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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Newe Persianische
rannen Ivan Vasilowitz biß auff jtzigen/ vnd wie sie zu der Regierung
gekommen/ mit wenigen gedencken/ hoffe/ daß es dem günstiger Leser
nicht vnangenem seyn werde.

Die Ordnung der Großfürsten.
1. Ivan Vasi-
lowitz
Ty-
rannischer
Großfürst.

DEr Großfürst Ivan Vasilowitz, ist Anno Christi 1540. zur Re-
gierung gekommen/ vnd nachdem Er wieder seine Nachbaren
schwere vnd grawsame Kriege geführet/ viel Deutsche vnd an-
dere Gefangene mit sich in Mußcow bracht/ derer familien noch heute
als Schlaven darinnen leben: So wol wieder die Christen als Tür-
cken/ Tartern vnd Heyden erschrecklich vnd vnmenschlich/ wil nicht sa-
gen vnchristlich/ gewütet vnd Tyrannisiret/ vnd also wenig erwiesen
was Jovius im anfang des Ersten Buches seiner Historien von jhm
rühmet/ daß Er sey gewesen sane Christianae religionis cultor egre-
gius,
ist Er Anno Christi 1584. den 28. Martij im 56. Jahre seines
Alters gestorben. Er verließ nach sich zwey Söhne/ Foedor vnd De-
metrium. Demetrius
der jüngsie ward in die Stadt Uglitz daselbst
2. Foedor
Ivanowitz

Großfürst.
erzogen zu werden/ verschicket. Foedor aber succedirete dem Vater
vnd ward im selben Jahre am 31. Julij zum Großfürsten gekrönet im
22. Jahre seines Alters. Weil dieser Großfürst jung/ vnd sein Ver-
stand nicht so geschwinde vnd thätig/ als wol bey damaligen sehr zer-
rütteten Zustande des Landes vonnöthen war/ sich erweisen wolte/
ist für gut angesehn worden daß der Reichs Stallmeister Boris Gu-
denow,
so der jungen Großfürstinnen leiblichet Bruder/ weil Er
ein kluger vnd listiger Herr war jhm zum Gubernatorn zugeordnet.

Dieser Boris Gudenow hat durch seinen klugen Verstand vnd
fürsichtige Regierung sich bey dem Lande so hoch verdienet vnd re-
commendiret
gemachet/ daß jederman darvor hielte/ wenn der Groß-
fürst Foedor Ivanowitz, vnd auch der junge Herr Demetrius mit tode
abgehen solten/ memand tüchtiger zum Regiment wehre als Boris
Der rechte
Demetrius
wird vmbge-
bracht zu
Uglitz.
Gudenow, Boris nam diß zu Ohren/ vnd damit Er der Russen mei-
nung vnd seinen Wunsch desto ehe erfüllet sehen möchte/ lesset/ Er den
jungen Herrn Demetrium im neundten Jahre seines Alters/ durch
desselben mit grossen Geld verheischungen darzu erkaufften Hoffdie-
nern vmbbringen. Nach verrichteter That kamen die Mörder mit
frewden in Mußcow in meinung wegen jhrer so willigen Dienste von
Verrähter
triegen jhren
Lohn.
Boris grosses Gut zuerlangen. Boris aber damit diese Verrähterey
verschwiegen vnd ingeheim bleiben mochte/ lesset die Thäter auch als-
bald vmbbringen/ vnd in der Stadt Mußcow an vnterschiedlichen ör-
tern heimlich Fewr anlegen/ damit die Mußcowiter nicht so sehr des
Demetri Todt/ als den verlust Hauß vnd Hoffs zubeklagen/ vnd also
durch eigen Vnglück eines andern zuvergessen Anlaß bekommen möch-
ten. Er selbst stalte sich über solchen Mord sehr hoch betrübt vnd er-

zür-

Newe Perſianiſche
rannen Ivan Vaſilowitz biß auff jtzigen/ vnd wie ſie zu der Regierung
gekommen/ mit wenigen gedencken/ hoffe/ daß es dem guͤnſtiger Leſer
nicht vnangenem ſeyn werde.

