Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.III. "Die Jnfibulation. Vermuthlich werden die meisten meiner Leser in Ansehung dieses Worts in dem nemlichen Falle seyn, worin ich selbst noch vor einigen Jahren war, d. i. sie werden entweder gar nicht, oder doch nicht bestimmt wissen, was darunter verstanden werde. Jch muß mich daher erklären." "Es war mir zwar historisch bekannt, daß die Schauspieler bei den Alten, um durch Enthaltsamkeit ihre Stimmen zu erhalten, sich durch einen Ring (fibula) jeden wollüstigen Gebrauch des Zeugungsgliedes unmöglich zu machen pflegten; (Vtebantur Tragödi & Comici fibulis ad constrigendum penem, ne arrigeretur, vocis gratia, quam Venus corrumpit atque obfuscat.) auch wußte ich aus Fabers Thesaura, daß eine Beschreibung der Art und Weise, wie ein solcher Ring angelegt ward, beim Cornelius Celsus zu finden sey; ich hatte endlich auch gehört, daß in neuern Zeiten Hr. Doctor Börner in Leipzig die Einführung solcher Ringe als das sicherste Verwahrungsmittel wider die Onanie empfohlen habe; aber, weil ich mir irriger Weise die Sache ganz anders vorstellte, als sie ist, und daher keine günstige Meinung von diesem III. „Die Jnfibulation. Vermuthlich werden die meisten meiner Leser in Ansehung dieses Worts in dem nemlichen Falle seyn, worin ich selbst noch vor einigen Jahren war, d. i. sie werden entweder gar nicht, oder doch nicht bestimmt wissen, was darunter verstanden werde. Jch muß mich daher erklären.“ „Es war mir zwar historisch bekannt, daß die Schauspieler bei den Alten, um durch Enthaltsamkeit ihre Stimmen zu erhalten, sich durch einen Ring (fibula) jeden wollüstigen Gebrauch des Zeugungsgliedes unmöglich zu machen pflegten; (Vtebantur Tragödi & Comici fibulis ad constrigendum penem, ne arrigeretur, vocis gratia, quam Venus corrumpit atque obfuscat.) auch wußte ich aus Fabers Thesaura, daß eine Beschreibung der Art und Weise, wie ein solcher Ring angelegt ward, beim Cornelius Celsus zu finden sey; ich hatte endlich auch gehört, daß in neuern Zeiten Hr. Doctor Börner in Leipzig die Einführung solcher Ringe als das sicherste Verwahrungsmittel wider die Onanie empfohlen habe; aber, weil ich mir irriger Weise die Sache ganz anders vorstellte, als sie ist, und daher keine günstige Meinung von diesem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0217" n="218"/> <p> III. „Die Jnfibulation. Vermuthlich werden die meisten meiner Leser in Ansehung dieses Worts in dem nemlichen Falle seyn, worin ich selbst noch vor einigen Jahren war, d. i. sie werden entweder gar nicht, oder doch nicht bestimmt wissen, was darunter verstanden werde. Jch muß mich daher erklären.“</p> <p>„Es war mir zwar historisch bekannt, daß die Schauspieler bei den Alten, um durch Enthaltsamkeit ihre Stimmen zu erhalten, sich durch einen Ring <hi rendition="#aq">(fibula)</hi> jeden wollüstigen Gebrauch des Zeugungsgliedes unmöglich zu machen pflegten; <hi rendition="#aq">(Vtebantur Tragödi & Comici fibulis ad constrigendum penem, ne arrigeretur, vocis gratia, quam Venus corrumpit atque obfuscat.)</hi> auch wußte ich aus Fabers <hi rendition="#g">Thesaura</hi>, daß eine Beschreibung der Art und Weise, wie ein solcher Ring angelegt ward, beim <hi rendition="#aq">Cornelius Celsus</hi> zu finden sey; ich hatte endlich auch gehört, daß in neuern Zeiten Hr. Doctor Börner in Leipzig die Einführung solcher Ringe als das sicherste Verwahrungsmittel wider die Onanie empfohlen habe; aber, weil ich mir irriger Weise die Sache ganz anders vorstellte, als sie ist, und daher keine günstige Meinung von diesem </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0217]
III. „Die Jnfibulation. Vermuthlich werden die meisten meiner Leser in Ansehung dieses Worts in dem nemlichen Falle seyn, worin ich selbst noch vor einigen Jahren war, d. i. sie werden entweder gar nicht, oder doch nicht bestimmt wissen, was darunter verstanden werde. Jch muß mich daher erklären.“
„Es war mir zwar historisch bekannt, daß die Schauspieler bei den Alten, um durch Enthaltsamkeit ihre Stimmen zu erhalten, sich durch einen Ring (fibula) jeden wollüstigen Gebrauch des Zeugungsgliedes unmöglich zu machen pflegten; (Vtebantur Tragödi & Comici fibulis ad constrigendum penem, ne arrigeretur, vocis gratia, quam Venus corrumpit atque obfuscat.) auch wußte ich aus Fabers Thesaura, daß eine Beschreibung der Art und Weise, wie ein solcher Ring angelegt ward, beim Cornelius Celsus zu finden sey; ich hatte endlich auch gehört, daß in neuern Zeiten Hr. Doctor Börner in Leipzig die Einführung solcher Ringe als das sicherste Verwahrungsmittel wider die Onanie empfohlen habe; aber, weil ich mir irriger Weise die Sache ganz anders vorstellte, als sie ist, und daher keine günstige Meinung von diesem
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