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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
vnd des Marschals Diener voran schickten/ der Diener aber etwas
langsam/ vnd von ferne hinter den Camelen ritte/ kamen auff dem We-
ge (welcher eine gute viertel Meile von der Stadt) etliche Jndianer/
die vmb jhres Herrn Pferde zuhüten/ daselbst vnter Zelten lagen/ fallen
Ein Diener
wird Ermor-
det.
den Diener/ weil sie jhn vnter andern im Scharmutzel gesehen/ feind-
lich an/ Vnd ob Er schon mit Pistolen vnd Degen/ wie die Jndianer
selbst bekanten/ sich tapffer gewehret/ ist Er doch mit Pfeilen vnd Röh-
ren so durchschossen worden/ daß Er hat fallen müssen. Darauff hieben
sie jhm den Kopff ab/ welchen der eine bey dem Haar erwüschte/ vnd
gegen die andern in aller höhe herumb schwunge. Den Cörper bunden
Sie an des Pferdes Fuß/ vnd liessens stehen. Muste also der gute
Peter Wolter (so hieß der Diener/ sonst ein frommer vnd stiller Men-
sche) durch den Jndianer Mord sein Ende nemen.

Als das Gerüchte solcher Mordthat zurue;cke kam/ vnd vns auff
vnsere Schantze acht zu haben Anlaß gab/ wurden vmb bessere Ver-
fassung zumachen/ alle Völcker in der Gesandten Hoff eylend zuer-
scheinen beruffen. Es kunte aber die Post der Gesandten nicht so bald
zu vns kommen/ als die Gassen/ in welcher die Gesandten lagen/ von
Blutiges
Treffen mit
den Jndia-
nern.
den Jndianern feindlich besetzt/ vnd beschossen wurde/ daß niemand
ohn Gefahr sich zum Hause nahen dürffte. Vnd weil wir gleichwol
also zerstreuet zwischen Furcht vnd Hoffnung zubleiben nicht rahtsam
befunden/ machten vnser etliche sich zu dem Gesandten Hause/ welches
an einer engen quergasse lag/ Durch diese lieffen wir vnd eilten vmb die
Ecke ins Hauß. Es wurden aber etliche darüber tödlich beschädiget/
Vnd in dem Jch zur Thür sprang/ kömpt ein Pfeil auch meinem Ge-
sichte zurügk vorbey in die Wand geflogen/ welchen ich zum Gedächt-
Jndianische
Pfeile.
nis mit mir genommen. Jst von schmalen/ leichten Jndianischen Reht
oder Rohr/ mit einer subtilen zweyschneidigen Eysern spitzen/ gleich
alle jhre Pfeile/ welche sehr behende vnd durchdringend. Wil also des
Q. Curtij Beschreibung der Jndianischen Pfeile/ so zu Alexandri M.
Zeiten üblich gewesen/ nicht mehr statt finden. Er spricht aber also: l. 8.

Curt. l. 8. § 9:Binaum cubitorum sagittae sunt (Indis seilicet) quas emit-
tunt majore nisu quam effectu: quippe telum, cujus
in levitate vis omnis est, inhabili pondere oneratur.

Neben solchen leichten Pfeilen gebrauchten sie auch Mußqueten
vnd lange Persische Röhre/ so kleine Kugeln führen/ mit welchen Sie
scharff vnd gewisse zu schiessen wusten.

Als vns nun ein solcher unvermuthlicher Krieg auffgedrungen
wurde/ stelten sich zwar vnsere Leutenante mit den Soldaten vnd et-
lichen vnsern andern Völckern zur Gegenwehr vor der Pforten in Or-
dre,
vnd gaben mit Mußqueten wieder frisch Feuer auff die Jndianer/
richteten auch ein Steinstück auff sie. Die Jndianer aber lagen in jh-
rem Fortheil hinter den Wänden der herumb liegenden Garten/ durch

