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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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[Spaltenumbruch] in humum, rursus, qua se curvaverant,
erigebantur, adeo ut species esset non ra-
mi resurgentis, sed arboris ex sua radice
generatae.
Vnd in Persien an den Grentzen
Hyrcaniae haben solche art Bäume/ weil sie
als ein dicker Zaun in einander gewachsen/
vnd den Eingang zur Landschafft der Mar-
dorum
gleichsam geschlossen/ dem Alexan-
dro
viel zuschaffen gemachet. lib. 6. § 5.

Pag. 17. Daß Er des Jndianischen
Gesandten Vetter erschossen/ verhelt sich also;
Als in vnser Ankunfft vor Ispahan vmb einer
liederlichen Vrsachen willen zwischen vnsern
vnd des Jndianischen Gesandten Völcker ein
Streit entstunde/ vnd die Jndianer über 300
Mann vnserer Gesandten Quartier vmbrin-
geten vnd hart beschossen/ wir vns auch nicht
minder wehreten/ das auff beyden Parteyen
über 30 erschossen vnd verwundet wurden/
stund des Jndianischen Gesandten Vetter
ein Hauptmann über 300 Mann in einen ro-
ten seyden Kleide vor dem Volcke/ dasselbe
Commandirende/ vnd ließ den Seebel vmb
den Kopff lustig herumb fliehen. Als dieses
der von Mandelslo ersahe/ schoß Er oben
von der Gesandten Hause selbigen mit einer
Pistohlen vor den Kopff/ daß Er alsobald zur
Erden fiehl/ drauff erschracken die andern vnd
wichen in die gegen dem Gesandten Hause
überliegende Hauser. Der Jndianische Ge-
sandte ließ fleissig nach dem Tätter forschen/
vnd dräwete jhm wieder den Todt/ solte Er
auch dem Könige in Armen liegen.

Pag. 18. Ispahande Schabna. Es ist
zu Ispahan ein Ort/ Schabna genand/ gleich
gegen dem Rivier Senderuth über/ da die mei-
sten Huren wohnen/ vnd ist der aller vnsicher-
ste Ort in gantz Ispahan, denn des Nachtes
daselbst viel beraubet vnd erschlagen werden/
war etlichen von vnsern Leuten/ die andern
hetten vorbieten sollen/ wol bekand.

Pag. 20. Eben auff solche Manier wer-
den die Chinenser von dem Jesuiten Nico-
lao Trigautio,
im Lateinischen Tractatu
de Regno Chinae
vor 4 Jahren außgegan-
gen/ beschrieben.

Weil nun der günstige Leser den heuti-
gen Zustand der zweyen Orientalischen Reiche/
als Persien vnd Jndien/ in vnserer gethanen
Beschreibung ziemlicher massen wird ver-
[Spaltenumbruch] nommen haben/ Als hab ich nicht gar vnge-
reimbt zu seyn erachtet/ bey dieser Gelegenheit
auch von dem Dritten/ eussersten vnd fürtreff-
lichsten Orientalischem Reiche China etwas
mehrers/ als von dem von Mandelslow ge-
schchen/ zu gedencken/ vnd zwar auß des obge-
dachten Jesuiters Bericht. Dieser schreibet
daß/ was Er hievon berichte/ nicht auß rela-
tion
anderer thue/ sondern daß ers neben an-
dern Patribus/ welche numehrüber 30 Jahr
im selben Reiche gelebet/ selbst gesehen vnd ge-
höret. Dann die Patres Jesuitarum so darin-
nen jre Kloster haben/ vnd sicher wohnen/ jtzo alle
Provincien Chinae vngehindert durchwan-
dern/ mit den vornembsten Häuptern vnnd
Gelährtesten täglich vnd familiar vmbgehen.
Die Chinesische Sprache reden/ vnd jhre
Bücher lesen/ daß also jhnen derselben Völ-
cker Leben/ Lehre/ Gesetz vnd Sitten gnugsam
bekand seynd.

Vom Reich China.

