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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

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Erregung aus den Metallen übergeht in das
metallische Ohr. Gleich dem Farbenbilde,
welches die Lichtaction auf die Retina wirft,
wird ein magnetisches Farbenbild auf den
Nervenbrei im Ohr geworfen, eben so re-
flectirt sich die Schwere in der Hand, und
alle Naturactionen auf ihren Sinnorganen.
Das Hörorgan ist selbst aus starren Thei-
len, sogar bei den niedersten Thieren zu-
sammengesezt, und entspricht so als der
einzige verknöcherte Sinn den Metallen,
seinem Vorbilde aufs vollkommenste. Die
eigentliche Welt des Tons ist in den Me-
tallen lebendig, und so sind diese und das
Ohr aufs genaueste für einander geschaffen.

Dieser Sinn wirkt am stärksten beim
Schlafe der übrigen Natur, besonders des
Lichts; nur von unbestimmten Vorgängen
der Welt, von ihrem rastlosen Bemühen,
die Starrheit zu zerstören, und den hefti-
gen Schlägen dieser in diesem Kampfe,
dem Thiere Nachricht gebend, macht er
Furcht zum Charakter des Hörsinns, und
lässt sie da am stärksten wirken, wo er am
meisten herrschend ist, wie in der Klasse
der Vögel. Auch Geschwäzigkeit und alle

Sym-
H 2

Erregung aus den Metallen übergeht in das
metalliſche Ohr. Gleich dem Farbenbilde,
welches die Lichtaction auf die Retina wirft,
wird ein magnetiſches Farbenbild auf den
Nervenbrei im Ohr geworfen, eben so re-
flectirt sich die Schwere in der Hand, und
alle Naturactionen auf ihren Sinnorganen.
Das Hörorgan iſt selbſt aus starren Thei-
len, sogar bei den niederſten Thieren zu-
sammengeſezt, und entſpricht so als der
einzige verknöcherte Sinn den Metallen,
seinem Vorbilde aufs vollkommenſte. Die
eigentliche Welt des Tons iſt in den Me-
tallen lebendig, und so sind dieſe und das
Ohr aufs genaueſte für einander geſchaffen.

Dieſer Sinn wirkt am stärkſten beim
Schlafe der übrigen Natur, beſonders des
Lichts; nur von unbeſtimmten Vorgängen
der Welt, von ihrem raſtloſen Bemühen,
die Starrheit zu zerſtören, und den hefti-
gen Schlägen dieſer in dieſem Kampfe,
dem Thiere Nachricht gebend, macht er
Furcht zum Charakter des Hörſinns, und
läſst sie da am ſtärkſten wirken, wo er am
meiſten herrſchend iſt, wie in der Klaſſe
der Vögel. Auch Geſchwäzigkeit und alle

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H 2
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[115/0133] Erregung aus den Metallen übergeht in das metalliſche Ohr. Gleich dem Farbenbilde, welches die Lichtaction auf die Retina wirft, wird ein magnetiſches Farbenbild auf den Nervenbrei im Ohr geworfen, eben so re- flectirt sich die Schwere in der Hand, und alle Naturactionen auf ihren Sinnorganen. Das Hörorgan iſt selbſt aus starren Thei- len, sogar bei den niederſten Thieren zu- sammengeſezt, und entſpricht so als der einzige verknöcherte Sinn den Metallen, seinem Vorbilde aufs vollkommenſte. Die eigentliche Welt des Tons iſt in den Me- tallen lebendig, und so sind dieſe und das Ohr aufs genaueſte für einander geſchaffen. Dieſer Sinn wirkt am stärkſten beim Schlafe der übrigen Natur, beſonders des Lichts; nur von unbeſtimmten Vorgängen der Welt, von ihrem raſtloſen Bemühen, die Starrheit zu zerſtören, und den hefti- gen Schlägen dieſer in dieſem Kampfe, dem Thiere Nachricht gebend, macht er Furcht zum Charakter des Hörſinns, und läſst sie da am ſtärkſten wirken, wo er am meiſten herrſchend iſt, wie in der Klaſſe der Vögel. Auch Geſchwäzigkeit und alle Sym- H 2

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Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/133>, abgerufen am 24.11.2024.