Das Licht bewegt sich keinesweges von der Sonne zu uns als solches, statt nach dem Grunde der ungeheuren Ge- schwindigkeit des Herströmens des Lichts zu fragen, müssen wir untersuchen, wie viel Zeit es brauche, bis die unterbroche- ne Centralaction der Sonne wieder von der Erde so stark gehemmt werde, dass sie als Licht erscheint; vielmehr sollten wir uns wundern über die Langsamkeit dieser Hemmung. Die Sonne verliert nicht das Geringste durch das Licht, wenn sie in alle Ewigkeiten stralt, denn das Licht ist ja kein Ausfluss aus ihr. Für die Immaterialität des Lichtes (in philosophi- schem Sinne) nach Schelling noch ein Wort sagen, hiess das Licht beleuchten wollen. Der neue Beweis vom Fallen des electrischen Funkens, den Winterl für die Ponderabilität des Lichts anführt, möchte wohl mehr beweisen, als ihm selbst lieb ist, nemlich dass das Licht schwerer als die Luft sei, was sicher diesem Erweker der alten Chymie nie im Spasse einge- fallen.
Es
Das Licht bewegt sich keinesweges von der Sonne zu uns als solches, ſtatt nach dem Grunde der ungeheuren Ge- schwindigkeit des Herſtrömens des Lichts zu fragen, müssen wir untersuchen, wie viel Zeit es brauche, bis die unterbroche- ne Centralaction der Sonne wieder von der Erde so ſtark gehemmt werde, daſs sie als Licht erscheint; vielmehr sollten wir uns wundern über die Langsamkeit dieser Hemmung. Die Sonne verliert nicht das Geringſte durch das Licht, wenn sie in alle Ewigkeiten ſtralt, denn das Licht iſt ja kein Ausfluſs aus ihr. Für die Immaterialität des Lichtes (in philosophi- schem Sinne) nach Schelling noch ein Wort sagen, hieſs das Licht beleuchten wollen. Der neue Beweis vom Fallen des electrischen Funkens, den Winterl für die Ponderabilität des Lichts anführt, möchte wohl mehr beweisen, als ihm selbſt lieb iſt, nemlich daſs das Licht schwerer als die Luft sei, was sicher diesem Erweker der alten Chymie nie im Spasse einge- fallen.
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[22/0040]
Das Licht bewegt sich keinesweges
von der Sonne zu uns als solches, ſtatt
nach dem Grunde der ungeheuren Ge-
schwindigkeit des Herſtrömens des Lichts
zu fragen, müssen wir untersuchen, wie
viel Zeit es brauche, bis die unterbroche-
ne Centralaction der Sonne wieder von
der Erde so ſtark gehemmt werde, daſs
sie als Licht erscheint; vielmehr sollten
wir uns wundern über die Langsamkeit
dieser Hemmung. Die Sonne verliert
nicht das Geringſte durch das Licht, wenn
sie in alle Ewigkeiten ſtralt, denn das
Licht iſt ja kein Ausfluſs aus ihr. Für die
Immaterialität des Lichtes (in philosophi-
schem Sinne) nach Schelling noch ein
Wort sagen, hieſs das Licht beleuchten
wollen. Der neue Beweis vom Fallen des
electrischen Funkens, den Winterl für die
Ponderabilität des Lichts anführt, möchte
wohl mehr beweisen, als ihm selbſt lieb
iſt, nemlich daſs das Licht schwerer als
die Luft sei, was sicher diesem Erweker
der alten Chymie nie im Spasse einge-
fallen.
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/40>, abgerufen am 16.07.2024.
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