wel-

Ander Theil der Perſianiſchen
vnd des Marſchals Diener voran ſchickten/ der Diener aber etwas
langſam/ vnd von ferne hinter den Camelen ritte/ kamen auff dem We-
ge (welcher eine gute viertel Meile von der Stadt) etliche Jndianer/
die vmb jhres Herꝛn Pferde zuhuͤten/ daſelbſt vnter Zelten lagen/ fallen
Ein Diener
wird Ermor-
det.
den Diener/ weil ſie jhn vnter andern im Scharmutzel geſehen/ feind-
lich an/ Vnd ob Er ſchon mit Piſtolen vnd Degen/ wie die Jndianer
ſelbſt bekanten/ ſich tapffer gewehret/ iſt Er doch mit Pfeilen vnd Roͤh-
ren ſo durchſchoſſen worden/ daß Er hat fallen muͤſſen. Darauff hieben
ſie jhm den Kopff ab/ welchen der eine bey dem Haar erwuͤſchte/ vnd
gegen die andern in aller hoͤhe herumb ſchwunge. Den Coͤrper bunden
Sie an des Pferdes Fuß/ vnd lieſſens ſtehen. Muſte alſo der gute
Peter Wolter (ſo hieß der Diener/ ſonſt ein frommer vnd ſtiller Men-
ſche) durch den Jndianer Mord ſein Ende nemen.

Als das Geruͤchte ſolcher Mordthat zurue;cke kam/ vnd vns auff
vnſere Schantze acht zu haben Anlaß gab/ wurden vmb beſſere Ver-
faſſung zumachen/ alle Voͤlcker in der Geſandten Hoff eylend zuer-
ſcheinen beruffen. Es kunte aber die Poſt der Geſandten nicht ſo bald
zu vns kommen/ als die Gaſſen/ in welcher die Geſandten lagen/ von
Blutiges
Treffen mit
den Jndia-
nern.
den Jndianern feindlich beſetzt/ vnd beſchoſſen wurde/ daß niemand
ohn Gefahr ſich zum Hauſe nahen duͤrffte. Vnd weil wir gleichwol
alſo zerſtreuet zwiſchen Furcht vnd Hoffnung zubleiben nicht rahtſam
befunden/ machten vnſer etliche ſich zu dem Geſandten Hauſe/ welches
an einer engen quergaſſe lag/ Durch dieſe lieffen wir vnd eilten vmb die
Ecke ins Hauß. Es wurden aber etliche daruͤber toͤdlich beſchaͤdiget/
Vnd in dem Jch zur Thuͤr ſprang/ koͤmpt ein Pfeil auch meinem Ge-
ſichte zuruͤgk vorbey in die Wand geflogen/ welchen ich zum Gedaͤcht-
Jndianiſche
Pfeile.
nis mit mir genommen. Jſt von ſchmalen/ leichten Jndianiſchen Reht
oder Rohr/ mit einer ſubtilen zweyſchneidigen Eyſern ſpitzen/ gleich
alle jhre Pfeile/ welche ſehr behende vnd durchdringend. Wil alſo des
Q. Curtij Beſchreibung der Jndianiſchen Pfeile/ ſo zu Alexandri M.
Zeiten uͤblich geweſen/ nicht mehr ſtatt finden. Er ſpricht aber alſo: l. 8.

Curt. l. 8. § 9:Binûm cubitorum ſagittæ ſunt (Indis ſeilicet) quas emit-
tunt majore niſu quam effectu: quippe telum, cujus
in levitate vis omnis eſt, inhabili pondere oneratur.

Neben ſolchen leichten Pfeilen gebrauchten ſie auch Mußqueten
vnd lange Perſiſche Roͤhre/ ſo kleine Kugeln fuͤhren/ mit welchen Sie
ſcharff vnd gewiſſe zu ſchieſſen wuſten.

Als vns nun ein ſolcher unvermuthlicher Krieg auffgedrungen
wurde/ ſtelten ſich zwar vnſere Leutenante mit den Soldaten vnd et-
lichen vnſern andern Voͤlckern zur Gegenwehr vor der Pforten in Or-
dre,
vnd gaben mit Mußqueten wieder friſch Feuer auff die Jndianer/
richteten auch ein Steinſtuͤck auff ſie. Die Jndianer aber lagen in jh-
rem Fortheil hinter den Waͤnden der herumb liegenden Garten/ durch

