An den Verdauungsprocess schliesst sich an die Action der Milz, und der Harn- werkzeuge; da der Magen die aufgestiege- ne Lunge, die Lunge2 ist, so hat ihn der Oxydationsprocess wegen der chymischen Function des Magensaftes begleitet, und diese Oxydation, dieses Athmen des Magens ist vermittelt durch die Milz. Diese ist die Lunge des Magens oder der Magen selbst, in- dem er noch Lungenfunction hat. Die Milz- krankheiten sind daher wahre Lungen- krankheiten, und wirken auch auf den Organismus eben so, indem sie die Schwind- sucht hervorbringen. Ohne Zweifel hängt in sehr vielen Fällen Dispepsie, Ructus, Vomitus etc. von unterbrochener oder auch vor zu starker Athmung des Magens durch die Milz ab, und häufig sind die soge- nannten reinen Fieber Phenomene der so treffend genannten, aber noch unmerkli- chen Phthisis lienalis; die Fieber- rinde scheint homolog mit der Milz zu sein.
Die Milz scheint nur in denjenigen Thieren vorhanden, welche nach Entste- hung der Lunge geformt sind, und ener-
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An den Verdauungsproceſs schlieſst sich an die Action der Milz, und der Harn- werkzeuge; da der Magen die aufgeſtiege- ne Lunge, die Lunge2 iſt, so hat ihn der Oxydationsproceſs wegen der chymiſchen Function des Magenſaftes begleitet, und dieſe Oxydation, dieſes Athmen des Magens iſt vermittelt durch die Milz. Dieſe ist die Lunge des Magens oder der Magen selbſt, in- dem er noch Lungenfunction hat. Die Milz- krankheiten sind daher wahre Lungen- krankheiten, und wirken auch auf den Organismus eben so, indem sie die Schwind- sucht hervorbringen. Ohne Zweifel hängt in sehr vielen Fällen Dispepsie, Ructus, Vomitus etc. von unterbrochener oder auch vor zu starker Athmung des Magens durch die Milz ab, und häufig sind die soge- nannten reinen Fieber Phenomene der so treffend genannten, aber noch unmerkli- chen Phthisis lienalis; die Fieber- rinde scheint homolog mit der Milz zu sein.
Die Milz scheint nur in denjenigen Thieren vorhanden, welche nach Entſte- hung der Lunge geformt sind, und ener-
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An den Verdauungsproceſs schlieſst sich
an die Action der Milz, und der Harn-
werkzeuge; da der Magen die aufgeſtiege-
ne Lunge, die Lunge2 iſt, so hat ihn der
Oxydationsproceſs wegen der chymiſchen
Function des Magenſaftes begleitet, und
dieſe Oxydation, dieſes Athmen des Magens
iſt vermittelt durch die Milz. Dieſe ist die
Lunge des Magens oder der Magen selbſt, in-
dem er noch Lungenfunction hat. Die Milz-
krankheiten sind daher wahre Lungen-
krankheiten, und wirken auch auf den
Organismus eben so, indem sie die Schwind-
sucht hervorbringen. Ohne Zweifel hängt
in sehr vielen Fällen Dispepsie, Ructus,
Vomitus etc. von unterbrochener oder auch
vor zu starker Athmung des Magens durch
die Milz ab, und häufig sind die soge-
nannten reinen Fieber Phenomene der so
treffend genannten, aber noch unmerkli-
chen Phthisis lienalis; die Fieber-
rinde scheint homolog mit der Milz zu
sein.
Die Milz scheint nur in denjenigen
Thieren vorhanden, welche nach Entſte-
hung der Lunge geformt sind, und ener-
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/103>, abgerufen am 16.02.2025.
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