WAs den Namen dieses Landes be-
trifft/ so nennens die Einwohner
nicht China, hat auch nicht zu allen
zeiten einerley Namen. Dann sie sollen im
Gebrauch haben/ das/ wann nach Abgang ei-
ner Lienie jhres Königs daß Regiment auff
eine newe familie kompt/ dieselbe auch daß
Reich mit einem newen Namen zu begaben
pflege. Vor zeiten haben sie es Than genand.
Daher es die Japoner/ derer vrsprunck auß
China, noch heute Than nennen. Than heist
auff ihre Sprache: weit vnd breit ohne Ende.

Darnach Hia, das ist: Groß. Sciam
Schmuck. Cheu, vollkommen: Han, das
ist via lactea, die Milchstrasse am Himmel/
dieser Name ist auch bey den Tartern im Ge-
brauch. Heutiges Tages aber da das Ge-
schlechte Ciu regieret/ wird daß gantze Reich
genand Tamin, das ist ein Reich grosser Herr-
ligkeit vnd Ansehens. Daß es aber von den
Europeren China genand wird/ kompt her
von den Portugiesen/ durch derer grossen
Schiffart vns daß Reich zu erst besser bekand
worden. Es ist aber die Syllaba Chi, nicht
nach der Lateinischen oder Deutschen/ sondern
nach der Spannischen pronunciation auß
zureden/ als Tzi oder Tschi, daß es also in

vnser

[Spaltenumbruch] in humum, rurſus, quà ſe curvaverant,
erigebantur, adeo ut ſpecies eſſet non ra-
mi reſurgentis, ſed arboris ex ſua radice
generatæ.
Vnd in Perſien an den Grentzen
Hyrcaniæ haben ſolche art Baͤume/ weil ſie
als ein dicker Zaun in einander gewachſen/
vnd den Eingang zur Landſchafft der Mar-
dorum
gleichſam geſchloſſen/ dem Alexan-
dro
viel zuſchaffen gemachet. lib. 6. § 5.

Pag. 17. Daß Er des Jndianiſchen
Geſandten Vetter erſchoſſen/ verhelt ſich alſo;
Als in vnſer Ankunfft vor Iſpahan vmb einer
liederlichen Vrſachen willen zwiſchen vnſern
vnd des Jndianiſchen Geſandten Voͤlcker ein
Streit entſtunde/ vnd die Jndianer uͤber 300
Mann vnſerer Geſandten Quartier vmbrin-
geten vnd hart beſchoſſen/ wir vns auch nicht
minder wehreten/ das auff beyden Parteyen
uͤber 30 erſchoſſen vnd verwundet wurden/
ſtund des Jndianiſchen Geſandten Vetter
ein Hauptmañ uͤber 300 Mann in einen ro-
ten ſeyden Kleide vor dem Volcke/ daſſelbe
Commandirende/ vnd ließ den Seebel vmb
den Kopff luſtig herumb fliehen. Als dieſes
der von Mandelslo erſahe/ ſchoß Er oben
von der Geſandten Hauſe ſelbigen mit einer
Piſtohlen vor den Kopff/ daß Er alſobald zur
Erden fiehl/ drauff erſchracken die andern vnd
wichen in die gegen dem Geſandten Hauſe
uͤberliegende Hauſer. Der Jndianiſche Ge-
ſandte ließ fleiſſig nach dem Taͤtter forſchen/
vnd draͤwete jhm wieder den Todt/ ſolte Er
auch dem Koͤnige in Armen liegen.

Pag. 18. Iſpahande Schabna. Es iſt
zu Iſpahan ein Ort/ Schabna genand/ gleich
gegẽ dem Rivier Senderuth uͤber/ da die mei-
ſten Huren wohnen/ vnd iſt der aller vnſicher-
ſte Ort in gantz Iſpahan, denn des Nachtes
daſelbſt viel beraubet vnd erſchlagen werden/
war etlichen von vnſern Leuten/ die andern
hetten vorbieten ſollen/ wol bekand.

Pag. 20. Eben auff ſolche Manier wer-
den die Chinenſer von dem Jeſuiten Nico-
lao Trigautio,
im Lateiniſchen Tractatu
de Regno Chinæ
vor 4 Jahren außgegan-
gen/ beſchrieben.

