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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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II. "Hemme die Phantasie augenblicklich, sobald sie, auch ungereitzt, sich deiner bemeistern will. Dazu gehören folgende Unterregeln:

a) Denke auch den an sich unschuldigen Gedanken nicht aus, sobald du nur von fern witterst, daß sein Urenkel ein wollüstiger seyn werde, der schon einmal zu deinem Falle das Seinige mit beitrug.

b) Noch viel weniger erlaube dir einen Gedanken, der an sich selbst schon Sandbank, oder Klippe, oder Strudel für dich ist. Zu diesen verderblichen und auf alle Weise zu vermeidenden Spielen der Phantasie gehört überhaupt jede Erinnerung an körperliche Schönheiten und Reize eines Mädchens, besonders aber an irgend ein je empfundenes wollüstiges Behagen in dem schlimmern Sinne des Worts."

"Um aber Gedanken, die gefährlich für mich zu werden droheten, sogleich in ihrer Geburt zu ersticken, wandte ich folgende Mittel an:

a) ich veränderte alsobald den Ort, und suchte, wenn ich einsam war, Gesellschaft; oder

b) ich wählte eine ernste Beschäftigung, die alle meine Denkkräfte schnell in Thätigkeit

II. „Hemme die Phantasie augenblicklich, sobald sie, auch ungereitzt, sich deiner bemeistern will. Dazu gehören folgende Unterregeln:

a) Denke auch den an sich unschuldigen Gedanken nicht aus, sobald du nur von fern witterst, daß sein Urenkel ein wollüstiger seyn werde, der schon einmal zu deinem Falle das Seinige mit beitrug.

b) Noch viel weniger erlaube dir einen Gedanken, der an sich selbst schon Sandbank, oder Klippe, oder Strudel für dich ist. Zu diesen verderblichen und auf alle Weise zu vermeidenden Spielen der Phantasie gehört überhaupt jede Erinnerung an körperliche Schönheiten und Reize eines Mädchens, besonders aber an irgend ein je empfundenes wollüstiges Behagen in dem schlimmern Sinne des Worts.“

„Um aber Gedanken, die gefährlich für mich zu werden droheten, sogleich in ihrer Geburt zu ersticken, wandte ich folgende Mittel an:

a) ich veränderte alsobald den Ort, und suchte, wenn ich einsam war, Gesellschaft; oder

b) ich wählte eine ernste Beschäftigung, die alle meine Denkkräfte schnell in Thätigkeit

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[216/0215] II. „Hemme die Phantasie augenblicklich, sobald sie, auch ungereitzt, sich deiner bemeistern will. Dazu gehören folgende Unterregeln: a) Denke auch den an sich unschuldigen Gedanken nicht aus, sobald du nur von fern witterst, daß sein Urenkel ein wollüstiger seyn werde, der schon einmal zu deinem Falle das Seinige mit beitrug. b) Noch viel weniger erlaube dir einen Gedanken, der an sich selbst schon Sandbank, oder Klippe, oder Strudel für dich ist. Zu diesen verderblichen und auf alle Weise zu vermeidenden Spielen der Phantasie gehört überhaupt jede Erinnerung an körperliche Schönheiten und Reize eines Mädchens, besonders aber an irgend ein je empfundenes wollüstiges Behagen in dem schlimmern Sinne des Worts.“ „Um aber Gedanken, die gefährlich für mich zu werden droheten, sogleich in ihrer Geburt zu ersticken, wandte ich folgende Mittel an: a) ich veränderte alsobald den Ort, und suchte, wenn ich einsam war, Gesellschaft; oder b) ich wählte eine ernste Beschäftigung, die alle meine Denkkräfte schnell in Thätigkeit

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/215>, abgerufen am 22.11.2024.