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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.
Müller in einer Nacht über 200. Meilen von Medina nach Kaschan/
vnd verschwindet darauff. Der Müller wird nach des Aaly Worten
des Kasi Eydam/ stirbet aber bald hernach/ vnd wird vor der Stadt
Kaschan gegen dem Gebirge/ da man jtzo sehr viel Sandhügel sihet/
begraben. Diese Hügel/ sagen sie/ sollen erst nach des Müllers Todt/
durch Gottes schickung vom Winde zusammen getrieben seyn/ damit
des Omars Geschlechte/ welche den Müller haben außgraben vnd ver-
brennen wollen/ nicht finden könten. Hiervon hat Molla Hassan Ka-
schi,
welcher diese Historie beschrieben/ einen geistlichen Spruch/ so im
Küllustahn vnter den Sprichwörtern zufinden/ gesetzet:

Men besanem ohn schahenscha, kijek scheb düldülesch
es Medine Asiabani bekaschan awured.

Jch diene dem Könige aller Könige/ dessen Dunldunl einen Müller in
einer Nacht von Medine nach Kaschan bringen kan.

Wir musten zwar zu Kaschan noch grosse Hitze außstehen/ gleich-Von Ka-
schan auff-
gebrochen.

wol aber begunten die meisten vnser Krancken sich wieder zuerholen/
vnd zu Pferde zusitzen. Wir machten vns den 26. Julij wieder auff/
vnd zogen mit Auffgang des welcher damals im vollen Schein auß
der Stadt. Reiseten diese Nacht 6. Meilen/ zu einer Carwansera
Chotza Kaßim,
weil selbige etwas klein vnd vnsauber/ legten wir vnsChotza Kas-
sim Car-
wansera.

in einen darbey gelegenen schönen grossen Garten/ vnd ruheten im
Schatten der hohen Cypressen/ vnd Granatbäume/ zwischen welchen
ein kiarer dahingeleiteter Bach/ durch/ etliche Absetze vnd Fälle lauffend/
ein anmutig Gerausche gab. Folgende Nacht giengen wir abermal
6. Meilen fürder durch dürre wüste Land/ vnd kamen den 28. dieses
zu einem kleinen lustigen Städtlein Natens/ (wird im Itiner: ContareniNatens ein
Städtlein.

Nethas geschrieben) woselbst wir in einer vor der Stadt gelegenen gros-
sen Carwansera einkehreten. Es hat allhier wegen gutes Wassers
sehr viel Obst vnd Weingarten. Gegen über zur Rechten liegen zwey
ziemlich hohe spitzige Berge/ auff deren höhesten stund ein stumpffer
Thurm/ den Schach Abas einem Falcken/ welcher einen Adler über-
wunden/ zum Gedächtnis hat bawen lassen. Dann als eins mals derGedächtnis
eines Falcken.

König im furüber reisen/ sich allhier gelägert/ hat einer von seinen Fal-
cken/ in dem Er einen Adler fliehen sehen/ sich loß gerissen vnd zu jhm
gemachet. Sie haben in der Lufft lange mit einander gestritten/ vnd
der Falcke endlich den Adler auff selbigem Berge vnter sich geleget.
Es ist nur der von Mandelslo/ weil wir andern noch ziemlich matt/
auff den Berg gestiegen. Dessen Relation hiervon ich auß seinem
Diario hieher setzen wil: Gegen dem lustigen Städtlein Natens lie-
gen zwey hohe spitzige Felsen. Als auff deren höchten ein Thurm zuse-
hen war/ bin ich alleine mit meinen zweyen Dienern/ in meinung et-
was Notabels anzutreffen/ nicht ohne Gefahr hinauff geklettert. Jch
fand aber nichts/ als einen blossen Thurm/ welcher von gebranten
Steinen vnten 8ecket/ oben aber rund zulieff/ mit einem blaw glasur-

tem

Reiſe Beſchreibung.
Muͤller in einer Nacht uͤber 200. Meilen von Medina nach Kaſchan/
vnd verſchwindet darauff. Der Muͤller wird nach des Aaly Worten
des Kaſi Eydam/ ſtirbet aber bald hernach/ vnd wird vor der Stadt
Kaſchan gegen dem Gebirge/ da man jtzo ſehr viel Sandhuͤgel ſihet/
begraben. Dieſe Huͤgel/ ſagen ſie/ ſollen erſt nach des Muͤllers Todt/
durch Gottes ſchickung vom Winde zuſammen getrieben ſeyn/ damit
des Omars Geſchlechte/ welche den Muͤller haben außgraben vnd ver-
brennen wollen/ nicht finden koͤnten. Hiervon hat Molla Haſſan Ka-
ſchi,
welcher dieſe Hiſtorie beſchrieben/ einen geiſtlichen Spruch/ ſo im
Külluſtahn vnter den Sprichwoͤrtern zufinden/ geſetzet:

Men beſanem ohn ſchahenſcha, kijek ſcheb düldüleſch
es Medine Aſiabani bekaſchan awured.

Jch diene dem Koͤnige aller Koͤnige/ deſſen Dūldūl einen Muͤller in
einer Nacht von Medine nach Kaſchan bringen kan.

Wir muſten zwar zu Kaſchan noch groſſe Hitze außſtehen/ gleich-Von Ka-
ſchan auff-
gebrochen.

wol aber begunten die meiſten vnſer Krancken ſich wieder zuerholen/
vnd zu Pferde zuſitzen. Wir machten vns den 26. Julij wieder auff/
vnd zogen mit Auffgang des ☽ welcher damals im vollen Schein auß
der Stadt. Reiſeten dieſe Nacht 6. Meilen/ zu einer Carwanſera
Chotza Kaßim,
weil ſelbige etwas klein vnd vnſauber/ legten wir vnsChotza Kaſ-
sim Car-
wanſera.

in einen darbey gelegenen ſchoͤnen groſſen Garten/ vnd ruheten im
Schatten der hohen Cypreſſen/ vnd Granatbaͤume/ zwiſchen welchen
ein kiarer dahingeleiteter Bach/ duꝛch/ etliche Abſetze vnd Faͤlle lauffend/
ein anmutig Gerauſche gab. Folgende Nacht giengen wir abermal
6. Meilen fuͤrder durch duͤrre wuͤſte Land/ vnd kamen den 28. dieſes
zu einem kleinen luſtigen Staͤdtlein Natens/ (wird im Itiner: ContareniNatens ein
Staͤdtlein.

Nethas geſchrieben) woſelbſt wir in einer vor der Stadt gelegenen groſ-
ſen Carwanſera einkehreten. Es hat allhier wegen gutes Waſſers
ſehr viel Obſt vnd Weingarten. Gegen uͤber zur Rechten liegen zwey
ziemlich hohe ſpitzige Berge/ auff deren hoͤheſten ſtund ein ſtumpffer
Thurm/ den Schach Abas einem Falcken/ welcher einen Adler uͤber-
wunden/ zum Gedaͤchtnis hat bawen laſſen. Dann als eins mals derGedaͤchtnis
eines Falcken.

Koͤnig im furuͤber reiſen/ ſich allhier gelaͤgert/ hat einer von ſeinen Fal-
cken/ in dem Er einen Adler fliehen ſehen/ ſich loß geriſſen vnd zu jhm
gemachet. Sie haben in der Lufft lange mit einander geſtritten/ vnd
der Falcke endlich den Adler auff ſelbigem Berge vnter ſich geleget.
Es iſt nur der von Mandelslo/ weil wir andern noch ziemlich matt/
auff den Berg geſtiegen. Deſſen Relation hiervon ich auß ſeinem
Diario hieher ſetzen wil: Gegen dem luſtigen Staͤdtlein Natens lie-
gen zwey hohe ſpitzige Felſen. Als auff deren hoͤchten ein Thurm zuſe-
hen war/ bin ich alleine mit meinen zweyen Dienern/ in meinung et-
was Notabels anzutreffen/ nicht ohne Gefahr hinauff geklettert. Jch
fand aber nichts/ als einen bloſſen Thurm/ welcher von gebranten
Steinen vnten 8ecket/ oben aber rund zulieff/ mit einem blaw glaſur-

