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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Dritter Theil der Persianischen
Vnflätereyen/ zu dero Erzehlung mich die obgedachten Schweine
veranlasset haben.

Den 3. Febr. waren wir bey Schnee vnd Regenwetter gar frühe
auff/ begaben vns wider an den Strand/ giengen O.N.O. vnd ritten
stets so nahe an der See/ bißweilen auch durch hin/ daß das Wasser den
Pferden bis an die Bäuche reichete. Etliche der vnserigen fiehlen mit
den Pferden gar hinein. Hatten also heute eine nasse vnd böse Tage-
reise; kamen auff den späten Abend/ nachdem wir 7. Meilen zurücke ge-
Höwae Le-
mür.
leget/ in die Gegend Höwae Lemür, vnd hielten in einem vnsaubern
Dorffe vnser Nachtlager.

Den 4. Dito mit frischen Pferden wider frühe auff/ am Strande/
welcher sich nach N. wante/ längsthin 4. Meilen/ hernach 2. Meilen
durch Pusch auff etliche Dörffer/ vnd über 22. groß vnd kleine Rivire/
deren fürnembste Löme, Konab vnd Beskeschan, über welche höltzer-
ne Brücken geleget/ waren sehr bawfällig/ daß auch etliche vnser Völ-
cker mit den Pferden hinab ins Wasser fiehlen. Hatten abermal eine
böse Tagereise. Es ersoffen 3. Bauren/ so zu Fusse mit gangen/ neben
4. Pferden/ bleiben auch 6. andere vermüdete Pferde am Wege ligen.
Als wir in dem Astaraischem Gebiete/ nicht weit von des Chans Resi-
dentz/ kam der Chan mit vielen Reutern vns entgegen/ empfieng die drey
Gesandten wol/ vnd begleitete sie in die Quartire/ welche vns in etlichen
zwischen Bäumen vnd Garten zerstreueten Häusern vnd Höffen an-
gewiesen wurden. Dis Dorff vnd Platz/ wie auch das darbey einfallen-
de Rivir wurde Choskedehene, Dröge Mund/ genant/ weil am selben
Orte die See sehr flach/ daß sie auch keine Fische herauff in den Bach
steigen lesset. Die Stadt aber worinnen sich der Chan auffhielt/ war
auch nur ein offen Fleck/ eine gute viertel Meile vom Strande/ vnd nicht
Astara.ferne vom Gebirge gelegen. Wurde nach der Gegend Astara genant.

Dis ist der mehr erwehnte Orth/ da wir die dickesten Weinstöcke
antraffen. Jch vermeinte erst man wurde es nicht gläuben/ wenn ich be-
Strabo lib. 2
Pag.
50.
richtete daß selbige neben dem Stamme Mannes dicke gewesen/ finde
aber beym Strabone, welcher bey erwehnung dieses Ortes auch geden-
cket. Das in Margiana, einer Provintz in Chorasan, die Weinstöcke
vnten so dicke/ daß sie ein Mann mit zweyen Armen kaum vmbfassen
kan. Wie dann auch war ist/ was Er ferner saget/ das in Kilan ein
Weinstock offt über einen Eymer Wein geben kan. Die Trauben aber
machet Strabo ein wenig zu groß/ nemblich daß Eine sol 2 Ellenbo-
gen lang seyn.

Saruchan.

Der Chan/ Namens Saru, war ein alter verständiger vnd freund-
licher Mann. Stellete nach Außgang jhrer Fasten nemblich den 6.
Febr. ein Panquet an/ lud die Gesandten mit den Fürnembsten des Co-
mitats darzu/ ließ gute Tractamente aufftragen/ war liberal vnd klug
in Discoursen. Erzehlte wie der Krieg mit Karib Schach sich angefan-
gen/ vnd geendiget. Er hatte vnter andern Beuten auch des Feindes

Taf-

Dritter Theil der Perſianiſchen
Vnflaͤtereyen/ zu dero Erzehlung mich die obgedachten Schweine
veranlaſſet haben.