Die Ordnung der Großfuͤrſten.
1. Ivan Vaſi-
lowitz
Ty-
ranniſcher
Großfuͤrſt.

DEr Großfuͤrſt Ivan Vaſilowitz, iſt Anno Chriſti 1540. zur Re-
gierung gekommen/ vnd nachdem Er wieder ſeine Nachbaren
ſchwere vnd grawſame Kriege gefuͤhret/ viel Deutſche vnd an-
dere Gefangene mit ſich in Mußcow bracht/ derer familien noch heute
als Schlaven darinnen leben: So wol wieder die Chriſten als Tuͤr-
cken/ Tartern vnd Heyden erſchrecklich vnd vnmenſchlich/ wil nicht ſa-
gen vnchriſtlich/ gewuͤtet vnd Tyranniſiret/ vnd alſo wenig erwieſen
was Jovius im anfang des Erſten Buches ſeiner Hiſtorien von jhm
ruͤhmet/ daß Er ſey geweſen ſanè Chriſtianæ religionis cultor egre-
gius,
iſt Er Anno Chriſti 1584. den 28. Martij im 56. Jahre ſeines
Alters geſtorben. Er verließ nach ſich zwey Soͤhne/ Fœdor vnd De-
metrium. Demetrius
der juͤngſie ward in die Stadt Uglitz daſelbſt
2. Fœdor
Ivanowitz

Großfuͤrſt.
erzogen zu werden/ verſchicket. Fœdor aber ſuccedirete dem Vater
vnd ward im ſelben Jahre am 31. Julij zum Großfuͤrſten gekroͤnet im
22. Jahre ſeines Alters. Weil dieſer Großfuͤrſt jung/ vnd ſein Ver-
ſtand nicht ſo geſchwinde vnd thaͤtig/ als wol bey damaligen ſehr zer-
ruͤtteten Zuſtande des Landes vonnoͤthen war/ ſich erweiſen wolte/
iſt fuͤr gut angeſehn worden daß der Reichs Stallmeiſter Boris Gu-
denow,
ſo der jungen Großfuͤrſtinnen leiblichet Bruder/ weil Er
ein kluger vnd liſtiger Herꝛ war jhm zum Gubernatorn zugeordnet.

Dieſer Boris Gudenow hat durch ſeinen klugen Verſtand vnd
fuͤrſichtige Regierung ſich bey dem Lande ſo hoch verdienet vnd re-
commendiret
gemachet/ daß jederman darvor hielte/ wenn der Groß-
fuͤrſt Fœdor Ivanowitz, vnd auch der junge Herꝛ Demetrius mit tode
abgehen ſolten/ memand tuͤchtiger zum Regiment wehre als Boris
Der rechte
Demetrius
wird vmbge-
bracht zu
Uglitz.
Gudenow, Boris nam diß zu Ohren/ vnd damit Er der Ruſſen mei-
nung vnd ſeinen Wunſch deſto ehe erfuͤllet ſehen moͤchte/ leſſet/ Er den
jungen Herꝛn Demetrium im neundten Jahre ſeines Alters/ durch
deſſelben mit groſſen Geld verheiſchungen darzu erkaufften Hoffdie-
nern vmbbringen. Nach verrichteter That kamen die Moͤrder mit
frewden in Mußcow in meinung wegen jhrer ſo willigen Dienſte von
Verraͤhter
triegen jhren
Lohn.
Boris groſſes Gut zuerlangen. Boris aber damit dieſe Verraͤhterey
verſchwiegen vnd ingeheim bleiben mochte/ leſſet die Thaͤter auch als-
bald vmbbringen/ vnd in der Stadt Mußcow an vnterſchiedlichen oͤr-
tern heimlich Fewr anlegen/ damit die Mußcowiter nicht ſo ſehr des
Demetri Todt/ als den verluſt Hauß vnd Hoffs zubeklagen/ vnd alſo
durch eigen Vngluͤck eines andern zuvergeſſen Anlaß bekommen moͤch-
ten. Er ſelbſt ſtalte ſich uͤber ſolchen Mord ſehr hoch betruͤbt vnd er-

