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Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434

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Kunstwerke kann man leicht erschöpfen, ja man findet sogar immer Fehler daran, je genauer man sie untersucht; aber Gottes Werke sind unerschöpflich, und je mehr wir sie studiren, desto mehr Vollkommenheit finden wir an ihnen.

Jhr könnt nun leicht denken, daß Gott, der zur Erhaltung des Blumengeschlechts so wundervolle Einrichtungen gemacht hat, in seinen Veranstaltungen zur Erhaltung der edelsten Geschöpfe auf Erden nicht minder weise, groß und gütig erscheinet. Gewiß wird er hier vorzüglich alle die Eigenschaften geoffenbart haben, die ihn in unsern Augen so verehrungswürdig machen. Jhr könnt aus dem angeführten auch lernen, wie leicht man über die Weisheit und Güte Gottes hinweg sehen kann, wenn man nemlich alles leichtsinnig behandelt, was beim ersten Anblick eine Kleinigkeit zu seyn scheint: Jhr habt wol oft muthwilliger Weise eine Blume zernichtet, ohne es euch einfallen zu lassen, daß diese ein weit künstlicheres Werk sey, als die schönste Uhr. Und wie weit übertrift nun nicht der Mensch die schönste Blume? Kann irgend etwas an dem Menschen uns wol eine Kleinigkeit scheinen? Theile, meine Lieben, die wir zu entblößen uns schämen; die zur Absonderung mancher Unreinigkeiten

Kunstwerke kann man leicht erschöpfen, ja man findet sogar immer Fehler daran, je genauer man sie untersucht; aber Gottes Werke sind unerschöpflich, und je mehr wir sie studiren, desto mehr Vollkommenheit finden wir an ihnen.

Jhr könnt nun leicht denken, daß Gott, der zur Erhaltung des Blumengeschlechts so wundervolle Einrichtungen gemacht hat, in seinen Veranstaltungen zur Erhaltung der edelsten Geschöpfe auf Erden nicht minder weise, groß und gütig erscheinet. Gewiß wird er hier vorzüglich alle die Eigenschaften geoffenbart haben, die ihn in unsern Augen so verehrungswürdig machen. Jhr könnt aus dem angeführten auch lernen, wie leicht man über die Weisheit und Güte Gottes hinweg sehen kann, wenn man nemlich alles leichtsinnig behandelt, was beim ersten Anblick eine Kleinigkeit zu seyn scheint: Jhr habt wol oft muthwilliger Weise eine Blume zernichtet, ohne es euch einfallen zu lassen, daß diese ein weit künstlicheres Werk sey, als die schönste Uhr. Und wie weit übertrift nun nicht der Mensch die schönste Blume? Kann irgend etwas an dem Menschen uns wol eine Kleinigkeit scheinen? Theile, meine Lieben, die wir zu entblößen uns schämen; die zur Absonderung mancher Unreinigkeiten

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[324/0032] Kunstwerke kann man leicht erschöpfen, ja man findet sogar immer Fehler daran, je genauer man sie untersucht; aber Gottes Werke sind unerschöpflich, und je mehr wir sie studiren, desto mehr Vollkommenheit finden wir an ihnen. Jhr könnt nun leicht denken, daß Gott, der zur Erhaltung des Blumengeschlechts so wundervolle Einrichtungen gemacht hat, in seinen Veranstaltungen zur Erhaltung der edelsten Geschöpfe auf Erden nicht minder weise, groß und gütig erscheinet. Gewiß wird er hier vorzüglich alle die Eigenschaften geoffenbart haben, die ihn in unsern Augen so verehrungswürdig machen. Jhr könnt aus dem angeführten auch lernen, wie leicht man über die Weisheit und Güte Gottes hinweg sehen kann, wenn man nemlich alles leichtsinnig behandelt, was beim ersten Anblick eine Kleinigkeit zu seyn scheint: Jhr habt wol oft muthwilliger Weise eine Blume zernichtet, ohne es euch einfallen zu lassen, daß diese ein weit künstlicheres Werk sey, als die schönste Uhr. Und wie weit übertrift nun nicht der Mensch die schönste Blume? Kann irgend etwas an dem Menschen uns wol eine Kleinigkeit scheinen? Theile, meine Lieben, die wir zu entblößen uns schämen; die zur Absonderung mancher Unreinigkeiten

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/32>, abgerufen am 29.03.2024.