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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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vor hundert vnd etzliche viertzig Jahren erbawet/ liegt auff ei-
ner kleinen Jnsul umbflossen/ von einem Schiffreichen Was-
ser/ rund umb mit starcken festen Castelen verwahret vnnd
vnüberwindlich gemacht. Vnnd gleich wie dieser hochbe-
rümbter Ort allen ankommenden Frembden wegen seiner
gewünscheten Situation lustigen Gärten/ vnnd schönen Ge-
Des Por-
tugesischen
Weibes-
volcks Arg-
listigkeit.
bäwen daß höchste contentement giebt: Also har gleichfals
ein Frembder von den einwohnenden Portugalischen Damen
alle cortosie vnd Freundligkeit zu hoffen/ vngeachtet daß sel-
bige Frawen fast gleich den Persischen Weibern versperret
werden/ so wissen sie doch gute oportunitet zunehmen den
Frembden favorable Gemühter zu erweisen/ solte es auch
geschehen durchs Fenster mit hülffe einer kleinen seydenen
Wurffleiter/ vnd solte den noch des Vaters oder des Man-
nes Gegenwart hindern/ wissen sie dieselben alsobald jhrer
Sinnen vnd Gedächtniß zu berauben/ durch einen gar ge-
bräuchlichen Sahmen Dutrij genand/ welches sie gar listig
in confecturen wissen bey zubringen. Wann also der gute
Mann in seiner praesentz vnd Gegenwart mit sehenden Au-
gen nicht sehend genug cornuiret ist/ gibt die freundliche Fra-
we nach guten belieben jhrem Cornuto oder Mann seinen
vollkomlichen Verstand wieder/ mit netzung etzlicher örter
seines Leibes/ welcher alßdann nach Ermunterung nicht an-
ders weiß/ als daß Er etwa einen Mittagsschlaff gehalten
habe. Der Herr Bruder nehme diese Geschicht so warhaff-
tig/ als es jhme vielleicht anfänglich Fabelhafftig däucht.
Vnnd wie dieses nach meinen Beduncken die plaisirlichste
Stadt in gantz Asia, so ist es auch die verhurteste vnd Mor-
derischter Ort/ so ich jemahls gesehen/ jatausend mahl är-
ger als Ispahandae Schabna. (g)

Es lagen bey vnser Ankunfft nach Goa der Portuga-
lische General mit 6 Galleonen/ vnd einer grossen Caraque
im Portu armiret gegen 12 Holländische Orloch Schiffe/ so
den Port oder Hafen zu schliessen versuchten. Es that end-
lich der Portugalische General mit 4 Galleonen/ unter wel-
chen die geringste 50 Geschütze führete/ einen Außfall unter

die

vor hundert vñ etzliche viertzig Jahren erbawet/ liegt auff ei-
ner kleinen Jnſul umbfloſſen/ von einem Schiffreichen Waſ-
ſer/ rund umb mit ſtarcken feſten Caſtelen verwahret vnnd
vnuͤberwindlich gemacht. Vnnd gleich wie dieſer hochbe-
ruͤmbter Ort allen ankommenden Frembden wegen ſeiner
gewuͤnſcheten Situation luſtigen Gaͤrten/ vnnd ſchoͤnen Ge-
Des Por-
tugeſiſchẽ
Weibes-
volcks Aꝛg-
liſtigkeit.
baͤwen daß hoͤchſte contentement giebt: Alſo har gleichfals
ein Frembder von den einwohnenden Portugaliſchen Damen
alle cortoſie vnd Freundligkeit zu hoffen/ vngeachtet daß ſel-
bige Frawen faſt gleich den Perſiſchen Weibern verſperret
werden/ ſo wiſſen ſie doch gute oportunitet zunehmen den
Frembden favorable Gemuͤhter zu erweiſen/ ſolte es auch
geſchehen durchs Fenſter mit huͤlffe einer kleinen ſeydenen
Wurffleiter/ vnd ſolte den noch des Vaters oder des Man-
nes Gegenwart hindern/ wiſſen ſie dieſelben alſobald jhrer
Sinnen vnd Gedaͤchtniß zu berauben/ durch einen gar ge-
braͤuchlichen Sahmen Dutrij genand/ welches ſie gar liſtig
in confecturen wiſſen bey zubringen. Wann alſo der gute
Mann in ſeiner præſentz vnd Gegenwart mit ſehenden Au-
gen nicht ſehend genug cornuiret iſt/ gibt die freundliche Fra-
we nach guten belieben jhrem Cornuto oder Mann ſeinen
vollkomlichen Verſtand wieder/ mit netzung etzlicher oͤrter
ſeines Leibes/ welcher alßdann nach Ermunterung nicht an-
ders weiß/ als daß Er etwa einen Mittagsſchlaff gehalten
habe. Der Herꝛ Bruder nehme dieſe Geſchicht ſo warhaff-
tig/ als es jhme vielleicht anfaͤnglich Fabelhafftig daͤucht.
Vnnd wie dieſes nach meinen Beduncken die plaiſirlichſte
Stadt in gantz Aſia, ſo iſt es auch die verhurteſte vnd Mor-
deriſchter Ort/ ſo ich jemahls geſehen/ jatauſend mahl aͤr-
ger als Iſpahandæ Schabna. (g)

