Linie; wer nicht mitmacht, wer sich nicht hineindrängt, der wird an die Wand gedrückt. Der Studentin ist es so leicht gemacht, am akademischen Leben teilzunehmen; sie wird direkt dafür gesucht. Vergleichen wir in dieser Be- ziehung die Lage anderer weiblicher Berufe, die trotz des besten Willens von den Männerorganisationen ausge- schlossen werden, so müssen wir die Vorteile der studie- renden Frauen, die Abgeschlossenheit ihres Arbeitsgebietes, in viel lebhafterer Weise ausnützen. Und da gibt es keinen anderen Weg, als daß alle diejenigen, die mit der Hochschule in Verbindung stehen, und die modern denken, ihren Einfluß für eine viel ausgebildetere Koedukation an der Universität verwerten. Die Studentinnen selber wer- den ihre akademische Vorbereitung fürs Leben in einem ganz anderen Sinne betreiben können, wenn sie aus ihrer passiven Haltung heraustreten, wenn sie sich unter die Kommilitonen mischen, wenn sie sich mehr um akademische Angelegenheiten kümmern und mit den Kommilitonen zusammen arbeiten an einer Umwandlung des akademischen Lebens nach modernen Prinzipien.
Linie; wer nicht mitmacht, wer sich nicht hineindrängt, der wird an die Wand gedrückt. Der Studentin ist es so leicht gemacht, am akademischen Leben teilzunehmen; sie wird direkt dafür gesucht. Vergleichen wir in dieser Be- ziehung die Lage anderer weiblicher Berufe, die trotz des besten Willens von den Männerorganisationen ausge- schlossen werden, so müssen wir die Vorteile der studie- renden Frauen, die Abgeschlossenheit ihres Arbeitsgebietes, in viel lebhafterer Weise ausnützen. Und da gibt es keinen anderen Weg, als daß alle diejenigen, die mit der Hochschule in Verbindung stehen, und die modern denken, ihren Einfluß für eine viel ausgebildetere Koedukation an der Universität verwerten. Die Studentinnen selber wer- den ihre akademische Vorbereitung fürs Leben in einem ganz anderen Sinne betreiben können, wenn sie aus ihrer passiven Haltung heraustreten, wenn sie sich unter die Kommilitonen mischen, wenn sie sich mehr um akademische Angelegenheiten kümmern und mit den Kommilitonen zusammen arbeiten an einer Umwandlung des akademischen Lebens nach modernen Prinzipien.
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Linie; wer nicht mitmacht, wer sich nicht hineindrängt,
der wird an die Wand gedrückt. Der Studentin ist es so
leicht gemacht, am akademischen Leben teilzunehmen; sie
wird direkt dafür gesucht. Vergleichen wir in dieser Be-
ziehung die Lage anderer weiblicher Berufe, die trotz des
besten Willens von den Männerorganisationen ausge-
schlossen werden, so müssen wir die Vorteile der studie-
renden Frauen, die Abgeschlossenheit ihres Arbeitsgebietes,
in viel lebhafterer Weise ausnützen. Und da gibt es
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Ohr, Julie: Die Studentin der Gegenwart. München-Gern, 1909, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ohr_studentin_1909/41>, abgerufen am 16.02.2025.
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