Den 3. Febr. waren wir bey Schnee vnd Regenwetter gar fruͤhe
auff/ begaben vns wider an den Strand/ giengen O.N.O. vnd ritten
ſtets ſo nahe an der See/ bißweilen auch durch hin/ daß das Waſſer den
Pferden bis an die Baͤuche reichete. Etliche der vnſerigen fiehlen mit
den Pferden gar hinein. Hatten alſo heute eine naſſe vnd boͤſe Tage-
reiſe; kamen auff den ſpaͤten Abend/ nachdem wir 7. Meilen zuruͤcke ge-
Höwæ Le-
mür.
leget/ in die Gegend Höwæ Lemür, vnd hielten in einem vnſaubern
Dorffe vnſer Nachtlager.

Den 4. Dito mit friſchen Pferden wider fruͤhe auff/ am Strande/
welcher ſich nach N. wante/ laͤngſthin 4. Meilen/ hernach 2. Meilen
durch Puſch auff etliche Doͤrffer/ vnd uͤber 22. groß vnd kleine Rivire/
deren fuͤrnembſte Löme, Konab vnd Beskeſchan, uͤber welche hoͤltzer-
ne Bruͤcken geleget/ waren ſehr bawfaͤllig/ daß auch etliche vnſer Voͤl-
cker mit den Pferden hinab ins Waſſer fiehlen. Hatten abermal eine
boͤſe Tagereiſe. Es erſoffen 3. Bauren/ ſo zu Fuſſe mit gangen/ neben
4. Pferden/ bleiben auch 6. andere vermuͤdete Pferde am Wege ligen.
Als wir in dem Aſtaraiſchem Gebiete/ nicht weit von des Chans Reſi-
dentz/ kam der Chan mit vielen Reuteꝛn vns entgegen/ empfieng die drey
Geſandten wol/ vnd begleitete ſie in die Quartire/ welche vns in etlichen
zwiſchen Baͤumen vnd Garten zerſtreueten Haͤuſern vnd Hoͤffen an-
gewieſen wurden. Dis Dorff vnd Platz/ wie auch das darbey einfallen-
de Rivir wurde Choskedehenè, Droͤge Mund/ genant/ weil am ſelben
Orte die See ſehr flach/ daß ſie auch keine Fiſche herauff in den Bach
ſteigen leſſet. Die Stadt aber worinnen ſich der Chan auffhielt/ war
auch nur ein offen Fleck/ eine gute viertel Meile vom Strande/ vnd nicht
Aſtara.ferne vom Gebirge gelegen. Wurde nach der Gegend Aſtara genant.

Dis iſt der mehr erwehnte Orth/ da wir die dickeſten Weinſtoͤcke
antraffen. Jch vermeinte erſt man wurde es nicht glaͤuben/ wenn ich be-
Strabo lib. 2
Pag.
50.
richtete daß ſelbige neben dem Stamme Mannes dicke geweſen/ finde
aber beym Strabone, welcher bey erwehnung dieſes Ortes auch geden-
cket. Das in Margiana, einer Provintz in Choraſan, die Weinſtoͤcke
vnten ſo dicke/ daß ſie ein Mann mit zweyen Armen kaum vmbfaſſen
kan. Wie dann auch war iſt/ was Er ferner ſaget/ das in Kilan ein
Weinſtock offt uͤber einen Eymer Wein geben kan. Die Trauben aber
machet Strabo ein wenig zu groß/ nemblich daß Eine ſol 2 Ellenbo-
gen lang ſeyn.

Saruchan.

Der Chan/ Namens Saru, war ein alter verſtaͤndiger vnd freund-
licher Mann. Stellete nach Außgang jhrer Faſten nemblich den 6.
Febr. ein Panquet an/ lud die Geſandten mit den Fuͤrnembſten des Co-
mitats darzu/ ließ gute Tractamente aufftragen/ war liberal vnd klug
in Diſcourſen. Erzehlte wie der Krieg mit Karib Schach ſich angefan-
gen/ vnd geendiget. Er hatte vnter andern Beuten auch des Feindes

