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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Dritter Theil der Persianischen
Eine Malzeit
von wilden
Knoblauch
vnd faulem
Wasser.
Malzeit nichts zu willen seyn/ musten derwegen dem Hunger zu steuren
(dann wir auch vorigen Tag gefastet) wilden Knoblauch mit hartem
Brodt essen/ vnd auß einer faulen Pfütze trincken. Welches dem Posla-
nik
jammerte vnd vns ein stück Fisch/ so an der Sonnen gedröget/
reichen liesse.

Auff den späten Abend kamen wir an den Strom Büstro, legten
Der Strom
Bustro.
vns in das neben dem Strande herumb stehende Gepusche. Dieser
Strom ist auch einer von den Principalen/ so tieff vnd fast so breit als
Koisu, läufft aber nicht so schnelle/ führet auch trübe Wasser. Am
Nordertheile etwa 5. Meilen vom Caspischen Strande lesset er zwene
Timenki,
oder Terk.
Rivire von sich außgehen/ deren eines jtzo Timenki, vor diesem aber/
wie auch noch jtzo von etlichen/ Terk genant wird/ hat der Stadt/ wel-
cher Er vorbey läufft/ den Namen Terki gegeben. Jst bey 30. Elen
Kisilar.breit. Der ander aber über diesem/ so gleicher grösse/ wird Kisilar ge-
nant/ vnd zwar daher/ weil er mit dem Sande etliche als Gold glän-
tzende Körner führet/ liget etwas hoch/ daher Er im heissen Sommer
bisweilen gantz vertrucknet. Dieses Außgang ist 8. Meilen über der
Stadt. Alle diese Bäche kamen von W.N.W. eingefallen/ vnd ist Kisilar
der letzte dieses Ortes/ auff welchem nach 65 Meilen die Wolga, so auß
Norden kömpt/ folget. Nach des Ptolomaei meinung müssen diese
Ströme vnd Außtritte derselben Aksai der Caesius: Büstro, Gerrus,
Timenki
oder Terk Alonta vnd Kisilar Adonta gewesen seyn. Dann
zwischen dem Albano oder Koisu vnd der Wolga oder Rha sich keine
andere Ströme mehr befinden.

Dieser Strom Büstro scheidet die Gräntze der Dagesthaner vnd
der Cyrcassischen Tartern. Als derwegen die Tarkuischen Fuhrleute
vns bis hieher gebracht/ zogen sie wider zurücke.

Jn Cyrcas-
siam gekom-
men.

Wir liessen folgenden Tag vns mit der Bagage übersetzen/ vnd
tratten also mit grossen Freuden widerumb auff das Land der Christen.
Vnd rieffen zurücke:

Flem. lib.
novo sylvar.
Poet. p.
210.
Jhr Heyden gute Nacht/ erkänt einst/ wer jhr seit/
Wir setzen nun den Fuß in vnsre Christenheit.
Mit diesem Grüssen wir die männlichen Cyrcassen/
Die sich/ zwar Christen nicht/ doch Christlich herrschen lassen.

Dann ob wol das Land von den Heydnischen Tartern be-
wohnet wird/ gehorchen sie doch alle dem Großfürsten/ welcher allent-
halben vnter jhnen/ seine Weiwoden vnd Regenten/ sampt gemeinen
Russen vnd Kirchen gesetzet hat.

Der Proviant war allhier sehr teur/ sintemal wir für ein Schaff
dritte halben Rthl. zahlen musten. Es wurde zwar wenig in die Küche
gekaufft/ weil aber am selben Orte im Pusche sehr viel Talen nisteten/
musten jhre Jungen vnser etlichen zur Speise werden.

Den 19. Dito giengen wir mit Cyrcassischen Fuhrleuten fürder
5. Meilen/ über Eben vngebahnet Land/ so mit Schilff vnd einzeln

Bäu-

Dritter Theil der Perſianiſchen
Eine Malzeit
von wilden
Knoblauch
vnd faulem
Waſſer.
Malzeit nichts zu willen ſeyn/ muſten derwegen dem Hunger zu ſteuren
(dann wir auch vorigen Tag gefaſtet) wilden Knoblauch mit hartem
Brodt eſſen/ vnd auß einer faulen Pfuͤtze trincken. Welches dem Posla-
nik
jammerte vnd vns ein ſtuͤck Fiſch/ ſo an der Sonnen gedroͤget/
reichen lieſſe.