wel-
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[378/0424] Ander Theil der Perſianiſchen vnd des Marſchals Diener voran ſchickten/ der Diener aber etwas langſam/ vnd von ferne hinter den Camelen ritte/ kamen auff dem We- ge (welcher eine gute viertel Meile von der Stadt) etliche Jndianer/ die vmb jhres Herꝛn Pferde zuhuͤten/ daſelbſt vnter Zelten lagen/ fallen den Diener/ weil ſie jhn vnter andern im Scharmutzel geſehen/ feind- lich an/ Vnd ob Er ſchon mit Piſtolen vnd Degen/ wie die Jndianer ſelbſt bekanten/ ſich tapffer gewehret/ iſt Er doch mit Pfeilen vnd Roͤh- ren ſo durchſchoſſen worden/ daß Er hat fallen muͤſſen. Darauff hieben ſie jhm den Kopff ab/ welchen der eine bey dem Haar erwuͤſchte/ vnd gegen die andern in aller hoͤhe herumb ſchwunge. Den Coͤrper bunden Sie an des Pferdes Fuß/ vnd lieſſens ſtehen. Muſte alſo der gute Peter Wolter (ſo hieß der Diener/ ſonſt ein frommer vnd ſtiller Men- ſche) durch den Jndianer Mord ſein Ende nemen. Ein Diener wird Ermor- det. Als das Geruͤchte ſolcher Mordthat zurue;cke kam/ vnd vns auff vnſere Schantze acht zu haben Anlaß gab/ wurden vmb beſſere Ver- faſſung zumachen/ alle Voͤlcker in der Geſandten Hoff eylend zuer- ſcheinen beruffen. Es kunte aber die Poſt der Geſandten nicht ſo bald zu vns kommen/ als die Gaſſen/ in welcher die Geſandten lagen/ von den Jndianern feindlich beſetzt/ vnd beſchoſſen wurde/ daß niemand ohn Gefahr ſich zum Hauſe nahen duͤrffte. Vnd weil wir gleichwol alſo zerſtreuet zwiſchen Furcht vnd Hoffnung zubleiben nicht rahtſam befunden/ machten vnſer etliche ſich zu dem Geſandten Hauſe/ welches an einer engen quergaſſe lag/ Durch dieſe lieffen wir vnd eilten vmb die Ecke ins Hauß. Es wurden aber etliche daruͤber toͤdlich beſchaͤdiget/ Vnd in dem Jch zur Thuͤr ſprang/ koͤmpt ein Pfeil auch meinem Ge- ſichte zuruͤgk vorbey in die Wand geflogen/ welchen ich zum Gedaͤcht- nis mit mir genommen. Jſt von ſchmalen/ leichten Jndianiſchen Reht oder Rohr/ mit einer ſubtilen zweyſchneidigen Eyſern ſpitzen/ gleich alle jhre Pfeile/ welche ſehr behende vnd durchdringend. Wil alſo des Q. Curtij Beſchreibung der Jndianiſchen Pfeile/ ſo zu Alexandri M. Zeiten uͤblich geweſen/ nicht mehr ſtatt finden. Er ſpricht aber alſo: l. 8. Blutiges Treffen mit den Jndia- nern. Jndianiſche Pfeile. Binûm cubitorum ſagittæ ſunt (Indis ſeilicet) quas emit- tunt majore niſu quam effectu: quippe telum, cujus in levitate vis omnis eſt, inhabili pondere oneratur. Neben ſolchen leichten Pfeilen gebrauchten ſie auch Mußqueten vnd lange Perſiſche Roͤhre/ ſo kleine Kugeln fuͤhren/ mit welchen Sie ſcharff vnd gewiſſe zu ſchieſſen wuſten. Als vns nun ein ſolcher unvermuthlicher Krieg auffgedrungen wurde/ ſtelten ſich zwar vnſere Leutenante mit den Soldaten vnd et- lichen vnſern andern Voͤlckern zur Gegenwehr vor der Pforten in Or- dre, vnd gaben mit Mußqueten wieder friſch Feuer auff die Jndianer/ richteten auch ein Steinſtuͤck auff ſie. Die Jndianer aber lagen in jh- rem Fortheil hinter den Waͤnden der herumb liegenden Garten/ durch wel-

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/424>, abgerufen am 22.11.2024.