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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Du, ist's noch Zeit -- ich kann sie höchstens erst seit
drei Tagen lieben, wie Du vielleicht schon seit drei Mo-
naten -- und wir könnten leicht beide einander unglück-
lich machen, uns verlieren, wenn die Liebe zwischen
die Freundschaft träte. Das ist recht so! Nun wirst
Du's auch glauben, wenn ich Dir frei und ehrlich ant-
worte: ich bin in Laura so wenig als in Suschen ver-
liebt, und bin ich auch den Mädchen gegenüber nicht
blöde, gehöre ich doch auch nicht zu den Thoren, die
jedem hübschen Gesicht nachlaufen. An's Heirathen nun
vollends denk' ich gar nicht! Jch habe zu viel im
Dienst des Vaterlands und der Freiheit zu thun, als
daß ich mich einem Weibe widmen könnte -- ich habe
keine Zeit für das Spiel der Liebe."

"Wenn ich das auch nicht ganz verstehe," sagte
Friedrich, "so befriedigt es mich doch und ich glaube
Deiner einfachen Versicherung, daß Du's nicht auf die
Laura abgesehen hast. Es war natürlich, daß ich vor-
hin auf den Gedanken kam -- sie ist ein Stadtmädchen
und hat wohl mehr gelernt als die Dirnen hier, auch
hat sie feinere Manieren und da dacht' ich: die ist
eigentlich wie gemacht für den Johannes -- und am
Ende wird sie es selber finden -- aber nun bin ich ru-
hig, und wenn Du nur nicht schön mit ihr thust, so
wird sie sich auch nicht in Dich verlieben -- dazu ist

Du, iſt’s noch Zeit — ich kann ſie hoͤchſtens erſt ſeit
drei Tagen lieben, wie Du vielleicht ſchon ſeit drei Mo-
naten — und wir koͤnnten leicht beide einander ungluͤck-
lich machen, uns verlieren, wenn die Liebe zwiſchen
die Freundſchaft traͤte. Das iſt recht ſo! Nun wirſt
Du’s auch glauben, wenn ich Dir frei und ehrlich ant-
worte: ich bin in Laura ſo wenig als in Suschen ver-
liebt, und bin ich auch den Maͤdchen gegenuͤber nicht
bloͤde, gehoͤre ich doch auch nicht zu den Thoren, die
jedem huͤbſchen Geſicht nachlaufen. An’s Heirathen nun
vollends denk’ ich gar nicht! Jch habe zu viel im
Dienſt des Vaterlands und der Freiheit zu thun, als
daß ich mich einem Weibe widmen koͤnnte — ich habe
keine Zeit fuͤr das Spiel der Liebe.“

„Wenn ich das auch nicht ganz verſtehe,“ ſagte
Friedrich, „ſo befriedigt es mich doch und ich glaube
Deiner einfachen Verſicherung, daß Du’s nicht auf die
Laura abgeſehen haſt. Es war natuͤrlich, daß ich vor-
hin auf den Gedanken kam — ſie iſt ein Stadtmaͤdchen
und hat wohl mehr gelernt als die Dirnen hier, auch
hat ſie feinere Manieren und da dacht’ ich: die iſt
eigentlich wie gemacht fuͤr den Johannes — und am
Ende wird ſie es ſelber finden — aber nun bin ich ru-
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[118/0126] Du, iſt’s noch Zeit — ich kann ſie hoͤchſtens erſt ſeit drei Tagen lieben, wie Du vielleicht ſchon ſeit drei Mo- naten — und wir koͤnnten leicht beide einander ungluͤck- lich machen, uns verlieren, wenn die Liebe zwiſchen die Freundſchaft traͤte. Das iſt recht ſo! Nun wirſt Du’s auch glauben, wenn ich Dir frei und ehrlich ant- worte: ich bin in Laura ſo wenig als in Suschen ver- liebt, und bin ich auch den Maͤdchen gegenuͤber nicht bloͤde, gehoͤre ich doch auch nicht zu den Thoren, die jedem huͤbſchen Geſicht nachlaufen. An’s Heirathen nun vollends denk’ ich gar nicht! Jch habe zu viel im Dienſt des Vaterlands und der Freiheit zu thun, als daß ich mich einem Weibe widmen koͤnnte — ich habe keine Zeit fuͤr das Spiel der Liebe.“ „Wenn ich das auch nicht ganz verſtehe,“ ſagte Friedrich, „ſo befriedigt es mich doch und ich glaube Deiner einfachen Verſicherung, daß Du’s nicht auf die Laura abgeſehen haſt. Es war natuͤrlich, daß ich vor- hin auf den Gedanken kam — ſie iſt ein Stadtmaͤdchen und hat wohl mehr gelernt als die Dirnen hier, auch hat ſie feinere Manieren und da dacht’ ich: die iſt eigentlich wie gemacht fuͤr den Johannes — und am Ende wird ſie es ſelber finden — aber nun bin ich ru- hig, und wenn Du nur nicht ſchoͤn mit ihr thuſt, ſo wird ſie ſich auch nicht in Dich verlieben — dazu iſt

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/126>, abgerufen am 30.11.2024.