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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

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Krokodil, und der dem Salamander so
ähnliche Stellio eine wirklich ganz und
gar ungespaltene Zunge habe, wie es die
Anatomen behaupten. Würde sich dieses
so wie beim Salamander finden, und wä-
ren vielleicht noch die Schildkröten, in
deren einer I. G. Schneider die unten
ganz (also wie beim Salamander) verwachs-
ne Zunge oben gefurcht, vielleicht ausge-
randet fand, dazu zu bringen, so könnte
man, den Chamäleon, Stellio und Draco
wahrscheinlichst nicht einmal ausgenommen,
es zum allgemeinen Charakter dieser Klasse
machen, und so hätten wir die herrliche
Definition:
Amphibium = Animal unisensuale, lin-
gua geminata
.

Ich weiss sehr wohl, dass die Phoken
auch eine ausgerandete Zunge haben, aber
sie sind genugsam von den Amphibien ge-
trennt, da sie nicht Animalia unisen-
sualia
sind, was sich, um gleich das
auffallendste Unterscheidungszeichen zu
nennen, allein in den offenen Ohrgängen
darthut. Für einzelne Gattungen der Am-

phi-
M

Krokodil, und der dem Salamander so
ähnliche Stellio eine wirklich ganz und
gar ungeſpaltene Zunge habe, wie es die
Anatomen behaupten. Würde sich dieſes
so wie beim Salamander finden, und wä-
ren vielleicht noch die Schildkröten, in
deren einer I. G. Schneider die unten
ganz (alſo wie beim Salamander) verwachs-
ne Zunge oben gefurcht, vielleicht ausge-
randet fand, dazu zu bringen, so könnte
man, den Chamäleon, Stellio und Draco
wahrſcheinlichſt nicht einmal ausgenommen,
es zum allgemeinen Charakter dieſer Klaſſe
machen, und so hätten wir die herrliche
Definition:
Amphibium = Animal unisensuale, lin-
gua geminata
.

Ich weiſs sehr wohl, daſs die Phoken
auch eine ausgerandete Zunge haben, aber
sie sind genugſam von den Amphibien ge-
trennt, da sie nicht Animalia unisen-
sualia
sind, was sich, um gleich das
auffallendſte Unterſcheidungszeichen zu
nennen, allein in den offenen Ohrgängen
darthut. Für einzelne Gattungen der Am-

phi-
M
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[177/0195] Krokodil, und der dem Salamander so ähnliche Stellio eine wirklich ganz und gar ungeſpaltene Zunge habe, wie es die Anatomen behaupten. Würde sich dieſes so wie beim Salamander finden, und wä- ren vielleicht noch die Schildkröten, in deren einer I. G. Schneider die unten ganz (alſo wie beim Salamander) verwachs- ne Zunge oben gefurcht, vielleicht ausge- randet fand, dazu zu bringen, so könnte man, den Chamäleon, Stellio und Draco wahrſcheinlichſt nicht einmal ausgenommen, es zum allgemeinen Charakter dieſer Klaſſe machen, und so hätten wir die herrliche Definition: Amphibium = Animal unisensuale, lin- gua geminata. Ich weiſs sehr wohl, daſs die Phoken auch eine ausgerandete Zunge haben, aber sie sind genugſam von den Amphibien ge- trennt, da sie nicht Animalia unisen- sualia sind, was sich, um gleich das auffallendſte Unterſcheidungszeichen zu nennen, allein in den offenen Ohrgängen darthut. Für einzelne Gattungen der Am- phi- M

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Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/195>, abgerufen am 28.04.2024.