Auff den ſpaͤten Abend kamen wir an den Strom Büſtro, legten
Der Strom
Buſtro.
vns in das neben dem Strande herumb ſtehende Gepuſche. Dieſer
Strom iſt auch einer von den Principalen/ ſo tieff vnd faſt ſo breit als
Koiſu, laͤufft aber nicht ſo ſchnelle/ fuͤhret auch truͤbe Waſſer. Am
Nordertheile etwa 5. Meilen vom Caſpiſchen Strande leſſet er zwene
Timenki,
oder Terk.
Rivire von ſich außgehen/ deren eines jtzo Timenki, vor dieſem aber/
wie auch noch jtzo von etlichen/ Terk genant wird/ hat der Stadt/ wel-
cher Er vorbey laͤufft/ den Namen Terki gegeben. Jſt bey 30. Elen
Kiſilar.breit. Der ander aber uͤber dieſem/ ſo gleicher groͤſſe/ wird Kiſilar ge-
nant/ vnd zwar daher/ weil er mit dem Sande etliche als Gold glaͤn-
tzende Koͤrner fuͤhret/ liget etwas hoch/ daher Er im heiſſen Sommer
bisweilen gantz vertrucknet. Dieſes Außgang iſt 8. Meilen uͤber der
Stadt. Alle dieſe Baͤche kamen von W.N.W. eingefallen/ vnd iſt Kiſilar
der letzte dieſes Oꝛtes/ auff welchem nach 65 Meilen die Wolga, ſo auß
Norden koͤmpt/ folget. Nach des Ptolomæi meinung muͤſſen dieſe
Stroͤme vnd Außtritte derſelben Akſai der Cæſius: Büſtro, Gerrus,
Timenki
oder Terk Alonta vnd Kiſilar Adonta geweſen ſeyn. Dann
zwiſchen dem Albano oder Koiſu vnd der Wolga oder Rha ſich keine
andere Stroͤme mehr befinden.

Dieſer Strom Büſtro ſcheidet die Graͤntze der Dageſthaner vnd
der Cyrcaſſiſchen Tartern. Als derwegen die Tarkuiſchen Fuhrleute
vns bis hieher gebracht/ zogen ſie wider zuruͤcke.

Jn Cyrcaſ-
ſiam gekom-
men.

Wir lieſſen folgenden Tag vns mit der Bagage uͤberſetzen/ vnd
tratten alſo mit groſſen Freuden widerumb auff das Land der Chriſten.
Vnd rieffen zuruͤcke:

Flem. lib.
novo ſylvar.
Poet. p.
210.
Jhr Heyden gute Nacht/ erkaͤnt einſt/ wer jhr ſeit/
Wir ſetzen nun den Fuß in vnſre Chriſtenheit.
Mit dieſem Gruͤſſen wir die maͤnnlichen Cyrcaſſen/
Die ſich/ zwar Chriſten nicht/ doch Chriſtlich herꝛſchen laſſen.

Dann ob wol das Land von den Heydniſchen Tartern be-
wohnet wird/ gehorchen ſie doch alle dem Großfuͤrſten/ welcher allent-
halben vnter jhnen/ ſeine Weiwoden vnd Regenten/ ſampt gemeinen
Ruſſen vnd Kirchen geſetzet hat.

Der Proviant war allhier ſehr teur/ ſintemal wir fuͤr ein Schaff
dritte halben Rthl. zahlen muſten. Es wurde zwar wenig in die Kuͤche
gekaufft/ weil aber am ſelben Orte im Puſche ſehr viel Talen niſteten/
muſten jhre Jungen vnſer etlichen zur Speiſe werden.

