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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
Ermordet. Wie ich denn hiervon etliche Exempel/ vnd zwar kürtzlich
erzehlen wil: Er machte den Anfang an seinen Blutsfreunden/ ließ
seinem jüngern Bruder/ so von einer Chasse oder Concubinen geboren/
Mord an sei-
nen eigenen
Freunden.
die Augen außstechen/ vnnd zu den andern oberwehnten geblende-
ten seinen Vettern Chodabende vnd Imamculi in die Festung Ala-
muth,
(so 3. Tagereise von Caswin gelegen) bringen/ vnd bald hernach/
weil sie/ seinem Vorgeben nach/ auff der Welt doch nichts nütze weren/
von der Festung herunter auff einen Fels stürtzen.

Nach diesem galt es dem Kurtzibaschi seinem Schwager Isachan
sampt dessen dreyen Söhnen. Selbige vmbzubringen nam der Kö-
nig hierdurch Anlaß: Es hatte Schach Abas dem Isachan, weil Er viel
von jhm hielt/ seine Tochter zum Weibe gegeben. Auß dieser zeugete
Isachan 3. Söhne/ schöne Kinder/ durch welche die Mutter ziemlich
Hoffertig wurde. Als diese eins mals mit jhrem Vetter Schach Sefi,
bey welchem sie sonst wol gelitten war/ schertzete/ vnd fragte/ wie es doch
kehme/ daß Er allbereit über 2. Jahr so viel Weiber gehabt/ vnd man
Gefährlicher
Schertz.
noch keine Anzeihung zu einem jungen Erben verspüren könte; Sie
hette alleine jhrem Manne 3. Söhne geboren. Hat Er geantwortet:
Er sey noch jung/ vnd könte lange regieren/ bekähm vnter dessen noch
wol einen Erben/ Sie aber: Wie wil ein Acker/ der nicht wol befeuch-
tet wird/ grünen vnd Frucht tragen? vermeinte/ wenn Er künfftig sich
nicht besser halten wurde/ solte es wol dahin kommen/ daß nach seinem
Tode einer von jhren Söhnen daß beste wurde thun müssen. Ob
zwar dieser discours dem König im Hertzen verdrosse/ ließ er sich da-
mals doch nichts mercken. Den folgenden morgen aber musten diese
Isachans 3.
Kinder wur-
den vmb-
bracht.
drey Brüder/ deren ältester 22. der mittelster 15. vnd der jüngste 9.
Jahr/ in einen Garten gefordert/ an vnterschiedliche örter gestellet vnd
Enthauptet werden. Die Köpffe ließ der König in einem güldenen
verdeckten Gefäß/ in welchem sie den Reiß auff die Taffel zutragen
pflegen/ für jhm setzen/ vnd der Kinder Mutter herzu ruffen; Er-
innert jhr des gestrigen Discourses/ machet das Gefäß auff/ zeucht ei-
nen Kopff nach den andern bey der Nasen herauß/ vnd spricht: Sihe/
daß seynd die Kinder von so fruchtbaren Eltern. Für solchen vnver-
hofften erschrecklichen Anblick bleibt das Weib verstummet vnd er-
starret stille stehen. Als sie aber sihet/ daß der König sein Gesichte mit
grimmen Gebärden verstellet/ vnd dadurch jhr auch gleichsam den ge-
genwertigen Todt dräwete/ fält sie zur Erden/ küsset jhm mit zittern die
Füsse vnd saget: Es ist alles gut/ der König lebe lange. Darauff lesset
Er sie von sich/ rufft der Kinder Vater/ fraget/ wie jhm diß gefälle?
Isachan aber zwinget seine traurige Affecten vnd spricht: Daß miß-
fället mir gar nicht/ hette der König mir anbefohlen jhre Köpffe abzu-
schlagen/ wolte ich willig darzu gewesen seyn. Jch begere keine Kinder/
wenn sie dem Könige nicht gefallen. Mit solchen sanfften Worten er-
rettete der Kurtzibaschi zwar dißmahl sein Leben/ muste aber gleichwol

weni-

Ander Theil der Perſianiſchen
Ermordet. Wie ich denn hiervon etliche Exempel/ vnd zwar kuͤrtzlich
erzehlen wil: Er machte den Anfang an ſeinen Blutsfreunden/ ließ
ſeinem juͤngern Bruder/ ſo von einer Chaſſe oder Concubinen geboren/
Mord an ſei-
nen eigenen
Freunden.
die Augen außſtechen/ vnnd zu den andern oberwehnten geblende-
ten ſeinen Vettern Chodabende vnd Imamculi in die Feſtung Ala-
muth,
(ſo 3. Tagereiſe von Caswin gelegen) bringen/ vñ bald hernach/
weil ſie/ ſeinem Vorgeben nach/ auff der Welt doch nichts nuͤtze weren/
von der Feſtung herunter auff einen Fels ſtuͤrtzen.

