Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.Und dies würde wol der Fall in den niedrigsten Ständen auf dem Lande seyn, wo wenig aus Erziehung gemacht wird und der Unterricht in den Dorfschulen sich auf einige unentbehrliche Kenntnisse einschränkt und einschränken muß, weil durchgängig die Besoldungen zu klein sind, als daß geschickte Lehrer sich dem Unterricht in dieser Klasse widmen sollten. Jch nenne diesen Stand meiner Nebenmenschen hier mit Fleiß, weil ich aus Erfahrung weiß, daß auch unter der Landjugend in den mir bekannten Gegenden, unnatürliche Laster im Schwange gehn, und weil ich bei dem vorhergesagten nur auf Privaterziehung und Privatunterricht eigentlich Rücksicht genommen habe. Es läßt sich nicht erwarten, daß Eltern aus geringeren Ständen, Gelegenheit, Lust und Fähigkeit genug haben sollten, die Kenntnisse, von denen hier die Rede ist, ihren Kindern beizubringen. Es läßt sich auch nicht erwarten, daß Lehrer der Land- und anderer niederen Schulen in einer zahlreichen Versammlung von Kindern verschiedenen Geschlechts und Alters Gelegenheit, Zeit und überhaupt Geschicklichkeit genug haben sollten, mit einem jeden Kinde sich in der engen Vertraulichkeit zu unterhalten, die die Sache und selbst die Fähig- Und dies würde wol der Fall in den niedrigsten Ständen auf dem Lande seyn, wo wenig aus Erziehung gemacht wird und der Unterricht in den Dorfschulen sich auf einige unentbehrliche Kenntnisse einschränkt und einschränken muß, weil durchgängig die Besoldungen zu klein sind, als daß geschickte Lehrer sich dem Unterricht in dieser Klasse widmen sollten. Jch nenne diesen Stand meiner Nebenmenschen hier mit Fleiß, weil ich aus Erfahrung weiß, daß auch unter der Landjugend in den mir bekannten Gegenden, unnatürliche Laster im Schwange gehn, und weil ich bei dem vorhergesagten nur auf Privaterziehung und Privatunterricht eigentlich Rücksicht genommen habe. Es läßt sich nicht erwarten, daß Eltern aus geringeren Ständen, Gelegenheit, Lust und Fähigkeit genug haben sollten, die Kenntnisse, von denen hier die Rede ist, ihren Kindern beizubringen. Es läßt sich auch nicht erwarten, daß Lehrer der Land- und anderer niederen Schulen in einer zahlreichen Versammlung von Kindern verschiedenen Geschlechts und Alters Gelegenheit, Zeit und überhaupt Geschicklichkeit genug haben sollten, mit einem jeden Kinde sich in der engen Vertraulichkeit zu unterhalten, die die Sache und selbst die Fähig- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0282" n="283"/> <p> Und dies würde wol der Fall in den niedrigsten Ständen auf dem Lande seyn, wo wenig aus Erziehung gemacht wird und der Unterricht in den Dorfschulen sich auf einige unentbehrliche Kenntnisse einschränkt und einschränken muß, weil durchgängig die Besoldungen zu klein sind, als daß geschickte Lehrer sich dem Unterricht in dieser Klasse widmen sollten. Jch nenne diesen Stand meiner Nebenmenschen hier mit Fleiß, weil ich aus Erfahrung weiß, daß auch unter der Landjugend in den mir bekannten Gegenden, unnatürliche Laster im Schwange gehn, und weil ich bei dem vorhergesagten nur auf Privaterziehung und Privatunterricht eigentlich Rücksicht genommen habe. Es läßt sich nicht erwarten, daß Eltern aus geringeren Ständen, Gelegenheit, Lust und Fähigkeit genug haben sollten, die Kenntnisse, von denen hier die Rede ist, ihren Kindern beizubringen. Es läßt sich auch nicht erwarten, daß Lehrer der Land- und anderer niederen Schulen in einer zahlreichen Versammlung von Kindern verschiedenen Geschlechts und Alters Gelegenheit, Zeit und überhaupt Geschicklichkeit genug haben sollten, mit einem jeden Kinde sich in der engen Vertraulichkeit zu unterhalten, die die Sache und selbst die Fähig- </p> </div> </body> </text> </TEI> [283/0282]
Und dies würde wol der Fall in den niedrigsten Ständen auf dem Lande seyn, wo wenig aus Erziehung gemacht wird und der Unterricht in den Dorfschulen sich auf einige unentbehrliche Kenntnisse einschränkt und einschränken muß, weil durchgängig die Besoldungen zu klein sind, als daß geschickte Lehrer sich dem Unterricht in dieser Klasse widmen sollten. Jch nenne diesen Stand meiner Nebenmenschen hier mit Fleiß, weil ich aus Erfahrung weiß, daß auch unter der Landjugend in den mir bekannten Gegenden, unnatürliche Laster im Schwange gehn, und weil ich bei dem vorhergesagten nur auf Privaterziehung und Privatunterricht eigentlich Rücksicht genommen habe. Es läßt sich nicht erwarten, daß Eltern aus geringeren Ständen, Gelegenheit, Lust und Fähigkeit genug haben sollten, die Kenntnisse, von denen hier die Rede ist, ihren Kindern beizubringen. Es läßt sich auch nicht erwarten, daß Lehrer der Land- und anderer niederen Schulen in einer zahlreichen Versammlung von Kindern verschiedenen Geschlechts und Alters Gelegenheit, Zeit und überhaupt Geschicklichkeit genug haben sollten, mit einem jeden Kinde sich in der engen Vertraulichkeit zu unterhalten, die die Sache und selbst die Fähig-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |