Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. Bakru kompt vnd in den Aras laufft/ gieng allhier beym Dorffe Sa-mian durch eine mit 6. Schwibogen zierlich gesatzte steinerne Brücke/ so 90. Schritte lang/ über welche wir passireten. Eine halbe Meile nach dieser Brücken liegt ein Dorff Tzabedar,Tzabedar. Den 9. Aprilis feyrten wir vnser Osterfest/ liessen bey AuffgangOsterfest be- Zu Mittage kam der vom König geschickte newe MehemandarMeheman- Den 10. April. als Ostermontag wurden wir in ArdebilEinzug in Dißseit einem schönen grossen Dorffe Kelheran, welches/ weil esKelheran ein Ge-
Reiſe Beſchreibung. Bakru kompt vnd in den Aras laufft/ gieng allhier beym Dorffe Sa-mian durch eine mit 6. Schwibogen zierlich geſatzte ſteinerne Bruͤcke/ ſo 90. Schritte lang/ uͤber welche wir paſſireten. Eine halbe Meile nach dieſer Bruͤcken liegt ein Dorff Tzabedar,Tzabedar. Den 9. Aprilis feyrten wir vnſer Oſterfeſt/ lieſſen bey AuffgangOſterfeſt be- Zu Mittage kam der vom Koͤnig geſchickte newe MehemandarMeheman- Den 10. April. als Oſtermontag wurden wir in ArdebilEinzug in Dißſeit einem ſchoͤnen groſſen Dorffe Kelheran, welches/ weil esKelheran ein Ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0365" n="319"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe Beſchreibung.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Bakru</hi> kompt vnd in den <hi rendition="#aq">Aras</hi> laufft/ gieng allhier beym Dorffe <hi rendition="#aq">Sa-<lb/> mian</hi> durch eine mit 6. Schwibogen zierlich geſatzte ſteinerne Bruͤcke/<lb/> ſo 90. Schritte lang/ uͤber welche wir paſſireten.</p><lb/> <p>Eine halbe Meile nach dieſer Bruͤcken liegt ein Dorff <hi rendition="#aq">Tzabedar,</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Tzabedar.</hi></note><lb/> 2. kleine Meilen von <hi rendition="#aq">Ardebil,</hi> in welchem wir einkehreten/ auch folgen-<lb/> den als Oſtertag liegen blieben. Allhier hatten die Leute den Kuhe vnd<lb/> Pferdemiſt in groſſe vnd ſpitze Hauffen auch theils an die Waͤnde ge-<lb/> ſchlagen/ damit es von der Lufft vnd Sonnen außgeduͤrret zum bren-<lb/> nen tuͤchtig gemachet wurde. Die Haͤuſer vnd Gemaͤcher waren voll<lb/> vngezieffer an Leuſen vnd Floͤhen/ mit welchen wir ziemlich beſamet<lb/> vnd geplaget wurden.</p><lb/> <p>Den 9. <hi rendition="#aq">Aprilis</hi> feyrten wir vnſer Oſterfeſt/ lieſſen bey Auffgang<note place="right">Oſterfeſt be-<lb/> gangen.</note><lb/> der ☉ mit Stemſtuͤcken vnd Mußqueten 3. mahl <hi rendition="#aq">Salve</hi> geben/ vnd<lb/> verrichteten darauff mit einer Predigt vnſern Gottesdienſt.</p><lb/> <p>Zu Mittage kam der vom Koͤnig geſchickte newe <hi rendition="#aq">Mehemandar</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Meheman-<lb/> dars</hi> Ge-<lb/> ſchencke.</note><lb/> Namens <hi rendition="#aq">Netzeffbek,</hi> ein feiner luſtiger Mann/ die Geſandten zube-<lb/> ſuchen/ vnd jhnen des Feſtes halber zu <hi rendition="#aq">gratuliren,</hi> brachte ſein Ge-<lb/> ſchencke mit ſich/ welches war 5. auffgedroͤgete Fiſche/ eine Schuͤſſel-<lb/> voll Brodt/ Granaten/ Apffel/ eine ſonderliche art von Birn/ welche<lb/> als Cytronen anzuſehen/ waren ſehr ſafftig/ hatten einen gar fremb-<lb/> den anmutigen Geruch vnd Geſchmack. Jtem Ajurcken/ eingeſaltzen<lb/> Knoblauch/ vnd Schiraſſer Wein/ welcher in Perſien fuͤr den beſten<lb/> gehalten wird.</p><lb/> <p>Den 10. <hi rendition="#aq">April.</hi> als Oſtermontag wurden wir in <hi rendition="#aq">Ardebil</hi><note place="right">Einzug in<lb/><hi rendition="#aq">Ardebil.</hi></note><lb/> praͤchtig eingeholet/ welches faſt mit mehrer Luſt vnnd ſeltzamern<lb/> Auffzuͤgen als zu Schamachie anzuſehen war. Dann in dem wir ge-<lb/> gen Mittag in gewoͤhnter Ordnung gemachlich fort ritten/ begegne-<lb/> ten vns anfaͤnglich ekliche ſtarcke troupen Reuter/ welche nach dem Sie<lb/> vns geſehen/ begruͤſſet/ vnd wieder vmbkehrten.</p><lb/> <p>Dißſeit einem ſchoͤnen groſſen Dorffe <hi rendition="#aq">Kelheran,</hi> welches/ weil es<note place="right"><hi rendition="#aq">Kelheran</hi> ein<lb/> ſchoͤn Dorff.</note><lb/> ſchoͤne bunte Thuͤrme hatte/ wir erſt vor die Stadt anſahen/ aber eine<lb/> halbe Meile darvon lieget/ kam der <hi rendition="#aq">Ardebili</hi>ſche Calenter Namens<lb/><hi rendition="#aq">Taleb Chan,</hi> ein alter mager Mann/ mit einer ſtarcken Compagnie<lb/> Reuter/ empfieng vns/ vnd ritte neben den Geſandten her. Als wir<lb/> das Dorff zuruͤcke geleget/ ſahen wir eine ſehr groſſe menge Volcks zu<lb/> Roß vnd Fuß halten/ welche in der mitten ſich von einander theileten/<lb/> vnd vns einen Durchzug lieſſen; Bald darauff kam der Chan <hi rendition="#aq">Kelbele</hi><lb/> ein kleiner/ aber luſtiger Mann/ mit einer Compagnie Reuter von<lb/> 1000. Mann begleitet/ uͤber das querfeld herzugeritten/ empfieng die<lb/> Geſandten freundlich/ vnd begab ſich auff dero noͤtigen zwiſchen jhnen<lb/> zureiten/ dar auff ſahe man allenthalben vielerley Kuꝛtzweile: Es kamen<lb/> zwey Knaben in weiſſen Hembden mit gefaͤrbeten rauchen Schaff-<lb/> fellen bedeckt/ hatten jeglicher auff einen langen Schwancken-ſtabe/ ſo<lb/> vom Tattelbaͤume ſein ſollen/ eine Pomerantze geſteckt/ giengen vor die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [319/0365]
Reiſe Beſchreibung.
Bakru kompt vnd in den Aras laufft/ gieng allhier beym Dorffe Sa-
mian durch eine mit 6. Schwibogen zierlich geſatzte ſteinerne Bruͤcke/
ſo 90. Schritte lang/ uͤber welche wir paſſireten.
Eine halbe Meile nach dieſer Bruͤcken liegt ein Dorff Tzabedar,
2. kleine Meilen von Ardebil, in welchem wir einkehreten/ auch folgen-
den als Oſtertag liegen blieben. Allhier hatten die Leute den Kuhe vnd
Pferdemiſt in groſſe vnd ſpitze Hauffen auch theils an die Waͤnde ge-
ſchlagen/ damit es von der Lufft vnd Sonnen außgeduͤrret zum bren-
nen tuͤchtig gemachet wurde. Die Haͤuſer vnd Gemaͤcher waren voll
vngezieffer an Leuſen vnd Floͤhen/ mit welchen wir ziemlich beſamet
vnd geplaget wurden.
Tzabedar.
Den 9. Aprilis feyrten wir vnſer Oſterfeſt/ lieſſen bey Auffgang
der ☉ mit Stemſtuͤcken vnd Mußqueten 3. mahl Salve geben/ vnd
verrichteten darauff mit einer Predigt vnſern Gottesdienſt.
Oſterfeſt be-
gangen.
Zu Mittage kam der vom Koͤnig geſchickte newe Mehemandar
Namens Netzeffbek, ein feiner luſtiger Mann/ die Geſandten zube-
ſuchen/ vnd jhnen des Feſtes halber zu gratuliren, brachte ſein Ge-
ſchencke mit ſich/ welches war 5. auffgedroͤgete Fiſche/ eine Schuͤſſel-
voll Brodt/ Granaten/ Apffel/ eine ſonderliche art von Birn/ welche
als Cytronen anzuſehen/ waren ſehr ſafftig/ hatten einen gar fremb-
den anmutigen Geruch vnd Geſchmack. Jtem Ajurcken/ eingeſaltzen
Knoblauch/ vnd Schiraſſer Wein/ welcher in Perſien fuͤr den beſten
gehalten wird.
Meheman-
dars Ge-
ſchencke.
Den 10. April. als Oſtermontag wurden wir in Ardebil
praͤchtig eingeholet/ welches faſt mit mehrer Luſt vnnd ſeltzamern
Auffzuͤgen als zu Schamachie anzuſehen war. Dann in dem wir ge-
gen Mittag in gewoͤhnter Ordnung gemachlich fort ritten/ begegne-
ten vns anfaͤnglich ekliche ſtarcke troupen Reuter/ welche nach dem Sie
vns geſehen/ begruͤſſet/ vnd wieder vmbkehrten.
Einzug in
Ardebil.
Dißſeit einem ſchoͤnen groſſen Dorffe Kelheran, welches/ weil es
ſchoͤne bunte Thuͤrme hatte/ wir erſt vor die Stadt anſahen/ aber eine
halbe Meile darvon lieget/ kam der Ardebiliſche Calenter Namens
Taleb Chan, ein alter mager Mann/ mit einer ſtarcken Compagnie
Reuter/ empfieng vns/ vnd ritte neben den Geſandten her. Als wir
das Dorff zuruͤcke geleget/ ſahen wir eine ſehr groſſe menge Volcks zu
Roß vnd Fuß halten/ welche in der mitten ſich von einander theileten/
vnd vns einen Durchzug lieſſen; Bald darauff kam der Chan Kelbele
ein kleiner/ aber luſtiger Mann/ mit einer Compagnie Reuter von
1000. Mann begleitet/ uͤber das querfeld herzugeritten/ empfieng die
Geſandten freundlich/ vnd begab ſich auff dero noͤtigen zwiſchen jhnen
zureiten/ dar auff ſahe man allenthalben vielerley Kuꝛtzweile: Es kamen
zwey Knaben in weiſſen Hembden mit gefaͤrbeten rauchen Schaff-
fellen bedeckt/ hatten jeglicher auff einen langen Schwancken-ſtabe/ ſo
vom Tattelbaͤume ſein ſollen/ eine Pomerantze geſteckt/ giengen vor die
Ge-
Kelheran ein
ſchoͤn Dorff.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |