logen Organe nicht vorhanden, z. B. Leber; das Verdauungssystem ist ein einfacher Ka- nal, das Athmungsorgan aber fällt, wie es Cuvier gezeigt hat, mit der Oberfläche des Leibes zusammen. Ihre Fortpflanzung ist in vielen ganz den Polypen gleich, nemlich ein Glied löst sich um das andere ab, und wächst wieder zu einem ganzen Wurm, also eine blos männliche Vermeh- rung, wie es sich gemäss der Reihe, in die sie fallen, voraussehen lässt. Dagegen ist der ihnen parallele Kreislauf so sehr herausgehoben, dass sogar die meisten, nach Redis, Swammerdams, La Marks und Cuviers Beobachtungen, gefärbtes Blut haben, welches bald roth, bald violet, bald blau nach Verschieden- heit der Thiere vorkömmt.
Die Definition dieser Thierklasse grün- det sich natürlich auf den Gefühlsinn, den sie ohne Ausbildung der andern Sinne al- lein besizen. Bei allen Definitionen, die ich von Thieren gebe, welche nicht Säug- thiere sind, nehme ich auf diese aus Gründen, die sich von selbst ergeben wer- den, gar keine Rüksicht, sondern gebe
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logen Organe nicht vorhanden, z. B. Leber; das Verdauungsſyſtem iſt ein einfacher Ka- nal, das Athmungsorgan aber fällt, wie es Cuvier gezeigt hat, mit der Oberfläche des Leibes zuſammen. Ihre Fortpflanzung iſt in vielen ganz den Polypen gleich, nemlich ein Glied löſt sich um das andere ab, und wächſt wieder zu einem ganzen Wurm, alſo eine blos männliche Vermeh- rung, wie es sich gemäſs der Reihe, in die sie fallen, vorausſehen läſst. Dagegen iſt der ihnen parallele Kreislauf so sehr herausgehoben, daſs sogar die meiſten, nach Redis, Swammerdams, La Marks und Cuviers Beobachtungen, gefärbtes Blut haben, welches bald roth, bald violet, bald blau nach Verſchieden- heit der Thiere vorkömmt.
Die Definition dieſer Thierklaſſe grün- det sich natürlich auf den Gefühlſinn, den sie ohne Ausbildung der andern Sinne al- lein besizen. Bei allen Definitionen, die ich von Thieren gebe, welche nicht Säug- thiere sind, nehme ich auf dieſe aus Gründen, die sich von selbſt ergeben wer- den, gar keine Rüksicht, sondern gebe
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logen Organe nicht vorhanden, z. B. Leber;
das Verdauungsſyſtem iſt ein einfacher Ka-
nal, das Athmungsorgan aber fällt, wie es
Cuvier gezeigt hat, mit der Oberfläche
des Leibes zuſammen. Ihre Fortpflanzung
iſt in vielen ganz den Polypen gleich,
nemlich ein Glied löſt sich um das andere
ab, und wächſt wieder zu einem ganzen
Wurm, alſo eine blos männliche Vermeh-
rung, wie es sich gemäſs der Reihe, in
die sie fallen, vorausſehen läſst. Dagegen
iſt der ihnen parallele Kreislauf so sehr
herausgehoben, daſs sogar die meiſten,
nach Redis, Swammerdams, La
Marks und Cuviers Beobachtungen,
gefärbtes Blut haben, welches bald roth,
bald violet, bald blau nach Verſchieden-
heit der Thiere vorkömmt.
Die Definition dieſer Thierklaſſe grün-
det sich natürlich auf den Gefühlſinn, den
sie ohne Ausbildung der andern Sinne al-
lein besizen. Bei allen Definitionen, die
ich von Thieren gebe, welche nicht Säug-
thiere sind, nehme ich auf dieſe aus
Gründen, die sich von selbſt ergeben wer-
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/149>, abgerufen am 16.02.2025.
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