Den 19. Dito giengen wir mit Cyrcaſſiſchen Fuhrleuten fuͤrder
5. Meilen/ uͤber Eben vngebahnet Land/ ſo mit Schilff vnd einzeln

Baͤu-
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[518[508]/0556] Dritter Theil der Perſianiſchen Malzeit nichts zu willen ſeyn/ muſten derwegen dem Hunger zu ſteuren (dann wir auch vorigen Tag gefaſtet) wilden Knoblauch mit hartem Brodt eſſen/ vnd auß einer faulen Pfuͤtze trincken. Welches dem Posla- nik jammerte vnd vns ein ſtuͤck Fiſch/ ſo an der Sonnen gedroͤget/ reichen lieſſe. Eine Malzeit von wilden Knoblauch vnd faulem Waſſer. Auff den ſpaͤten Abend kamen wir an den Strom Büſtro, legten vns in das neben dem Strande herumb ſtehende Gepuſche. Dieſer Strom iſt auch einer von den Principalen/ ſo tieff vnd faſt ſo breit als Koiſu, laͤufft aber nicht ſo ſchnelle/ fuͤhret auch truͤbe Waſſer. Am Nordertheile etwa 5. Meilen vom Caſpiſchen Strande leſſet er zwene Rivire von ſich außgehen/ deren eines jtzo Timenki, vor dieſem aber/ wie auch noch jtzo von etlichen/ Terk genant wird/ hat der Stadt/ wel- cher Er vorbey laͤufft/ den Namen Terki gegeben. Jſt bey 30. Elen breit. Der ander aber uͤber dieſem/ ſo gleicher groͤſſe/ wird Kiſilar ge- nant/ vnd zwar daher/ weil er mit dem Sande etliche als Gold glaͤn- tzende Koͤrner fuͤhret/ liget etwas hoch/ daher Er im heiſſen Sommer bisweilen gantz vertrucknet. Dieſes Außgang iſt 8. Meilen uͤber der Stadt. Alle dieſe Baͤche kamen von W.N.W. eingefallen/ vnd iſt Kiſilar der letzte dieſes Oꝛtes/ auff welchem nach 65 Meilen die Wolga, ſo auß Norden koͤmpt/ folget. Nach des Ptolomæi meinung muͤſſen dieſe Stroͤme vnd Außtritte derſelben Akſai der Cæſius: Büſtro, Gerrus, Timenki oder Terk Alonta vnd Kiſilar Adonta geweſen ſeyn. Dann zwiſchen dem Albano oder Koiſu vnd der Wolga oder Rha ſich keine andere Stroͤme mehr befinden. Der Strom Buſtro. Timenki, oder Terk. Kiſilar. Dieſer Strom Büſtro ſcheidet die Graͤntze der Dageſthaner vnd der Cyrcaſſiſchen Tartern. Als derwegen die Tarkuiſchen Fuhrleute vns bis hieher gebracht/ zogen ſie wider zuruͤcke. Wir lieſſen folgenden Tag vns mit der Bagage uͤberſetzen/ vnd tratten alſo mit groſſen Freuden widerumb auff das Land der Chriſten. Vnd rieffen zuruͤcke: Jhr Heyden gute Nacht/ erkaͤnt einſt/ wer jhr ſeit/ Wir ſetzen nun den Fuß in vnſre Chriſtenheit. Mit dieſem Gruͤſſen wir die maͤnnlichen Cyrcaſſen/ Die ſich/ zwar Chriſten nicht/ doch Chriſtlich herꝛſchen laſſen. Dann ob wol das Land von den Heydniſchen Tartern be- wohnet wird/ gehorchen ſie doch alle dem Großfuͤrſten/ welcher allent- halben vnter jhnen/ ſeine Weiwoden vnd Regenten/ ſampt gemeinen Ruſſen vnd Kirchen geſetzet hat. Der Proviant war allhier ſehr teur/ ſintemal wir fuͤr ein Schaff dritte halben Rthl. zahlen muſten. Es wurde zwar wenig in die Kuͤche gekaufft/ weil aber am ſelben Orte im Puſche ſehr viel Talen niſteten/ muſten jhre Jungen vnſer etlichen zur Speiſe werden. Den 19. Dito giengen wir mit Cyrcaſſiſchen Fuhrleuten fuͤrder 5. Meilen/ uͤber Eben vngebahnet Land/ ſo mit Schilff vnd einzeln Baͤu-

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 518[508]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/556>, abgerufen am 22.11.2024.