Nach dieſem galt es dem Kurtzibaſchi ſeinem Schwager Iſachan
ſampt deſſen dreyen Soͤhnen. Selbige vmbzubringen nam der Koͤ-
nig hierdurch Anlaß: Es hatte Schach Abas dem Iſachan, weil Er viel
von jhm hielt/ ſeine Tochter zum Weibe gegeben. Auß dieſer zeugete
Iſachan 3. Soͤhne/ ſchoͤne Kinder/ durch welche die Mutter ziemlich
Hoffertig wurde. Als dieſe eins mals mit jhrem Vetter Schach Sefi,
bey welchem ſie ſonſt wol gelitten war/ ſchertzete/ vnd fragte/ wie es doch
kehme/ daß Er allbereit uͤber 2. Jahr ſo viel Weiber gehabt/ vnd man
Gefaͤhrlicher
Schertz.
noch keine Anzeihung zu einem jungen Erben verſpuͤren koͤnte; Sie
hette alleine jhrem Manne 3. Soͤhne geboren. Hat Er geantwortet:
Er ſey noch jung/ vnd koͤnte lange regieren/ bekaͤhm vnter deſſen noch
wol einen Erben/ Sie aber: Wie wil ein Acker/ der nicht wol befeuch-
tet wird/ gruͤnen vnd Frucht tragen? vermeinte/ wenn Er kuͤnfftig ſich
nicht beſſer halten wurde/ ſolte es wol dahin kommen/ daß nach ſeinem
Tode einer von jhren Soͤhnen daß beſte wurde thun muͤſſen. Ob
zwar dieſer diſcours dem Koͤnig im Hertzen verdroſſe/ ließ er ſich da-
mals doch nichts mercken. Den folgenden morgen aber muſten dieſe
Iſachans 3.
Kinder wur-
den vmb-
bracht.
drey Bruͤder/ deren aͤlteſter 22. der mittelſter 15. vnd der juͤngſte 9.
Jahr/ in einen Garten gefordert/ an vnterſchiedliche oͤrter geſtellet vnd
Enthauptet werden. Die Koͤpffe ließ der Koͤnig in einem guͤldenen
verdeckten Gefaͤß/ in welchem ſie den Reiß auff die Taffel zutragen
pflegen/ fuͤr jhm ſetzen/ vnd der Kinder Mutter herzu ruffen; Er-
innert jhr des geſtrigen Diſcourſes/ machet das Gefaͤß auff/ zeucht ei-
nen Kopff nach den andern bey der Naſen herauß/ vnd ſpricht: Sihe/
daß ſeynd die Kinder von ſo fruchtbaren Eltern. Fuͤr ſolchen vnver-
hofften erſchrecklichen Anblick bleibt das Weib verſtummet vnd er-
ſtarret ſtille ſtehen. Als ſie aber ſihet/ daß der Koͤnig ſein Geſichte mit
grimmen Gebaͤrden verſtellet/ vnd dadurch jhr auch gleichſam den ge-
genwertigen Todt draͤwete/ faͤlt ſie zur Erden/ kuͤſſet jhm mit zittern die
Fuͤſſe vnd ſaget: Es iſt alles gut/ der Koͤnig lebe lange. Darauff leſſet
Er ſie von ſich/ rufft der Kinder Vater/ fraget/ wie jhm diß gefaͤlle?
Iſachan aber zwinget ſeine traurige Affecten vnd ſpricht: Daß miß-
faͤllet mir gar nicht/ hette der Koͤnig mir anbefohlen jhre Koͤpffe abzu-
ſchlagen/ wolte ich willig darzu geweſen ſeyn. Jch begere keine Kinder/
wenn ſie dem Koͤnige nicht gefallen. Mit ſolchen ſanfften Worten er-
rettete der Kurtzibaſchi zwar dißmahl ſein Leben/ muſte aber gleichwol

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[438/0486] Ander Theil der Perſianiſchen Ermordet. Wie ich denn hiervon etliche Exempel/ vnd zwar kuͤrtzlich erzehlen wil: Er machte den Anfang an ſeinen Blutsfreunden/ ließ ſeinem juͤngern Bruder/ ſo von einer Chaſſe oder Concubinen geboren/ die Augen außſtechen/ vnnd zu den andern oberwehnten geblende- ten ſeinen Vettern Chodabende vnd Imamculi in die Feſtung Ala- muth, (ſo 3. Tagereiſe von Caswin gelegen) bringen/ vñ bald hernach/ weil ſie/ ſeinem Vorgeben nach/ auff der Welt doch nichts nuͤtze weren/ von der Feſtung herunter auff einen Fels ſtuͤrtzen. Mord an ſei- nen eigenen Freunden. Nach dieſem galt es dem Kurtzibaſchi ſeinem Schwager Iſachan ſampt deſſen dreyen Soͤhnen. Selbige vmbzubringen nam der Koͤ- nig hierdurch Anlaß: Es hatte Schach Abas dem Iſachan, weil Er viel von jhm hielt/ ſeine Tochter zum Weibe gegeben. Auß dieſer zeugete Iſachan 3. Soͤhne/ ſchoͤne Kinder/ durch welche die Mutter ziemlich Hoffertig wurde. Als dieſe eins mals mit jhrem Vetter Schach Sefi, bey welchem ſie ſonſt wol gelitten war/ ſchertzete/ vnd fragte/ wie es doch kehme/ daß Er allbereit uͤber 2. Jahr ſo viel Weiber gehabt/ vnd man noch keine Anzeihung zu einem jungen Erben verſpuͤren koͤnte; Sie hette alleine jhrem Manne 3. Soͤhne geboren. Hat Er geantwortet: Er ſey noch jung/ vnd koͤnte lange regieren/ bekaͤhm vnter deſſen noch wol einen Erben/ Sie aber: Wie wil ein Acker/ der nicht wol befeuch- tet wird/ gruͤnen vnd Frucht tragen? vermeinte/ wenn Er kuͤnfftig ſich nicht beſſer halten wurde/ ſolte es wol dahin kommen/ daß nach ſeinem Tode einer von jhren Soͤhnen daß beſte wurde thun muͤſſen. Ob zwar dieſer diſcours dem Koͤnig im Hertzen verdroſſe/ ließ er ſich da- mals doch nichts mercken. Den folgenden morgen aber muſten dieſe drey Bruͤder/ deren aͤlteſter 22. der mittelſter 15. vnd der juͤngſte 9. Jahr/ in einen Garten gefordert/ an vnterſchiedliche oͤrter geſtellet vnd Enthauptet werden. Die Koͤpffe ließ der Koͤnig in einem guͤldenen verdeckten Gefaͤß/ in welchem ſie den Reiß auff die Taffel zutragen pflegen/ fuͤr jhm ſetzen/ vnd der Kinder Mutter herzu ruffen; Er- innert jhr des geſtrigen Diſcourſes/ machet das Gefaͤß auff/ zeucht ei- nen Kopff nach den andern bey der Naſen herauß/ vnd ſpricht: Sihe/ daß ſeynd die Kinder von ſo fruchtbaren Eltern. Fuͤr ſolchen vnver- hofften erſchrecklichen Anblick bleibt das Weib verſtummet vnd er- ſtarret ſtille ſtehen. Als ſie aber ſihet/ daß der Koͤnig ſein Geſichte mit grimmen Gebaͤrden verſtellet/ vnd dadurch jhr auch gleichſam den ge- genwertigen Todt draͤwete/ faͤlt ſie zur Erden/ kuͤſſet jhm mit zittern die Fuͤſſe vnd ſaget: Es iſt alles gut/ der Koͤnig lebe lange. Darauff leſſet Er ſie von ſich/ rufft der Kinder Vater/ fraget/ wie jhm diß gefaͤlle? Iſachan aber zwinget ſeine traurige Affecten vnd ſpricht: Daß miß- faͤllet mir gar nicht/ hette der Koͤnig mir anbefohlen jhre Koͤpffe abzu- ſchlagen/ wolte ich willig darzu geweſen ſeyn. Jch begere keine Kinder/ wenn ſie dem Koͤnige nicht gefallen. Mit ſolchen ſanfften Worten er- rettete der Kurtzibaſchi zwar dißmahl ſein Leben/ muſte aber gleichwol weni- Gefaͤhrlicher Schertz. Iſachans 3. Kinder wur- den vmb- bracht.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/486>, abgerufen am 23.11.2024.