Weil nun der guͤnſtige Leſer den heuti-
gen Zuſtand der zweyen Orientaliſchẽ Reiche/
als Perſien vnd Jndien/ in vnſerer gethanen
Beſchreibung ziemlicher maſſen wird ver-
[Spaltenumbruch] nommen haben/ Als hab ich nicht gar vnge-
reimbt zu ſeyn erachtet/ bey dieſer Gelegenheit
auch von dem Dritten/ euſſerſten vnd fuͤrtreff-
lichſten Orientaliſchem Reiche China etwas
mehrers/ als von dem von Mandelslow ge-
ſchchen/ zu gedencken/ vnd zwar auß des obge-
dachten Jeſuiters Bericht. Dieſer ſchreibet
daß/ was Er hievon berichte/ nicht auß rela-
tion
anderer thue/ ſondern daß ers neben an-
dern Patribus/ welche numehruͤber 30 Jahr
im ſelben Reiche gelebet/ ſelbſt geſehen vnd ge-
hoͤret. Dann die Patres Jeſuitarum ſo darin-
nen jre Kloſter haben/ vñ ſicher wohnẽ/ jtzo alle
Provincien Chinæ vngehindert durchwan-
dern/ mit den vornembſten Haͤuptern vnnd
Gelaͤhrteſten taͤglich vnd familiar vmbgehen.
Die Chineſiſche Sprache reden/ vnd jhre
Buͤcher leſen/ daß alſo jhnen derſelben Voͤl-
cker Leben/ Lehre/ Geſetz vnd Sitten gnugſam
bekand ſeynd.

Vom Reich China.

WAs den Namen dieſes Landes be-
trifft/ ſo nennens die Einwohner
nicht China, hat auch nicht zu allen
zeiten einerley Namen. Dann ſie ſollen im
Gebrauch haben/ das/ wann nach Abgang ei-
ner Lienie jhres Koͤnigs daß Regiment auff
eine newe familie kompt/ dieſelbe auch daß
Reich mit einem newen Namen zu begaben
pflege. Vor zeiten haben ſie es Than genand.
Daher es die Japoner/ derer vrſprunck auß
China, noch heute Than nennen. Than heiſt
auff ihre Sprache: weit vnd breit ohne Ende.

Darnach Hia, das iſt: Groß. Sciam
Schmuck. Cheu, vollkommen: Han, das
iſt via lactea, die Milchſtraſſe am Himmel/
dieſer Name iſt auch bey den Tartern im Ge-
brauch. Heutiges Tages aber da das Ge-
ſchlechte Ciu regieret/ wird daß gantze Reich
genand Tamin, das iſt ein Reich groſſer Herꝛ-
ligkeit vnd Anſehens. Daß es aber von den
Europeren China genand wird/ kompt her
von den Portugieſen/ durch derer groſſen
Schiffart vns daß Reich zu erſt beſſer bekand
worden. Es iſt aber die Syllaba Chi, nicht
nach der Lateiniſchen oder Deutſchen/ ſondern
nach der Spanniſchen pronunciation auß
zureden/ als Tzi oder Tſchi, daß es alſo in

