nicht verkennen, da im Eisen offenbar die Linie, die Achse vorzugsweise, im Quek- silber der Focus, in den andern Metallen die Schenkel nachgebildet sind. Daher ist Queksilber das Centrale aller Metalle, wie es die Alchymisten schon als Merkurial- wasser mit tiefem Sinne erkannten, und dennoch behauptet das Eisen als die starre Achse die Mitte der Metalle. Sie sind alle Metamorphosen des Queksilbers: Das Ei- sen selbst ist das erstarrte, aber ohne alle Differenzirung erstarrte Queksilber, es ist Hydrargyras martis, und so können sie auch Metamorphosen des Eisens heissen.
Wenn ich die Metalle die herauf ge- stiegenen oder die reducirten Erden nenne, so ist es nicht zu verstehen, als wenn die- se sich wirklich durch einen Process in Metalle verwandeln liessen. Diese Ver- wandlung ist nur bei der Urverwandlung, bei der ersten Schöpfung geschehen, und geschieht nimmermehr, so wenig als die Linie sich wirklich in Parabel umändert. Aus der Idee der Mathematik löst sich Li- nie und Parabel, jedes als eine eigne Func- tion los, ebenso in der Natur Erden, Me-
tal-
nicht verkennen, da im Eiſen offenbar die Linie, die Achse vorzugsweise, im Quek- ſilber der Focus, in den andern Metallen die Schenkel nachgebildet ſind. Daher iſt Quekſilber das Centrale aller Metalle, wie es die Alchymiſten schon als Merkurial- waſſer mit tiefem Sinne erkannten, und dennoch behauptet das Eisen als die ſtarre Achse die Mitte der Metalle. Sie ſind alle Metamorphosen des Quekſilbers: Das Ei- sen selbſt iſt das erſtarrte, aber ohne alle Differenzirung erſtarrte Quekſilber, es iſt Hydrargyras martis, und so können ſie auch Metamorphosen des Eisens heiſsen.
Wenn ich die Metalle die herauf ge- ſtiegenen oder die reducirten Erden nenne, so iſt es nicht zu verſtehen, als wenn die- se ſich wirklich durch einen Proceſs in Metalle verwandeln lieſsen. Diese Ver- wandlung iſt nur bei der Urverwandlung, bei der erſten Schöpfung geschehen, und geschieht nimmermehr, ſo wenig als die Linie ſich wirklich in Parabel umändert. Aus der Idee der Mathematik löst ſich Li- nie und Parabel, jedes als eine eigne Func- tion los, ebenſo in der Natur Erden, Me-
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nicht verkennen, da im Eiſen offenbar die
Linie, die Achse vorzugsweise, im Quek-
ſilber der Focus, in den andern Metallen
die Schenkel nachgebildet ſind. Daher iſt
Quekſilber das Centrale aller Metalle, wie
es die Alchymiſten schon als Merkurial-
waſſer mit tiefem Sinne erkannten, und
dennoch behauptet das Eisen als die ſtarre
Achse die Mitte der Metalle. Sie ſind alle
Metamorphosen des Quekſilbers: Das Ei-
sen selbſt iſt das erſtarrte, aber ohne alle
Differenzirung erſtarrte Quekſilber, es iſt
Hydrargyras martis, und so können ſie auch
Metamorphosen des Eisens heiſsen.
Wenn ich die Metalle die herauf ge-
ſtiegenen oder die reducirten Erden nenne,
so iſt es nicht zu verſtehen, als wenn die-
se ſich wirklich durch einen Proceſs in
Metalle verwandeln lieſsen. Diese Ver-
wandlung iſt nur bei der Urverwandlung,
bei der erſten Schöpfung geschehen, und
geschieht nimmermehr, ſo wenig als die
Linie ſich wirklich in Parabel umändert.
Aus der Idee der Mathematik löst ſich Li-
nie und Parabel, jedes als eine eigne Func-
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/55>, abgerufen am 16.02.2025.
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