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[375/0421] Reiſe Beſchreibung. Muͤller in einer Nacht uͤber 200. Meilen von Medina nach Kaſchan/ vnd verſchwindet darauff. Der Muͤller wird nach des Aaly Worten des Kaſi Eydam/ ſtirbet aber bald hernach/ vnd wird vor der Stadt Kaſchan gegen dem Gebirge/ da man jtzo ſehr viel Sandhuͤgel ſihet/ begraben. Dieſe Huͤgel/ ſagen ſie/ ſollen erſt nach des Muͤllers Todt/ durch Gottes ſchickung vom Winde zuſammen getrieben ſeyn/ damit des Omars Geſchlechte/ welche den Muͤller haben außgraben vnd ver- brennen wollen/ nicht finden koͤnten. Hiervon hat Molla Haſſan Ka- ſchi, welcher dieſe Hiſtorie beſchrieben/ einen geiſtlichen Spruch/ ſo im Külluſtahn vnter den Sprichwoͤrtern zufinden/ geſetzet: Men beſanem ohn ſchahenſcha, kijek ſcheb düldüleſch es Medine Aſiabani bekaſchan awured. Jch diene dem Koͤnige aller Koͤnige/ deſſen Dūldūl einen Muͤller in einer Nacht von Medine nach Kaſchan bringen kan. Wir muſten zwar zu Kaſchan noch groſſe Hitze außſtehen/ gleich- wol aber begunten die meiſten vnſer Krancken ſich wieder zuerholen/ vnd zu Pferde zuſitzen. Wir machten vns den 26. Julij wieder auff/ vnd zogen mit Auffgang des ☽ welcher damals im vollen Schein auß der Stadt. Reiſeten dieſe Nacht 6. Meilen/ zu einer Carwanſera Chotza Kaßim, weil ſelbige etwas klein vnd vnſauber/ legten wir vns in einen darbey gelegenen ſchoͤnen groſſen Garten/ vnd ruheten im Schatten der hohen Cypreſſen/ vnd Granatbaͤume/ zwiſchen welchen ein kiarer dahingeleiteter Bach/ duꝛch/ etliche Abſetze vnd Faͤlle lauffend/ ein anmutig Gerauſche gab. Folgende Nacht giengen wir abermal 6. Meilen fuͤrder durch duͤrre wuͤſte Land/ vnd kamen den 28. dieſes zu einem kleinen luſtigen Staͤdtlein Natens/ (wird im Itiner: Contareni Nethas geſchrieben) woſelbſt wir in einer vor der Stadt gelegenen groſ- ſen Carwanſera einkehreten. Es hat allhier wegen gutes Waſſers ſehr viel Obſt vnd Weingarten. Gegen uͤber zur Rechten liegen zwey ziemlich hohe ſpitzige Berge/ auff deren hoͤheſten ſtund ein ſtumpffer Thurm/ den Schach Abas einem Falcken/ welcher einen Adler uͤber- wunden/ zum Gedaͤchtnis hat bawen laſſen. Dann als eins mals der Koͤnig im furuͤber reiſen/ ſich allhier gelaͤgert/ hat einer von ſeinen Fal- cken/ in dem Er einen Adler fliehen ſehen/ ſich loß geriſſen vnd zu jhm gemachet. Sie haben in der Lufft lange mit einander geſtritten/ vnd der Falcke endlich den Adler auff ſelbigem Berge vnter ſich geleget. Es iſt nur der von Mandelslo/ weil wir andern noch ziemlich matt/ auff den Berg geſtiegen. Deſſen Relation hiervon ich auß ſeinem Diario hieher ſetzen wil: Gegen dem luſtigen Staͤdtlein Natens lie- gen zwey hohe ſpitzige Felſen. Als auff deren hoͤchten ein Thurm zuſe- hen war/ bin ich alleine mit meinen zweyen Dienern/ in meinung et- was Notabels anzutreffen/ nicht ohne Gefahr hinauff geklettert. Jch fand aber nichts/ als einen bloſſen Thurm/ welcher von gebranten Steinen vnten 8ecket/ oben aber rund zulieff/ mit einem blaw glaſur- tem Von Ka- ſchan auff- gebrochen. Chotza Kaſ- sim Car- wanſera. Natens ein Staͤdtlein. Gedaͤchtnis eines Falcken.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/421>, abgerufen am 22.11.2024.