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[34.[34]/0622] in humum, rurſus, quà ſe curvaverant, erigebantur, adeo ut ſpecies eſſet non ra- mi reſurgentis, ſed arboris ex ſua radice generatæ. Vnd in Perſien an den Grentzen Hyrcaniæ haben ſolche art Baͤume/ weil ſie als ein dicker Zaun in einander gewachſen/ vnd den Eingang zur Landſchafft der Mar- dorum gleichſam geſchloſſen/ dem Alexan- dro viel zuſchaffen gemachet. lib. 6. § 5. Pag. 17. Daß Er des Jndianiſchen Geſandten Vetter erſchoſſen/ verhelt ſich alſo; Als in vnſer Ankunfft vor Iſpahan vmb einer liederlichen Vrſachen willen zwiſchen vnſern vnd des Jndianiſchen Geſandten Voͤlcker ein Streit entſtunde/ vnd die Jndianer uͤber 300 Mann vnſerer Geſandten Quartier vmbrin- geten vnd hart beſchoſſen/ wir vns auch nicht minder wehreten/ das auff beyden Parteyen uͤber 30 erſchoſſen vnd verwundet wurden/ ſtund des Jndianiſchen Geſandten Vetter ein Hauptmañ uͤber 300 Mann in einen ro- ten ſeyden Kleide vor dem Volcke/ daſſelbe Commandirende/ vnd ließ den Seebel vmb den Kopff luſtig herumb fliehen. Als dieſes der von Mandelslo erſahe/ ſchoß Er oben von der Geſandten Hauſe ſelbigen mit einer Piſtohlen vor den Kopff/ daß Er alſobald zur Erden fiehl/ drauff erſchracken die andern vnd wichen in die gegen dem Geſandten Hauſe uͤberliegende Hauſer. Der Jndianiſche Ge- ſandte ließ fleiſſig nach dem Taͤtter forſchen/ vnd draͤwete jhm wieder den Todt/ ſolte Er auch dem Koͤnige in Armen liegen. Pag. 18. Iſpahande Schabna. Es iſt zu Iſpahan ein Ort/ Schabna genand/ gleich gegẽ dem Rivier Senderuth uͤber/ da die mei- ſten Huren wohnen/ vnd iſt der aller vnſicher- ſte Ort in gantz Iſpahan, denn des Nachtes daſelbſt viel beraubet vnd erſchlagen werden/ war etlichen von vnſern Leuten/ die andern hetten vorbieten ſollen/ wol bekand. Pag. 20. Eben auff ſolche Manier wer- den die Chinenſer von dem Jeſuiten Nico- lao Trigautio, im Lateiniſchen Tractatu de Regno Chinæ vor 4 Jahren außgegan- gen/ beſchrieben. Weil nun der guͤnſtige Leſer den heuti- gen Zuſtand der zweyen Orientaliſchẽ Reiche/ als Perſien vnd Jndien/ in vnſerer gethanen Beſchreibung ziemlicher maſſen wird ver- nommen haben/ Als hab ich nicht gar vnge- reimbt zu ſeyn erachtet/ bey dieſer Gelegenheit auch von dem Dritten/ euſſerſten vnd fuͤrtreff- lichſten Orientaliſchem Reiche China etwas mehrers/ als von dem von Mandelslow ge- ſchchen/ zu gedencken/ vnd zwar auß des obge- dachten Jeſuiters Bericht. Dieſer ſchreibet daß/ was Er hievon berichte/ nicht auß rela- tion anderer thue/ ſondern daß ers neben an- dern Patribus/ welche numehruͤber 30 Jahr im ſelben Reiche gelebet/ ſelbſt geſehen vnd ge- hoͤret. Dann die Patres Jeſuitarum ſo darin- nen jre Kloſter haben/ vñ ſicher wohnẽ/ jtzo alle Provincien Chinæ vngehindert durchwan- dern/ mit den vornembſten Haͤuptern vnnd Gelaͤhrteſten taͤglich vnd familiar vmbgehen. Die Chineſiſche Sprache reden/ vnd jhre Buͤcher leſen/ daß alſo jhnen derſelben Voͤl- cker Leben/ Lehre/ Geſetz vnd Sitten gnugſam bekand ſeynd. Vom Reich China. WAs den Namen dieſes Landes be- trifft/ ſo nennens die Einwohner nicht China, hat auch nicht zu allen zeiten einerley Namen. Dann ſie ſollen im Gebrauch haben/ das/ wann nach Abgang ei- ner Lienie jhres Koͤnigs daß Regiment auff eine newe familie kompt/ dieſelbe auch daß Reich mit einem newen Namen zu begaben pflege. Vor zeiten haben ſie es Than genand. Daher es die Japoner/ derer vrſprunck auß China, noch heute Than nennen. Than heiſt auff ihre Sprache: weit vnd breit ohne Ende. Darnach Hia, das iſt: Groß. Sciam Schmuck. Cheu, vollkommen: Han, das iſt via lactea, die Milchſtraſſe am Himmel/ dieſer Name iſt auch bey den Tartern im Ge- brauch. Heutiges Tages aber da das Ge- ſchlechte Ciu regieret/ wird daß gantze Reich genand Tamin, das iſt ein Reich groſſer Herꝛ- ligkeit vnd Anſehens. Daß es aber von den Europeren China genand wird/ kompt her von den Portugieſen/ durch derer groſſen Schiffart vns daß Reich zu erſt beſſer bekand worden. Es iſt aber die Syllaba Chi, nicht nach der Lateiniſchen oder Deutſchen/ ſondern nach der Spanniſchen pronunciation auß zureden/ als Tzi oder Tſchi, daß es alſo in vnſer

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 34.[34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/622>, abgerufen am 21.11.2024.