Taf-
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[484[474]/0522] Dritter Theil der Perſianiſchen Vnflaͤtereyen/ zu dero Erzehlung mich die obgedachten Schweine veranlaſſet haben. Den 3. Febr. waren wir bey Schnee vnd Regenwetter gar fruͤhe auff/ begaben vns wider an den Strand/ giengen O.N.O. vnd ritten ſtets ſo nahe an der See/ bißweilen auch durch hin/ daß das Waſſer den Pferden bis an die Baͤuche reichete. Etliche der vnſerigen fiehlen mit den Pferden gar hinein. Hatten alſo heute eine naſſe vnd boͤſe Tage- reiſe; kamen auff den ſpaͤten Abend/ nachdem wir 7. Meilen zuruͤcke ge- leget/ in die Gegend Höwæ Lemür, vnd hielten in einem vnſaubern Dorffe vnſer Nachtlager. Höwæ Le- mür. Den 4. Dito mit friſchen Pferden wider fruͤhe auff/ am Strande/ welcher ſich nach N. wante/ laͤngſthin 4. Meilen/ hernach 2. Meilen durch Puſch auff etliche Doͤrffer/ vnd uͤber 22. groß vnd kleine Rivire/ deren fuͤrnembſte Löme, Konab vnd Beskeſchan, uͤber welche hoͤltzer- ne Bruͤcken geleget/ waren ſehr bawfaͤllig/ daß auch etliche vnſer Voͤl- cker mit den Pferden hinab ins Waſſer fiehlen. Hatten abermal eine boͤſe Tagereiſe. Es erſoffen 3. Bauren/ ſo zu Fuſſe mit gangen/ neben 4. Pferden/ bleiben auch 6. andere vermuͤdete Pferde am Wege ligen. Als wir in dem Aſtaraiſchem Gebiete/ nicht weit von des Chans Reſi- dentz/ kam der Chan mit vielen Reuteꝛn vns entgegen/ empfieng die drey Geſandten wol/ vnd begleitete ſie in die Quartire/ welche vns in etlichen zwiſchen Baͤumen vnd Garten zerſtreueten Haͤuſern vnd Hoͤffen an- gewieſen wurden. Dis Dorff vnd Platz/ wie auch das darbey einfallen- de Rivir wurde Choskedehenè, Droͤge Mund/ genant/ weil am ſelben Orte die See ſehr flach/ daß ſie auch keine Fiſche herauff in den Bach ſteigen leſſet. Die Stadt aber worinnen ſich der Chan auffhielt/ war auch nur ein offen Fleck/ eine gute viertel Meile vom Strande/ vnd nicht ferne vom Gebirge gelegen. Wurde nach der Gegend Aſtara genant. Aſtara. Dis iſt der mehr erwehnte Orth/ da wir die dickeſten Weinſtoͤcke antraffen. Jch vermeinte erſt man wurde es nicht glaͤuben/ wenn ich be- richtete daß ſelbige neben dem Stamme Mannes dicke geweſen/ finde aber beym Strabone, welcher bey erwehnung dieſes Ortes auch geden- cket. Das in Margiana, einer Provintz in Choraſan, die Weinſtoͤcke vnten ſo dicke/ daß ſie ein Mann mit zweyen Armen kaum vmbfaſſen kan. Wie dann auch war iſt/ was Er ferner ſaget/ das in Kilan ein Weinſtock offt uͤber einen Eymer Wein geben kan. Die Trauben aber machet Strabo ein wenig zu groß/ nemblich daß Eine ſol 2 Ellenbo- gen lang ſeyn. Strabo lib. 2 Pag. 50. Der Chan/ Namens Saru, war ein alter verſtaͤndiger vnd freund- licher Mann. Stellete nach Außgang jhrer Faſten nemblich den 6. Febr. ein Panquet an/ lud die Geſandten mit den Fuͤrnembſten des Co- mitats darzu/ ließ gute Tractamente aufftragen/ war liberal vnd klug in Diſcourſen. Erzehlte wie der Krieg mit Karib Schach ſich angefan- gen/ vnd geendiget. Er hatte vnter andern Beuten auch des Feindes Taf-

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 484[474]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/522>, abgerufen am 22.11.2024.