Es lagen bey vnſer Ankunfft nach Goa der Portuga-
liſche General mit 6 Galleonen/ vnd einer groſſen Caraque
im Portu armiret gegen 12 Hollaͤndiſche Orloch Schiffe/ ſo
den Port oder Hafen zu ſchlieſſen verſuchten. Es that end-
lich der Portugaliſche General mit 4 Galleonen/ unter wel-
chen die geringſte 50 Geſchuͤtze fuͤhrete/ einen Außfall unter

die
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[18.[18]/0606] vor hundert vñ etzliche viertzig Jahren erbawet/ liegt auff ei- ner kleinen Jnſul umbfloſſen/ von einem Schiffreichen Waſ- ſer/ rund umb mit ſtarcken feſten Caſtelen verwahret vnnd vnuͤberwindlich gemacht. Vnnd gleich wie dieſer hochbe- ruͤmbter Ort allen ankommenden Frembden wegen ſeiner gewuͤnſcheten Situation luſtigen Gaͤrten/ vnnd ſchoͤnen Ge- baͤwen daß hoͤchſte contentement giebt: Alſo har gleichfals ein Frembder von den einwohnenden Portugaliſchen Damen alle cortoſie vnd Freundligkeit zu hoffen/ vngeachtet daß ſel- bige Frawen faſt gleich den Perſiſchen Weibern verſperret werden/ ſo wiſſen ſie doch gute oportunitet zunehmen den Frembden favorable Gemuͤhter zu erweiſen/ ſolte es auch geſchehen durchs Fenſter mit huͤlffe einer kleinen ſeydenen Wurffleiter/ vnd ſolte den noch des Vaters oder des Man- nes Gegenwart hindern/ wiſſen ſie dieſelben alſobald jhrer Sinnen vnd Gedaͤchtniß zu berauben/ durch einen gar ge- braͤuchlichen Sahmen Dutrij genand/ welches ſie gar liſtig in confecturen wiſſen bey zubringen. Wann alſo der gute Mann in ſeiner præſentz vnd Gegenwart mit ſehenden Au- gen nicht ſehend genug cornuiret iſt/ gibt die freundliche Fra- we nach guten belieben jhrem Cornuto oder Mann ſeinen vollkomlichen Verſtand wieder/ mit netzung etzlicher oͤrter ſeines Leibes/ welcher alßdann nach Ermunterung nicht an- ders weiß/ als daß Er etwa einen Mittagsſchlaff gehalten habe. Der Herꝛ Bruder nehme dieſe Geſchicht ſo warhaff- tig/ als es jhme vielleicht anfaͤnglich Fabelhafftig daͤucht. Vnnd wie dieſes nach meinen Beduncken die plaiſirlichſte Stadt in gantz Aſia, ſo iſt es auch die verhurteſte vnd Mor- deriſchter Ort/ ſo ich jemahls geſehen/ jatauſend mahl aͤr- ger als Iſpahandæ Schabna. (g) Des Por- tugeſiſchẽ Weibes- volcks Aꝛg- liſtigkeit. Es lagen bey vnſer Ankunfft nach Goa der Portuga- liſche General mit 6 Galleonen/ vnd einer groſſen Caraque im Portu armiret gegen 12 Hollaͤndiſche Orloch Schiffe/ ſo den Port oder Hafen zu ſchlieſſen verſuchten. Es that end- lich der Portugaliſche General mit 4 Galleonen/ unter wel- chen die geringſte 50 Geſchuͤtze fuͤhrete/ einen Außfall unter die

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 18.[18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/606>, abgerufen am 23.11.2024.