen Tiſch unter der Linde ward beſonders
eine lebhafte Unterhaltung gefuͤhrt. Der Schenkenwirth
ſelber hatte daran den Vorſitz. Neben ihm ſaß der Bote
Martin, der verdrießlich wie immer ſein Bier trank, dann
der graͤfliche Jaͤger, der ſich Herr Foͤrſter ſchimpfen ließ
und etwa ein halb Stuͤndchen von unſerm Dorfe entfernt
im Walde wohnte. Zwei große Jagdhunde hatte er im-
merwaͤhrend bei ſich und auch heute lagen die ungeſchlach-
ten Beſtien zu ſeinen Fuͤßen, knurrten Jeden an, der ih-
nen zu nahe kam und fletſchten gleich ganz ingrimmig
die Zaͤhne, wenn ſie ihr Herr nicht mit einem Fußtritt
zur Ruhe verwies. Jhm gegenuͤber ſaß ein reicher Guts-
beſitzer, Herr Damme mit ſeinem Sohne Chriſtlieb, einem
recht wuͤſten Burſchen, vor dem Niemand im Dorfe Ruhe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0133" n="[125]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Grießgra&#x0364;mliche Leute.</hi> </hi> </head><lb/>
        <p>Sonntag Nachmittag waren ziemlich viel Ga&#x0364;&#x017F;te in<lb/>
der Schenke.</p><lb/>
        <p>An dem einen Ti&#x017F;ch unter der Linde ward be&#x017F;onders<lb/>
eine lebhafte Unterhaltung gefu&#x0364;hrt. Der Schenkenwirth<lb/>
&#x017F;elber hatte daran den Vor&#x017F;itz. Neben ihm &#x017F;aß der Bote<lb/>
Martin, der verdrießlich wie immer &#x017F;ein Bier trank, dann<lb/>
der gra&#x0364;fliche Ja&#x0364;ger, der &#x017F;ich Herr Fo&#x0364;r&#x017F;ter &#x017F;chimpfen ließ<lb/>
und etwa ein halb Stu&#x0364;ndchen von un&#x017F;erm Dorfe entfernt<lb/>
im Walde wohnte. Zwei große Jagdhunde hatte er im-<lb/>
merwa&#x0364;hrend bei &#x017F;ich und auch heute lagen die unge&#x017F;chlach-<lb/>
ten Be&#x017F;tien zu &#x017F;einen Fu&#x0364;ßen, knurrten Jeden an, der ih-<lb/>
nen zu nahe kam und flet&#x017F;chten gleich ganz ingrimmig<lb/>
die Za&#x0364;hne, wenn &#x017F;ie ihr Herr nicht mit einem Fußtritt<lb/>
zur Ruhe verwies. Jhm gegenu&#x0364;ber &#x017F;aß ein reicher Guts-<lb/>
be&#x017F;itzer, Herr Damme mit &#x017F;einem Sohne Chri&#x017F;tlieb, einem<lb/>
recht wu&#x0364;&#x017F;ten Bur&#x017F;chen, vor dem Niemand im Dorfe Ruhe<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[125]/0133] Grießgraͤmliche Leute. Sonntag Nachmittag waren ziemlich viel Gaͤſte in der Schenke. An dem einen Tiſch unter der Linde ward beſonders eine lebhafte Unterhaltung gefuͤhrt. Der Schenkenwirth ſelber hatte daran den Vorſitz. Neben ihm ſaß der Bote Martin, der verdrießlich wie immer ſein Bier trank, dann der graͤfliche Jaͤger, der ſich Herr Foͤrſter ſchimpfen ließ und etwa ein halb Stuͤndchen von unſerm Dorfe entfernt im Walde wohnte. Zwei große Jagdhunde hatte er im- merwaͤhrend bei ſich und auch heute lagen die ungeſchlach- ten Beſtien zu ſeinen Fuͤßen, knurrten Jeden an, der ih- nen zu nahe kam und fletſchten gleich ganz ingrimmig die Zaͤhne, wenn ſie ihr Herr nicht mit einem Fußtritt zur Ruhe verwies. Jhm gegenuͤber ſaß ein reicher Guts- beſitzer, Herr Damme mit ſeinem Sohne Chriſtlieb, einem recht wuͤſten Burſchen, vor dem Niemand im Dorfe Ruhe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/133
Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. [125]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/133>, abgerufen am 29.11.2024.