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[150/0196] Newe Perſianiſche rannen Ivan Vaſilowitz biß auff jtzigen/ vnd wie ſie zu der Regierung gekommen/ mit wenigen gedencken/ hoffe/ daß es dem guͤnſtiger Leſer nicht vnangenem ſeyn werde. Die Ordnung der Großfuͤrſten. DEr Großfuͤrſt Ivan Vaſilowitz, iſt Anno Chriſti 1540. zur Re- gierung gekommen/ vnd nachdem Er wieder ſeine Nachbaren ſchwere vnd grawſame Kriege gefuͤhret/ viel Deutſche vnd an- dere Gefangene mit ſich in Mußcow bracht/ derer familien noch heute als Schlaven darinnen leben: So wol wieder die Chriſten als Tuͤr- cken/ Tartern vnd Heyden erſchrecklich vnd vnmenſchlich/ wil nicht ſa- gen vnchriſtlich/ gewuͤtet vnd Tyranniſiret/ vnd alſo wenig erwieſen was Jovius im anfang des Erſten Buches ſeiner Hiſtorien von jhm ruͤhmet/ daß Er ſey geweſen ſanè Chriſtianæ religionis cultor egre- gius, iſt Er Anno Chriſti 1584. den 28. Martij im 56. Jahre ſeines Alters geſtorben. Er verließ nach ſich zwey Soͤhne/ Fœdor vnd De- metrium. Demetrius der juͤngſie ward in die Stadt Uglitz daſelbſt erzogen zu werden/ verſchicket. Fœdor aber ſuccedirete dem Vater vnd ward im ſelben Jahre am 31. Julij zum Großfuͤrſten gekroͤnet im 22. Jahre ſeines Alters. Weil dieſer Großfuͤrſt jung/ vnd ſein Ver- ſtand nicht ſo geſchwinde vnd thaͤtig/ als wol bey damaligen ſehr zer- ruͤtteten Zuſtande des Landes vonnoͤthen war/ ſich erweiſen wolte/ iſt fuͤr gut angeſehn worden daß der Reichs Stallmeiſter Boris Gu- denow, ſo der jungen Großfuͤrſtinnen leiblichet Bruder/ weil Er ein kluger vnd liſtiger Herꝛ war jhm zum Gubernatorn zugeordnet. 2. Fœdor Ivanowitz Großfuͤrſt. Dieſer Boris Gudenow hat durch ſeinen klugen Verſtand vnd fuͤrſichtige Regierung ſich bey dem Lande ſo hoch verdienet vnd re- commendiret gemachet/ daß jederman darvor hielte/ wenn der Groß- fuͤrſt Fœdor Ivanowitz, vnd auch der junge Herꝛ Demetrius mit tode abgehen ſolten/ memand tuͤchtiger zum Regiment wehre als Boris Gudenow, Boris nam diß zu Ohren/ vnd damit Er der Ruſſen mei- nung vnd ſeinen Wunſch deſto ehe erfuͤllet ſehen moͤchte/ leſſet/ Er den jungen Herꝛn Demetrium im neundten Jahre ſeines Alters/ durch deſſelben mit groſſen Geld verheiſchungen darzu erkaufften Hoffdie- nern vmbbringen. Nach verrichteter That kamen die Moͤrder mit frewden in Mußcow in meinung wegen jhrer ſo willigen Dienſte von Boris groſſes Gut zuerlangen. Boris aber damit dieſe Verraͤhterey verſchwiegen vnd ingeheim bleiben mochte/ leſſet die Thaͤter auch als- bald vmbbringen/ vnd in der Stadt Mußcow an vnterſchiedlichen oͤr- tern heimlich Fewr anlegen/ damit die Mußcowiter nicht ſo ſehr des Demetri Todt/ als den verluſt Hauß vnd Hoffs zubeklagen/ vnd alſo durch eigen Vngluͤck eines andern zuvergeſſen Anlaß bekommen moͤch- ten. Er ſelbſt ſtalte ſich uͤber ſolchen Mord ſehr hoch betruͤbt vnd er- zuͤr- Der rechte Demetrius wird vmbge- bracht zu Uglitz. Verraͤhter triegen jhren Lohn.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/196>, abgerufen am 09.11.2024.