wicht gebracht, dieser Electricitätsgrad der benachbarten Luft mitgetheilt wird, bis endlich eine solche electrische Luft auf die Schneidersche Haut wirkend, die Empfin- dung eines bestimmten Geruches erzeugt.
Die Verschiedenheit der Gerüche hängt ohne Zweifel von den verschiedenen Zu- ständen des Electrismus, wie die Farben von den Brechungen des Lichts, und die Töne von denen des Magnetismus ab. Die Lehre der Physiker über die Electricität, dass aller ihr specifischer Unterschied nur auf ihren zwei entgegengesezten Aeusse- rungen beruhe, alles andere aber bloss quantitativ sei, kann unmöglich wahr sein, zu welchem Schlusse uns schon die Farben und die Töne berechtigen, die doch alle nicht quantitativ hervorgebracht sein sol- len, da doch kein Mensch das Grün für ein geschwächtes Roth auszugeben wagen wird -- indessen will ich noch die Ver- schiedenheit der Gerüche verschieben, bis ich über diese Eigenschaft bei allen Sin- nen reden kann.
Die
wicht gebracht, dieſer Electricitätsgrad der benachbarten Luft mitgetheilt wird, bis endlich eine solche electriſche Luft auf die Schneiderſche Haut wirkend, die Empfin- dung eines beſtimmten Geruches erzeugt.
Die Verſchiedenheit der Gerüche hängt ohne Zweifel von den verſchiedenen Zu- ſtänden des Electrismus, wie die Farben von den Brechungen des Lichts, und die Töne von denen des Magnetismus ab. Die Lehre der Phyſiker über die Electricität, daſs aller ihr ſpecifiſcher Unterſchied nur auf ihren zwei entgegengeſezten Aeuſse- rungen beruhe, alles andere aber bloſs quantitativ sei, kann unmöglich wahr sein, zu welchem Schluſſe uns schon die Farben und die Töne berechtigen, die doch alle nicht quantitativ hervorgebracht sein sol- len, da doch kein Menſch das Grün für ein geſchwächtes Roth auszugeben wagen wird — indeſſen will ich noch die Ver- schiedenheit der Gerüche verſchieben, bis ich über dieſe Eigenſchaft bei allen Sin- nen reden kann.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0137"n="119"/>
wicht gebracht, dieſer Electricitätsgrad der<lb/>
benachbarten Luft mitgetheilt wird, bis<lb/>
endlich eine solche electriſche Luft auf die<lb/>
Schneiderſche Haut wirkend, die Empfin-<lb/>
dung eines beſtimmten Geruches erzeugt.</p><lb/><p>Die Verſchiedenheit der Gerüche hängt<lb/>
ohne Zweifel von den verſchiedenen Zu-<lb/>ſtänden des Electrismus, wie die Farben<lb/>
von den Brechungen des Lichts, und die<lb/>
Töne von denen des Magnetismus ab. Die<lb/>
Lehre der Phyſiker über die Electricität,<lb/>
daſs aller ihr ſpecifiſcher Unterſchied nur<lb/>
auf ihren zwei entgegengeſezten Aeuſse-<lb/>
rungen beruhe, alles andere aber bloſs<lb/>
quantitativ sei, kann unmöglich wahr sein,<lb/>
zu welchem Schluſſe uns schon die Farben<lb/>
und die Töne berechtigen, die doch alle<lb/>
nicht quantitativ hervorgebracht sein sol-<lb/>
len, da doch kein Menſch das Grün für<lb/>
ein geſchwächtes Roth auszugeben wagen<lb/>
wird — indeſſen will ich noch die Ver-<lb/>
schiedenheit der Gerüche verſchieben, bis<lb/>
ich über dieſe Eigenſchaft bei allen Sin-<lb/>
nen reden kann.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[119/0137]
wicht gebracht, dieſer Electricitätsgrad der
benachbarten Luft mitgetheilt wird, bis
endlich eine solche electriſche Luft auf die
Schneiderſche Haut wirkend, die Empfin-
dung eines beſtimmten Geruches erzeugt.
Die Verſchiedenheit der Gerüche hängt
ohne Zweifel von den verſchiedenen Zu-
ſtänden des Electrismus, wie die Farben
von den Brechungen des Lichts, und die
Töne von denen des Magnetismus ab. Die
Lehre der Phyſiker über die Electricität,
daſs aller ihr ſpecifiſcher Unterſchied nur
auf ihren zwei entgegengeſezten Aeuſse-
rungen beruhe, alles andere aber bloſs
quantitativ sei, kann unmöglich wahr sein,
zu welchem Schluſſe uns schon die Farben
und die Töne berechtigen, die doch alle
nicht quantitativ hervorgebracht sein sol-
len, da doch kein Menſch das Grün für
ein geſchwächtes Roth auszugeben wagen
wird — indeſſen will ich noch die Ver-
schiedenheit der Gerüche verſchieben, bis
ich über dieſe Eigenſchaft bei allen Sin-
nen reden kann.
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/137>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.